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Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs sind bösartige Neubildungen, die aus Zellen des Gebärmutterhalses entstehen. Der Gebärmutterhals (Zervix uteri) ist der untere Teil der Gebärmutter (Uterus). Er verbindet den Gebärmutterkörper mit der Scheide.

Gebärmutterhalskrebs
© iStock - magicmine

Strahlentherapie bei Gebärmutterhalskrebs

Einsatzmöglichkeiten und Nebenwirkungen

Neben Operation, Chemotherapie und Hormontherapie besteht auch die Möglichkeit, eine Krebserkrankung mithilfe von Strahlentherapie zu bekämpfen. Sie hat sich vor allem bei Brustkrebs und bei Gebärmuttertumoren – im Bereich des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinom) oder im Gebärmutterkörper (Korpuskarzinom) – bewährt.

„Die Entscheidung für eine Strahlentherapie hängt von der Art des Tumors und dem Stadium der Krebserkrankung ab“, erklärt Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus, Universitätsklinik Heidelberg. Zur Behandlung des Brustkrebses war bis vor 30 Jahren die Brustamputation die Therapie der Wahl. „Heutzutage kann der Tumor meist komplett entfernt und die Brust erhalten werden. Voraussetzung ist eine lokale Nachbestrahlung der Brust über vier bis sieben Wochen“, bemerkt er. Zudem komme beim Gebärmutterhalskrebs vor allem in fortgeschrittenen Stadien in Kombination mit einer Chemotherapie eine Bestrahlung zur Anwendung. Beim Korpuskarzinom sei eine Operation die Therapie der ersten Wahl. „Bei größeren Tumoren oder Tumoren, die bereits in die Lymphknoten gestreut haben, kann eine Nachbestrahlung, eventuell in Kombination mit einer Chemotherapie, hier aber sinnvoll sein“, erläutert der Experte.

Bestrahlung wirke vor allem auf schnell wachsende Zellen und somit verstärkt auf Tumorzellen. Durch die Bestrahlung komme es in den Tumorzellen zu Schäden an der Erbsubstanz (DNS). Schäden, die die Reparaturfähigkeit der Tumorzelle überschreiten, zerstören zelluläre Stoffwechselprozesse und die Zellteilung. „Dies führt letztendlich zum Untergang der Tumorzelle und im Idealfall des gesamten Tumors. Die zerstörten Tumorzellen werden dann durch den Körper abgebaut“, bemerkt Prof. Debus.

Strahlentherapie wird meist postoperativ eingesetzt

Ob die Strahlentherapie vor (präoperativ) oder nach (postoperativ) einer Operation eingesetzt wird, „dies hängt von der Art des Tumors und dem Stadium der Erkrankung ab“, verdeutlicht Prof. Debus. Bei Brustkrebs werde die Brust nach brusterhaltender Operation nachbestrahlt und beim Gebärmutterhalskrebs könne eine Heilung durch eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie erzielt werden. „Eine präoperative Bestrahlung wird z. B. beim Enddarmkrebs zur Verkleinerung des Tumors vor Operation und zur Verringerung von Lymphknotenmetastasen eingesetzt. Bei Brustkrebs wird die präoperative (neoadjuvante) Bestrahlung gerade in Studien geprüft.“

Auch eine Bestrahlung noch während der Operation ist denkbar. Dann handelt es sich um eine IORT (intra-operative Strahlentherapie). „Hier wird direkt nach der chirurgischen Entfernung des Brustkrebses während der Operation die ehemalige Tumorregion bestrahlt. Dadurch kann die ansonsten erforderliche Nachbestrahlung über vier bis sieben Wochen verkürzt werden“, erklärt der Experte. Weitere Vorteile wären die geringeren strahlentherapeutischen Hautnebenwirkungen. „Allerdings fehlen bisher Langzeitergebnisse bezüglich der gleichwertigen Verringerung des Risikos für das erneute Auftreten des Brustkrebses in der Brust“, gibt Prof. Debus zu bedenken.

Die Behandlungsdauer einer regulären Strahlentherapie richtet sich nach der Art des Tumors und dem Stadium der Krebserkrankung, da für jede Krebserkrankung eine individuelle Bestrahlung durchgeführt werde. „So erfolgt bei manchen Tumorerkrankungen eine einmalige oder wenige Tage dauernde Hochdosisbestrahlung, bei anderen Tumorerkrankungen wird eine Bestrahlung mit kleiner Einzeldosis über vier bis sechs Wochen durchgeführt“, betont Prof. Debus.

Bestrahlung der Lymphabflusswege

Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, auch die Lymphabflusswege zu bestrahlen – abhängig von der Art des Tumors und dem Stadium der Erkrankung. „So wird bei Brustkrebs eine Bestrahlung der über dem Schlüsselbein gelegenen Lymphabflusswege zur Verringerung von Lymphknotenmetastasen empfohlen, wenn u. a. Lymphknotenmetastasen in der Achselhöhle aufgetreten waren. Bei der alleinigen Radiochemotherapie zur Behandlung des Gebärmutterhalskrebses wird regelmäßig eine Bestrahlung der Beckenlymphabflusswege durchgeführt. Beim Korpuskarzinom erfolgt bei fortgeschrittenen Tumoren nach der Operation ebenfalls eine Bestrahlung der Beckenlymphabflusswege“, nennt Prof. Debus die Möglichkeiten.

