Als Eierstockkrebs werden bösartige Tumoren bezeichnet, die sich aus dem Gewebe des Eierstocks gebildet haben. In über 70 % der Fälle bildet sich der Tumor an der Epithelschicht (Deck- und Drüsengewebe) des Eierstocks.
Der Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) ist der fünfthäufigste bösartige Tumor der Frau, etwa 7.400 Frauen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Eierstockkrebs. Aufgrund der fehlenden Möglichkeiten zur Vorsorge (Screening) und der Tatsache, dass die Erkrankung meist lange völlig ohne Beschwerden verläuft, wird bei dem Großteil der betroffenen Frauen der Eierstockkrebs in einem fortgeschrittenen Tumorstadium erkannt.
Die meist uncharakteristischen Beschwerden sind: Schmerzen im Bauchbereich, Zunahme des Bauchumfangs, Druck auf die Blase und Verdauungsprobleme. Viele der Beschwerden hängen mit der Tatsache zusammen, dass sich häufig Bauchwasser, sog. Aszites ansammelt. Hierbei handelt es sich um eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Bauchbereich, welche sich zwischen den Organen, wie Darm, Leber und Blase und an den Bauchwänden zwischen den Bauchfellblättern (Peritoneum) befindet. Das Bauchwasser entsteht hierbei aufgrund von Absiedlungen auf dem Bauchfell, welches dann nicht mehr in der Lage ist, die Aufgabe der Wiederaufnahme der normalen geringen Wasseransammlung in den Blutkreislauf zu erfüllen. Dann kommt es – ähnlich einem Staudamm – zu einem Wasserstau im Bauchbereich. Die Diagnose des Bauchwassers und der Verdacht zum Vorliegen eines Eierstockkrebs gelingt i. d. R. am besten mittels einer Ultraschalluntersuchung, kann aber auch in anderen Untersuchungsverfahren, wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) beschrieben werden.
Die Grundpfeiler der Behandlung des Eierstockkrebses besteht aus einer Operation und anschließenden Chemotherapie. Hierbei verfolgt die Operation zu einem die Sicherung der Diagnose und die Beschreibung des Tumorbefallmusters und zum anderen das Ziel der maximalen Tumorentfernung bzw. -verkleinerung. Hierzu ist es häufig notwendig neben den Eierstöcken, die Gebärmutter, Fettschürze, Bauchfell, aber auch Teile des Darms zu entfernen. Aufgrund moderner Operationstechniken lässt sich aber auch bei Darmentfernung ein künstlicher Darmausgang (Anus preater) vermeiden.
Die Chemotherapie besteht beim Großteil der Patientinnen aus einer Kombinationschemotherapie in dreiwöchentlichen Intervallen und wird i. d. R. ambulant gegeben. Trotz der erheblichen Verbesserung der Behandlungsergebnisse beim Eierstockkrebs ist es unbedingt notwendig die Langzeitergebnisse mittels kontrollierter klinischer Studien zu verbessern.
Auch beim Eierstockkrebs werden im Rahmen aktueller Studien diese Ansätze im Sinne einer Erhaltungstherapie aber auch bei der Behandlung des Rückfalls (Rezidivs) untersucht. Hierbei sind besonders Medikamente im Fokus der Wissenschaft, die die Gefäßneubildung von bösartigen Tumoren hemmen. Am erfolgreichsten scheint die Kombination aus zielgerichteter Therapie und Chemotherapie zu sein, entweder als sog. Sequenz, also nacheinander, oder simultan, d. h. die parallele Gabe. Aufgrund der besonderen Aktivitäten der Arbeitsgruppen in Deutschland sind aktuell verschiedene innovative Studienkonzepte sowohl für die Erstlinientherapie als auch für die Rezdivsituation zur Teilnahme offen.
Wichtig ist aber zu betonen, dass trotz des zunehmenden Verständnisses der Tumorbiologie, viele der Resistenzmechanismen von Eierstockkrebstumoren noch nicht vollständig verstanden sind und daher die Forschungsaktivitäten unbedingt auf diesem Gebiet verstärkt werden muss. Auch wenn die Substanzen zielgerichtet sind, können Nebenwirkungen auftreten, die im Vergleich zu den klassischen Nebenwirkungen der Chemotherapeutika ein anderes Profil aufweisen.
Prof. Dr. Jalid Sehouli, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Quelle: Leben? Leben! 1/2010