In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Zellwucherungen im Darm, die auch Polypen oder Adenome genannt werden. Darmkrebs kann den Dickdarm, Mastdarm und den Darmausgang, seltener auch den Dünndarm befallen.
Experteninterview mit Priv.-Doz. Dr. Dr. Friedel, Bad Kissingen.
Dr. Dr. Friedel: Mitunter wird die Tumordiagnose bzw. die Stomaanlage zum Anlass für strenge Diätempfehlungen genommen, wobei derartige Empfehlungen nicht nur nicht erforderlich sind, sondern auch schädlich sein können. Für die Ernährung bei Stoma- Patienten gilt der Grundsatz: was für den Gesunden gut ist kann auch der Stomaträger essen und was für den Gesunden schädlich ist, ist auch für den Stomaträger schädlich. Dies ist eine generelle Empfehlung, jedoch gibt es einige Besonderheiten, die zu beachten sind.
Ja, jeder Stomaträger sollte für sich ausprobieren, was für ihn die beste Ernährung ist und was ihn am besten bekommt. Empfehlenswert ist dabei, jeden Tag etwas anderes auszuprobieren und aufzuzeichnen, was gegessen wurde, wie die Hauptausscheidungszeiten waren und ob es Auffälligkeiten wie Blähungen, Durchfälle oder Geruchsveränderungen gab. Die Phase des Austesten ist im Übrigen besonders in Tumornachsorgekliniken während einer Anschlussheilbehandlung zu Beginn der Erkrankung empfehlenswert, da dort auch eine Diätassistentin für Beratungen zur Verfügung steht und Stomatherapeuten bei eventuellen Problemen helfen können.
Man unterscheidet eine ca. 7 bis 14 Tage dauernde postoperative Phase von einer Anpassungsphase, die ca. sechs Monate dauert und eine sich anschließende Stabilisierungs- bzw. Endphase. Typisch ist, dass in der ersten, der postoperativen Phase, die ca. 2 Wochen dauert, der Darm nur weiche und flüssige Stuhl- Mengen ausscheidet, so dass in dieser Zeit häufig die Ernährung über Infusionen erfolgen muss. In der zweiten darauf folgenden Phase, die ca. sechs bis maximal 12 Monate dauert und eine Anpassungsphasen darstellt, empfiehlt es sich, die Speisen vorsichtig auszuwählen, da es häufig zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen kann. Für diese Phase ist das Führen eines Diättagebuches sehr hilfreich, um diese Unverträglichkeiten zu erfassen. In der sich dann anschließenden Stabilisationsphase bzw. Endphase hat sich der Dam weitgehend an den neuen Zustand angepasst und die Funktion des entfernten Darmes wird durch die verbliebenen Darmanteile übernommen. Der jetzt ausgeschiedene Stuhl ist nicht mehr dünnflüssig, auch die Ausscheidungen sind regelmäßiger geworden und die meisten Nahrungsmittel werden wieder vertragen wie vor der Operation.
Antwort: Eine spezielle Diät ist nicht zu beachten, vermieden werden sollten jedoch solche Speisen und Getränke die vorhersehbar Durchfälle verursachen bzw. eine Stoma Reizung. Besonders in der anfänglichen Umstellungsphase, die in ca. ein halbes Jahr dauert, sollten Nahrungsmittel bevorzugt werden, die eine leicht stopfende Wirkung haben oder durch Quellstoffe flüssigkeitsbindend wirken. Dazu zählen zum Beispiel Hafergerichte, Kartoffeln, Salat und Bananen. Für die Anfangsphase sind auch Vitaminpräparate zu empfehlen und für die Patienten, denen der letzte Teil des Dünndarms entfernt werden musste, sind lebenslang Vitamin B 12 Injektionen in ca. sechsmonatige Intervallen erforderlich . Zu beachten ist ebenfalls, dass Ileostoma-Träger einen höheren Wasser-und Satzverlust haben als Kolostoma-Träger, auch ist schlackenstoffreiche- bzw. ballaststoffreiche Kost für die Ileostoma-Träger eher ungünstig. Unverdauliche Nahrungsmittel, wie z.B. Bohnen, Spargel und Pilze sollten wegen der Gefahr einer Stomaverstopfung nur zerkleinert gegessen werden und müssen besonders gut gekaut werden.
Abführend wirken solche Lebensmittel wie: Weizenkleie, Leinsamenbrot, Vollkornbrot, frisches Brot, ungeschälter Reis, stark gesüßte Speisen, Frischobst Trockenobst, Pflaumen, Trauben, Feigen, Sauerkraut, Spinat, Bohnen, grüner Salat. Auch Getränke können abführend wirken insbesondere wären hier zu nennen: Fleischbrühe, süßer Most, Fruchtsäfte, Sauerkrautsaft, Buttermilch, rohe Milch, kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol.
Hier sind insbesondere Haferflocken, Teigwaren, Trockengebäck, Weißbrot, geschälter Reis, Mais gekochte gelbe Rüben, Sellerie Bananen Heidelbeeren, Rosinen Schokolade kakaohaltige Speisen, Nüsse, Kokosflocken, gekochte Milch, Magerquark, Kartoffelbrei, Zwieback, getrockneter Käse und Rotwein zu nennen.
Ja, dies ist möglich durch wasserlösliche Faserstoffe von Nahrungsmitteln, die Pektine enthalten, zum Beispiel Äpfel.
Geruchserzeugend sind vorwiegend: Eier und Eierprodukte wie z.B. Eiernudeln, Mayonnaise, Gebäck und Eierlikör, fernerhin Fisch und Fischerzeugnisse, Krabben, Hummer, Fleisch und Fleischprodukte, Käse, tierische Fette und Spargel.
Bei Patienten, denen der gesamte Dickdarm entfernt wurde, fehlt die Eindickungsfunktion des Dickdarms und der Stuhl dieser Patienten ist sehr viel flüssiger und häufiger. Dadurch werden mehr Flüssigkeiten und Mineralien ausgeschieden, so dass es infolge dieser Ausscheidung auch zu Kreislaufproblemen kommen kann. Empfehlenswert ist für diese Patienten eine tägliche Flüssigkeits- aufnahme von wenigstens 3 l, besser kann man sich noch an der täglichen Urinausscheidung orientieren, die nicht weniger als einen Liter betragen soll. Zusätzlich gilt, dass diese eine tägliche Kochsalzzufuhr von ca. 6 bis 9 g haben, da eine verminderte Kochsalzzufuhr auch zu niedrigen Blutdruckwerten und Kreislaufproblemen führen kann.
Wichtig ist auch hierfür das Führen eines Diättagebuches in dem aufgeschrieben wird, wann und mit welchen Nahrungsmitteln verstärkte Blähungen auftreten, so dass man im Laufe der Zeit lernt, die Mittel auszuwählen, die Unverträglichkeiten bzw. Blähungen verursachen. Für Rohkost ist zum Beispiel zu empfehlen, diese zu blanchieren, so dass diese durch diese Zubereitung besser verträglich ist.
Geruchserzeugend und blähend wirken vorwiegend Gewürze wie z.B. Curry, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, Eier, Schnittlauch, Fisch, Hartkäse und tierische Fette, während Spinat, grüner Salat, Petersilie, Jogurt, Preiselbeeren und Heidelbeeren geruchshemmend wirken.
Blähungshemmend wirken: Fencheltee, Anistee, Kümmelöl, Joghurt und Preiselbeeren.
Wir bedanken uns für dieses Interview.
Quelle: Mensch und Krebs