In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Zellwucherungen im Darm, die auch Polypen oder Adenome genannt werden. Darmkrebs kann den Dickdarm, Mastdarm und den Darmausgang, seltener auch den Dünndarm befallen.
In den letzten Jahren ist die Anschlussrehabilitation (AHB) für Patienten nach Stomaanlage zur Wiedereingliederung im Alltags- und Berufsleben sowie zur Erlangung einer zufriedenstellenden Lebensqualität unverzichtbar geworden.
Aus vielerlei Gründen wie z. B. die immer kürzere Krankenhausverweildauer und knappe Personalsituation ist es in der Regel nicht möglich, Betroffene schon im Akutkrankenhaus ausreichend auf die veränderte Lebenssituation vorzubereiten. Auch fühlen sich viele Patienten in der frühen postoperativen Phase überfordert, gilt es doch zunächst einmal, eine meist maligne Erkrankung zu bewältigen.
Auch im ambulanten Bereich kann diese Versorgungslücke nicht ausgefüllt werden. In zunehmendem Maße zeigt es sich, daß der Fachhandel im Zuge der Festbetragsabsenkungen eine fachlich kompetente Beratung und Betreuung der Stoma-Patienten nicht mehr gewährleisten kann. Die Folgen sind vielfältig: Durch unzureichende Pflege und ungeeignetes Material kann es zu Komplikationen kommen, die nicht nur dem Patienten Beschwerden bereiten sondern unter Umständen hohe Folgekosten für professionelle Pflege, Krankenhausbehandlung und Stomaneuanlage verursachen. Bewältigungsprobleme, Störungen des Körperbildes und Angst vor Versorgungspannen führen häufig zu Partnerschaftsproblemen, sozialem Rückzug, Einsamkeit und Depression. Besonders ältere und behinderte Menschen, die ohnehin mit den Erfordernissen des Alltags schwerer zurechtkommen, sind in dieser Situation schnell überfordert und werden pflegebedürftig. Um all dies zu vermeiden sollte den Betroffenen die Durchführung einer AHB dringend angeraten werden. Wichtig ist hierbei die Auswahl einer geeigneten Klinik, die neben dem erforderlichen ärztlichen Personal, Psychologen etc. auf jeden Fall auch über einen Stomatherapeuten verfügen sollte.
In der Rehabilitationsklinik wird der Patient zunächst mit der Pflege und Versorgung seines Stomas vertraut gemacht. Dies erfordert je nach Allgemeinzustand, Alter, manueller Geschicklichkeit und evtl. körperlichen Einschränkungen des Patienten u. U. wiederholtes Üben unter Anleitung der Enterostomatherapeutin. Bei dieser Gelegenheit lernt der Patient, sein Stoma und die umgebende Haut zu beobachten. Er erfährt, wie ein „normales“ Stoma aussieht und wie Komplikationen zu vermeiden sind.
Die Auswahl des geeigneten Beutelmaterials ist nicht nur zur Prophylaxe von Komplikationen sondern auch für das Wohlbefinden des Patienten wichtig. Die Stomatherapeutin verfügt über umfassende Marktübersicht und ist somit in der Lage, jeden Patienten individuell zu beraten. Bei der Auswahl der Produkte ist nicht nur auf Art und Lage des Stomas zu achten. Vielmehr müssen im Hinblick auf die angestrebte Lebensqualität auch Hautbeschaffenheit, Allergien, Kleidungsgewohnheiten, Beruf, Freizeitverhalten sowie evtl. Behinderungen berücksichtigt werden. Die Rehaklinik sollte eine Auswahl verschiedener Versorgungssysteme bereithalten, so daß jeder Betroffene die Möglichkeit hat, Alternativen auszuprobieren und die für ihn am besten geeignete Versorgung herauszufinden.
Für viele Colostomieträger ist die Irrigation die ideale Versorgungsart. Es handelt sich hierbei um einen Einlauf, der eine Massenentleerung des Darmes auslöst, so daß bei korrekter, regelmäßiger Durchführung ein entleerungsfreies Intervall von bis zu 48 Std. erreicht werden kann. Dies ermöglicht dem Patienten eine besonders diskrete Versorgung mit Stomakappe oder -Verschluß. Die Anleitung zur Irrigation nach entsprechender Indikationsstellung sowie die anschließende Überwachung des Patienten gehört in die Hand einer Stomatherapeutin, um Fehler und Komplikationen zu vermeiden.
Diese Forderung ist im ambulanten Bereich kaum zu erfüllen, auch die ambulante Sprechstunde eines Krankenhauses ist nicht der geeignete Rahmen zum Erlernen der Irrigation, da die Patienten anschließend wieder nach Hause gehen und im Falle später auftretender Probleme sich selbst überlassen sind.
Die Rehaklinik hingegen bietet hierfür ideale Bedingungen, da der Patient dort eingehend angeleitet und überwacht werden kann. Gleichzeitig bleibt die Intimsphäre weitgehend gewahrt, da in den meisten Rehakliniken heute Einzelzimmer mit Naßzelle üblich sind.
Parallel zur rein pflegerischen Versorgung läuft die Beratung in vielen Alltagsfragen, die sich durch eine Stomaanlage ergeben können. Hier spielen Ernährungsprobleme eine wichtige Rolle, aber auch Fragen nach der Abfallentsorgung, geeigneter Bekleidung, Verhalten auf Reisen, geeigneten Sportarten uvm. Viele Stomaträger haben große Angst vor Versorgungsleckagen, Geruchsentwicklung und sich daraus ergebenden peinlichen Situationen. Sie trauen sich deshalb nicht unter Menschen und sind in ihrer Aktivität stark eingeschränkt. Auch bereitet es häufig Probleme, das veränderte Körperbild zu akzeptieren. Die Angst, nicht mehr attraktiv und liebenswert zu sein, führt oft zu Partnerschaftkonflikten Die Stomatherapeutin ist im Umgang mit solcherlei Problemen geschult und kann in enger Zusammenarbeit mit Ärzten und Psychologen Hilfe zur Bewältigung leisten.
Anette Erb
Enterostomatherapeutin