In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Zellwucherungen im Darm, die auch Polypen oder Adenome genannt werden. Darmkrebs kann den Dickdarm, Mastdarm und den Darmausgang, seltener auch den Dünndarm befallen.
In Deutschland haben ca. 100.000 Menschen einen künstlichen Darmausgang. Die meisten haben gelernt, sicher und selbstbewusst mit dem Stoma zu leben. Das erste eigene Anlegen eines Versorgungssystems erscheint häufig schwierig, auch hier gilt jedoch: „Übung macht den Meister“. Stomaträger werden so schnell selbst zu Experten und können sich bald auf eigene Erfahrung und Kompetenz verlassen. Für die Betroffenen ist es aber gerade am Anfang wichtig, fachkundige Unterstützung im Umgang mit dem Stoma zu erhalten, um Sicherheit und neue Lebensqualität zu gewinnen.
Trotz verstärkter Aufklärung zur Früherkennung wird Darmkrebs oft zu spät festgestellt, weil zu wenig Menschen zur Vorsorge gehen, obwohl die Heilungschancen bei früh erkannten Tumoren gut sind. Je früher die Therapie beginnt, desto erfolgreicher kann die Behandlung sein. Nach einer gelungenen operativen Entfernung des Tumors gilt der Patient in der Regel als geheilt. In manchen Fällen muss der Chirurg jedoch einen künstlichen Darmausgang (Stoma, griech.: Mund, Öffnung) legen.
Abhängig von der Stelle der Wucherung im Dickdarm unterscheiden Mediziner verschiedene Karzinomtypen: Das Kolonkarzinom entsteht im eigentlichen Dickdarm, Rektumkarzinome kommen im letzen Teil des Dickdarms (Mast- oder Enddarm) vor. Tumore am Übergang vom mittleren Dick- zum Mastdarm bezeichnet man als Karzinome des kolorektalen Übergangs. Ärzte sprechen von einem invasiven Tumor, wenn die entarteten Zellen die Darmwand durchbrechen und in das umliegende Gewebe wuchern.
Die Operation ist das wichtigste Verfahren zur Behandlung von Darmkrebs. Der Chirurg entfernt den kompletten Tumor und zur Sicherheit einige Zentimeter umliegendes gesundes Gewebe sowie benachbarte Lymphknoten. Die entstehenden Darmenden kann der Operateur jedoch nicht in allen Fällen wieder zusammennähen. Der Chirurg legt dann einen vorübergehenden oder endgültigen künstlichen Darmausgang (auch: Anus praeter) an.
Ein vorübergehendes Entlastungsstoma ist zur Sicherheit manchmal erforderlich. Dies ist nach der Entfernung eines Kolonkarzinoms z. B. dann nötig, wenn der Tumor sehr tief lag. Nach der Entfernung eines Rektumkarzinoms wird immer dann ein vorübergehendes Stoma gelegt, wenn der Schließmuskel erhalten bleibt, da bei sehr tiefen Nähten die Gefahr einer Nahtschwäche erhöht ist.
Bei 10–15 Prozent der Rektumkarzinom-Patienten liegt der Tumor zu nah am Schließmuskel, sodass auch dieser entfernt werden muss. Der Arzt legt dann ein endgültiges Stoma an, wobei er das Dickdarmende durch die Bauchdecke ausleitet. Bei diesem endständigen Darmausgang entsteht eine neue Darmöffnung, aus der sich der Stuhl entleert. Der untere Teil des Dickdarms wird stillgelegt bzw.entfernt.
Bei Patienten mit verkürztem Darm können verstärkt Verdauungsbeschwerden wie z. B. Blähungen auftreten, die für Stomaträger besonders unangenehm sind und die durch eine Nahrungsumstellung gemindert werden können. Hilfreich sind die folgenden Ernährungstipps:
Aus dem Dickdarm fließt der Stuhl in der Regel in einen Beutel, in dem er über den Tag gesammelt wird. Man unterscheidet ein- und zweiteilige sowie offene und geschlossene Versorgungssysteme. Beim einteiligen System sind der Kunststoffbeutel und eine Hautschutzplatte flüssigkeits- und geruchsdicht miteinander verbunden. Dieses System ist sehr flach, flexibel und passt sich gut an, muss allerdings jeden Tag komplett gewechselt werden. Seine einfache Handhabung erleichtert das Anbringen.
Muss der Beutel häufiger gewechselt werden (z. B. aufgrund von Durchfall) oder ist die Haut sehr empfindlich, empfehlen sich zweiteilige Systeme. Hierzu gehören eine Basisplatte und ein Beutel, die der Stomaträger über einen Rastring verbindet. Die Basisplatte ist leichter anzubringen als die Hautschutzplatte und muss nur alle vier bis fünf Tage gewechselt werden. Das spart Zeit und schont die Haut. Allerdings ist die Basisplatte dicker als die Hautschutzplatte des einteiligen Systems.
Neuere Systeme verzichten ganz auf die Basisplatte und nutzen eine Adhäsionstechnologie (Anhaftungsverfahren). Offene Versorgungsbeutel sind durch ein Ventil zu entleeren, das durch spezielle Klammern verschlossen werden muss und werden von Ileo- und Urostomieträgern verwendet (Menschen mit künstlichem Dünndarm- bzw. Harnausgang). Kolostomaträger (Menschen mit künstlichem Dickdarmausgang) benutzen geschlossene Beutel, denn der Stuhl ist fest und die ausgeschiedene Menge eines Tages findet in einem Beutel Platz. Nur bei Durchfall empfehlen sich offene Systeme.
Zu den verschiedenen Stomaversorgungsprodukten werden von den Herstellern kostenlose Muster angeboten, sodass Betroffene ausprobieren können, welches System ihren Bedürfnissen am besten gerecht wird. Fragen und Antworten zu Alltagsproblemen Neben dem Thema Versorgung ergeben sich für die Betroffenen natürlich noch andere Fragen zu einem Leben mit dem Stoma. Viele Ängste und Bedenken können den Betroffenen genommen werden.
Die Gebärmutter bleibt vom Stoma unbeeinträchtigt, es besteht weiterhin die Möglichkeit Kinder zu bekommen.
In der Regel bleiben alle anderen körperlichen Funktionen nach der Operation unbeeinträchtigt, allerdings können beim Mann operationsbedingt und aus Radikalitätsgründen Nerven durchtrennt werden, die für eine Erektion notwendig sind. Wenn der Beutel beim Geschlechtsverkehr stört, ist z. B. ein spezieller Neoprengürtel eine Lösung.
Wasser schadet der Stomaversorgung nicht, Stomaträger können weiterhin baden gehen. Verschiedene Badeund Schwimmgürtel schützen das Stoma. Außerdem empfiehlt sich für solche Gelegenheiten eine Minimalversorgung mit einem speziellen Abkleber für den Filter, der das Versorgungssystem vor dem Eindringen von Wasser schützt, aber Luft entweichen lässt, sodass der Beutel sich nicht aufbläht.
Immer besser angepasste Versorgungssysteme, Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen und Informationsgespräche mit Stomatherapeuten verbessern die Lebensqualität von Stomaträgern erheblich und geben Betroffenen die Chance, mit Mut und Selbstvertrauen die neue Lebenssituation zu meistern. Nähere Informationen zum Thema Stoma sowie zu Selbsthilfegruppen, Stomaberatern etc. erhalten Sie z. B. bei der Deutschen ILCO.
Anke Tennemann, Gesine Bundrock