I. d. R. wird die Strahlentherapie bei einem Großteil der Tumorpatientinnen ambulant durchgeführt. „Bei der gleichzeitigen Gabe einer Chemotherapie oder bei schlechtem Allgemeinzustand der Patientin aufgrund der Tumorerkrankung kann eine stationäre Therapie sinnvoll sein“, gibt Prof. Debus zu bedenken. Bei der Bestrahlung des Gebärmutterkrebses könne in seltenen Fällen gegen Ende eine unterstützende stationäre Therapie zur Behandlung der Nebenwirkungen erforderlich sein.

Eine ambulante Behandlung bei der Bestrahlung sei auch deshalb die Regel, da sich die Nebenwirkungen i. d. R. nicht auf den gesamten Organismus ausbreiten würden. Prof. Debus erklärt, warum: „Im Gegensatz zur Chemotherapie oder systemischen Therapie ist die Bestrahlung eine rein örtliche oder lokale Maßnahme. D. h., sie wirkt praktisch nur im bestrahlten Gebiet. Deshalb treten die Nebenwirkungen praktisch nur im bestrahlten Areal auf.“

Schwere und bleibende Nebenwirkungen sind selten

Prinzipiell könnten in der Strahlentherapie akute Nebenwirkungen, die bereits unter Strahlentherapie oder wenige Wochen danach auftreten, von Spätreaktionen, die Monate bis Jahre nach Therapie auftreten können, unterschieden werden. „Von wirklich schweren und bleibenden Nebenwirkungen sind, insgesamt betrachtet, nur sehr wenige Patientinnen betroffen“, betont Prof. Debus. Direkt nach der Bestrahlung könne eine verstärkte Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit auftreten. „Man spricht dann von dem sog. Strahlenkater“, erklärt der Experte. Weiterhin könne es unter Bestrahlung der Brust zu einer leichten Hautrötung, einem Spannungsgefühl oder einer leichten Schwellung kommen. „Die meisten akuten Nebenwirkungen bilden sich schnell und komplikationslos nach Ende der Strahlentherapie zurück“, macht Prof. Debus Mut. Als Spätreaktionen könnten in seltenen Fällen Verfärbungen der Haut oder Verhärtungen des Unterhautgewebes im Bereich der Operationsnarbe auftreten. „Durch moderne und schonende Verfahren in der Bestrahlungsplanung und -technik konnten in den vergangenen Jahren die strahlentherapeutischen Nebenwirkungen allerdings deutlich reduziert werden.“

Akute Nebenwirkungen an der Haut wie Rötung und Schwellung könnten durch die lokale Anwendung von kühlenden Substanzen und feuchtigkeitsspendenden Lotionen reduziert werden, rät Prof. Debus. Bei einer akuten Hautreaktion unter Bestrahlung der Brust hätten sich auch alte Hausmittel wie Quarkwickel der Brust zur Kühlung und Spannungsreduktion bewährt. Weiterhin sollte zusätzlicher Stress für die Haut wie etwa durch die intensive Anwendung von Seifen oder Shampoos im Bestrahlungsareal vermieden werden, ebenso wie die direkte, intensive Sonneneinstrahlung im Bestrahlungsfeld.

Zur Behandlung des Brustkrebses erfolgt in den meisten Fällen nach brusterhaltender Operation eine Nachbestrahlung über vier bis sieben Wochen. Beim Korpuskarzinom (Gebärmutterkörper) kann in kleinen Stadien mit Risikofaktoren eine lokale Bestrahlung in der Scheide (Brachytherapie) über wenige Tage ausreichend sein. In fortgeschrittenen Tumorstadien erfolgt eine Bestrahlung des Beckens über vier bis fünf Wochen. Zur Behandlung des Gebärmutterhalskrebses wird in höheren Stadien eine Bestrahlung des Beckens über vier bis fünf Wochen mit einer lokalen Brachytherapie kombiniert. Zusätzlich erfolgt meistens eine Chemotherapie.

Beim Gebärmutterhalskrebs kann sich die Lage des Tumors im Becken durch eine unterschiedliche Blasen- und Darmfüllung verschieben. Daher wird bei der Strahlentherapie des Gebärmutterhalskrebses vielfach eine sog. bildgeführte Bestrahlung (IGRT) durchgeführt. Dies bedeutet, vor der eigentlichen Bestrahlung eine Lagerungskontrolle der Patientin am Bestrahlungsgerät mittels Computertomografie (CT). Mithilfe dieser Lagerungskontrolle wird sichergestellt, dass der Tumor sich genau im Bestrahlungsfeld befindet.

Eine einzelne Strahlungsbehandlung dauert i. d. R. sieben bis 15 Minuten, wobei die reine Bestrahlungszeit oftmals nur einen geringen Anteil dieser Zeitspanne ausmacht. Informationen bietet auch die Broschüre „Strahlen für das Leben“ der deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).

Quelle: Leben? Leben! 3/2015

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