Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) empfiehlt deshalb von MS Betroffenen, sich weitgehend nach den Vorschlägen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine gesunde, ausgewogene und fettreduzierte Ernährung zu richten.
Eine gesunde Ernährung ist für Menschen mit MS besonders wichtig, damit ihr Körper all die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in ausreichender Menge erhält, die er selbst nicht herstellen kann, für ein möglichst reibungsloses Funktionieren aber benötigt. Zwar gibt es bislang nur wenige Hinweise darauf, dass sich Krankheitsprozesse bei MS durch die Ernährung beeinflussen lassen, doch wenn die Körperzellen mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sind, können sie so gut funktionieren, wie es ihnen möglich ist.
Unsere Nahrung setzt sich aus Kohlenhydraten (Stärke, Zucker), Eiweißen und Fetten zusammen. Der Hauptenergielieferant für den Körper sind die Kohlenhydrate. Diese sind in erster Linie in pflanzlicher Nahrung enthalten, in großen Mengen z. B. in Getreide, Kartoffeln und den aus ihnen hergestellten Produkten. Eiweiße und Fette hingegen finden sich in größeren Anteilen vor allem in tierischer Kost (Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte, Eier). Der menschliche Organismus braucht all diese Grundbausteine der Nahrung, von manchen jedoch mehr, von anderen weniger.
So empfiehlt die DGE beispielsweise, den täglichen Energiebedarf zu etwa 40% mit Obst, Gemüse und Salat zu decken, zu rund 30% mit Getreideprodukten (Brot, Müsli, Nudeln, Reis) sowie Kartoffeln, zu rund 20% mit Milch und Milchprodukten, zu gut 7% mit Wurst, Fleisch, Fisch und Eiern und nur zu ca. 2% mit Fetten (Ölen, Butter) zu decken. Das bedeutet also, möglichst wenig Fleisch und Fisch zu essen und möglichst viel Obst und Gemüse, am besten fünf Portionen am Tag.
Für MS Betroffene, so die DGE, kann es sinnvoll sein, den Konsum tierischer Produkte wie Wurst, Fleisch und Eier weiter einzuschränken. Denn u. U. können tierische Fette die Entzündungsprozesse bei MS verstärken. Milch und Milchprodukte sowie Fisch sind von der Einschränkung jedoch ausgenommen, da Milch ein hervorragender Kalziumlieferant ist. Kalzium ist für den Körper deshalb so wichtig, weil es u. a. für stabile Knochen sorgt. Und bestimmte Fische wie Lachs oder Hering enthalten sog. Omega-3-Fettsäuren, die möglicherweise Entzündungsprozessen entgegenwirken. Allerdings ist bislang nicht abschließend geklärt, ob diese tatsächlich eine positive Wirkung auf das Entzündungsgeschehen bei MS haben.
Fettarm sind auch die meisten Obst- und Gemüsesorten. Zudem enthalten sie viele Vitamine und Mineralstoffe. Einige dieser Substanzen (insbesondere Vitamin A, C und E) gelten als Fänger der sog. freien Radikale. Freie Radikale sind Atome oder Moleküle, die sehr schnell mit anderen Molekülen reagieren und Körperzellen schädigen können, z. B. indem sie Entzündungsprozesse hervorrufen. Die Radikalenfänger unter den Vitaminen beugen diesen Schäden im Organismus vor, indem sie die freien Radikale binden und damit unschädlich machen. Wer täglich fünf Portionen Obst oder Gemüse isst (eine Portion entspricht etwa der Größe der eigenen Faust), kann sicher sein, seinem Körper eine ausreichende Menge an Vitaminen und Mineralstoffen und damit auch an freien Radikalenfängern zuzuführen.
Hinzukommt: Die meisten Obst- und Gemüsesorten sind energiearm, d. h., man kann von ihnen so viel essen, wie man möchte, ohne dass es sich auf der Waage niederschlägt. Das ist vor allem für MS-Betroffene mit Bewegungseinschränkungen von Bedeutung, die auf ihre Energiezufuhr achten müssen, um Übergewicht zu vermeiden, insbesondere da Übergewicht zu weiteren Bewegungseinschränkungen führen kann. So benötigen Männer zwischen 25 und 50 Jahren, die sich nur wenig bewegen, pro Tag ca. 2.400 Kilokalorien (= 10 044 Kilojoule), um ihr Gewicht zu halten, Frauen hingegen 1.900 Kilokalorien (7.951,5 Kilojoule).
Zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung gehört auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die DGE empfiehlt, täglich mindestens 1,5 Liter zu trinken, bei Bedarf (z. B. bei Wärme, sportlicher Betätigung, starkem Schwitzen) mehr. Spätestens, wenn sich der Durst bemerkbar macht, sollte man etwas trinken. Am günstigsten sind energiefreie oder energiearme Getränke wie Wasser oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte, die zusätzlich Mineralstoffe und Vitamine enthalten, sowie ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee. Menschen mit MS müssen auf Kaffee i. d. R. nicht verzichten. Auch hin und wieder ein Glas Wein oder ein Bier kann durchaus möglich sein, wenn keine Wechselwirkungen mit Medikamenten zu befürchten sind.
Quelle: BMS 3/12