Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Prof. Dr. med. Joachim Spranger ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des GFMK-Ratgebers Diabetes und stellvertretender Direktor der Abteilung für Endokrinologie, Diabetes und Ernährung an der Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin in Berlin.
Prof. Spranger: Ich habe mich schon immer für naturwissenschaftliche Fragen interessiert. Als Biologe oder Physiker wäre mir die Tätigkeit aber zu weit vom Menschen entfernt gewesen, daher habe ich mich für den Arztberuf entschieden. Speziell der Diabetes ist bei näherer Betrachtung eine ausgesprochen komplexe Erkrankung. Viele Fragestellungen sind noch offen und es erfordert viel Gespür für den einzelnen Patienten, um einen Diabetes dauerhaft erfolgreich zu behandeln.
Prof. Spranger: Besonders wichtig ist mir, die Patienten in ihrem sozialen Umfeld wahrzunehmen. Das ist nach meiner Einschätzung einer der wichtigsten Aspekte, die berücksichtigt werden müssen, um eine erfolgreiche Therapie dauerhaft zu realisieren.
Prof. Spranger: Ich kann mich für Sport in jeder Form begeistern, auch als Zuschauer.
Prof. Spranger: Das erste Problem ist natürlich, zu verstehen, warum wir eine immer größere Zahl an Diabetespatienten haben. Hier laufen Initiativen in erheblichem Umfang. Es ist offensichtlich, dass die Umweltbedingungen hier eine wesentliche Rolle spielen. Es wird eine der Anstrengungen der Zukunft sein, Präventionsmaßnahmen zu etablieren, die eine Absenkung der Diabeteshäufigkeit auf Bevölkerungsebene tatsächlich realisieren. Mindestens genauso wichtig ist aber die Betreuung der betroffenen Patienten. Hier stehen wir vor vielen ungelösten Problemen, für eine erfolgreiche Betreuung sind multidisziplinäre Teams erforderlich. Dies verträgt sich nur in Grenzen mit der augenblicklichen Kostensituation unseres Gesundheitssystems. Hier wird es in Zukunft erforderlich sein, gute Kooperationsmodelle zu finden, um den Diabetespatienten in all seinen Krankheitsstadien und in seiner jeweils individuellen Situation angemessen und gut betreuen zu können.
Prof. Spranger: Die Epidemie an Diabetesfällen, die wir im Augenblick sehen, ist letztlich auf eine Veränderung des Lebensstils in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen. Auch bei bestehendem Diabetes hat der Lebensstil einen erheblichen Einfluss. So kann man durch mehr körperliche Aktivität den HbA1c bei einem Diabetespatienten ähnlich stark senken, wie dies durch eine medikamentöse Therapie möglich ist.
Prof. Spranger: Ich glaube, es ist nach wie vor so, dass viele Ärzte, aber auch Betroffene einen „Altersdiabetes“ für harmlos halten und sich nicht bewusst machen, dass er zu schweren Komplikationen führen kann, insbesondere mit einer schwerwiegenden Einschränkung der Lebensqualität des Patienten. Hier gilt es, auf die Bedeutung im Hinblick auf die Entstehung von Komplikationen immer wieder hinzuwirken, sowohl auf gesellschaftlicher/politischer Ebene durch die Fachverbände, wie aber auch auf individueller Ebene für den einzelnen Patienten, der natürlich viel mehr für sich machen kann als lediglich eine medikamentöse Therapie durchzuführen.
Prof. Spranger: Diabetes ist eine heterogene Erkrankung. Wir werden sehr wahrscheinlich in Zukunft eine ganze Reihe neuer Diabetestherapien sehen, die auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden und für den einzelnen Patienten dann eine sichere Therapie ermöglichen. Ich erwarte eine Individualisierung der Therapie, abhängig von den jeweiligen Krankheitsursachen des jeweils betroffenen Patienten.
Prof. Spranger: Patientenpublikationen sind extrem wichtig, um den Informationsbedarf der Betroffenen zu decken. Fachinformationen leiden häufig unter einer zu hohen Komplexität der Darstellung und sind daher nicht in der Lage, den Betroffenen tatsächlich eine vernünftige Hilfestellung an die Hand zu geben. Hier ist der Stellenwert von Patientenpublikationen, die im Idealfall beim Betroffenen das Verständnis für seine eigene Erkrankung steigern können und so auch einen wesentlichen Beitrag zu einer erfolgreichen Therapie leisten können.
Prof. Spranger: Ich hoffe, dass er dies in nennenswertem Umfang schafft.
Quelle: Ratgeber Diabetes 2011