Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Eine Krebserkrankung und die damit einhergehende Therapie haben oft weitreichende Folgen, die den Alltag von Betroffenen auch nach überstandener Operation, Chemotherapie und Bestrahlung noch beeinflussen können. Um mit den Konsequenzen und möglichen Einschränkungen dieser schweren Erkrankung besser zurechtzukommen, stehen Hilfsmittel zur Verfügung. Sie werden i. d. R. vom behandelnden Arzt verordnet, können aber auch direkt bei der Krankenkasse beantragt werden. Dazu gehören z. B. Perücken, Brustprothesen oder auch Spezial-BHs, -Bademode, aber auch Kompressionsstrümpfe, ein Rollstuhl oder Inkontinenzhilfen.
Ob die Krankenkasse die Kosten für die Hilfsmittel übernimmt, darüber können sich Versicherte im sog. Heil- und Hilfsmittelverzeichnis informieren. Sind die Hilfsmittel hier aufgelistet, ist die Kasse zu einer Übernahme verpflichtet. I. d. R. müssen Betroffene eine Zuzahlung leisten – die auf zehn Euro pro Hilfsmittel begrenzt ist.
Bei einer Brustkrebserkrankung ist i. d. R. die operative Entfernung des Tumors notwendig. In der Folge kann die Form der Brust verändert sein. U. U. ist sogar die Abnahme der Brust (Mastektomie) erforderlich. Um diese Veränderungen für die Umwelt unsichtbar zu machen, können Brustprothesen zum Einsatz kommen. Die Auswahl an Prothesen ist groß, sodass sich jede Frau entsprechend ihrer Brustgröße, ihrer Hautfarbe und der Form der Brust eine Prothese aussuchen kann. Wurden Teile der Brust entfernt, reicht eine sog. Teilprothese aus, um den optischen Unterschied zur gesunden Brust wieder auszugleichen.
Betroffene können sich in einem Sanitätshaus beraten lassen, welche Prothesen für sie am besten geeignet sind. Meist wird Silikon verwendet, da sein Gewicht und sein Schwingungsverhalten dem des gesunden Gewebes gleichen. Die Brustprothese wird meist in den BH eingelegt. Zur Verfügung stehen aber auch Prothesen, die selbsthaftend sind. Wichtig ist, die Prothesen erst dann zu tragen, wenn die Narben nach der Operation vollständig verheilt sind. Nur so kann verhindert werden, dass diese sich durch Reibung entzünden. Um die Veränderung direkt nach der Operation zu kaschieren, eigenen sich Brustprothesen, die aus Watte oder Schaumstoff bestehen. Diese werden meist einen bis eineinhalb Monate nach der Operation getragen.
Mit einer Brustprothese können betroffene Frauen nicht nur die fehlende Brust optisch ersetzen, sondern auch Problemen im Rückenbereich vorbeugen. Denn: Durch die Abnahme der Brust verändert sich auch das Gewicht der betroffenen Körperhälfte und damit die Gewichtsverteilung insgesamt. Rücken- oder Schulterprobleme können die Folge sein.
Spezial-BHs können das Tragen einer Prothese erleichtern, da sie eine Tasche enthalten, in die die Prothese eingelegt werden kann. U. u. sind auch zwei Taschen enthalten. Dass gleiche gilt für Bademode.
Die Spezial-BHs sind darüber hinaus aus speziellem, hautfreundlichem Material, da nach einer Operation oder einer Bestrahlung die Haut auf und um die Brust herum empfindlich sein kann. Sehr leichtes Material kann hier helfen, mögliche Beschwerden, die durch das Tragen eines „normalen“ BHs verursacht würden, zu vermeiden. Auch die Form dieser BHs ist an die Bedürfnisse von Brustkrebspatientinnen nach einer Operation angepasst. Die Träger sind breiter als bei herkömmlichen Produkten. Der Vorteil: Der Druck verteilt sich gleichmäßiger, der Lymphabfluss, der nach einer Operation (bei Entfernung von Lymphknoten) gestört sein kann, wird nicht zusätzlich belastet.
Die Weiblichkeit wird nicht nur durch die Operation der Brust beeinflusst, sondern auch durch den Verlust der Haare während einer Chemotherapie. Wer nicht mit kahlem Kopf in die Öffentlichkeit will, kann sich bei sog. Zweithaarspezialisten eine Perücke anfertigen lassen. Hier gibt es unterschiedliche Modelle und Unterschiede in der Qualität. Grundsätzlich gibt es Perücken aus Echthaar und aus künstlichem Haar. Beide Produkte haben ihre Vor- und Nachteile. So wirkt Echthaar meist natürlicher, künstliche Haare sind aber häufig einfacher zu pflegen.
Grundsätzlich sollten Frauen, die sich eine Perücke anschaffen möchten, vor dem Kauf erkundigen, wie hoch der Zuschuss der Krankenkasse ist und sich vom Zweithaarspezialisten zunächst einen Kostenvoranschlag geben lassen. So können böse und vor allem teure Überraschungen vermieden werden.
Im Rahmen einer Operation oder Amputation der Brust werden u. U. auch Lymphknoten (in erster Linie in der Achsel) entfernt, wenn sich hier bereits Krebszellen befinden. Dann kann in der Folge der Lymphfluss gestört sein, es entstehen Lymphödeme. Um diese zu behandeln, ist das Tragen eines Kompressionsstrumpfes Pflicht. Auch hier werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen, die üblicherweise zwei Paar Strümpfe pro Jahr zur Verfügung stellt.
I. d. R. werden die Kosten für ein bis zwei Brustprothesen (abhängig von der Operation) sowie zwei Spezial-BHs übernommen. Außerdem haben Frauen alle zwei Jahre Anspruch auf eine neue Prothese und jedes Jahr zwei neue Spezial-BHs. Bei einer Veränderung des Gewichts oder eine Beschädigung der Prothesen werden die Kosten für eine neue meist übernommen.
Quelle: Leben? Leben! 2/2018