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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Manuelle Drainage und Kompressionstherapie bei Lymphödemen

Die Zahl der Lymphödeme als Folge einer Krebserkrankung ist in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen. Operative Eingriffe oder Bestrahlungen werden immer schonender und zielgerichteter eingesetzt. Die Erhaltung eines funktionierenden Lymphsystems nimmt zum Glück in der Krebstherapie eine immer wichtigere Rolle ein.

Entstehung eines Lymphödems durch Krebs

Das Lymphsystem ist ein wichtiges Abflusssystem im Körper und funktioniert meist ohne Beachtung. Ähnlich wie das Wurzelsystem eines Baumes beginnt das Lymphsystem als kleinste Lymphgefäße und verästelt sich mehr und mehr in größer werdende Lymphbahnen. Diese Lymphbahnen münden in Lymphknoten, die als Filterstationen agieren. Am Ende wird die transportierte Flüssigkeit (Lymphe) wieder über das Herz in die Blutbahn abgegeben. Wird viel Flüssigkeit abgegeben, scheidet der Körper die überschüssige Menge über die Nieren als Urin aus. Am Tag werden so bis zu zehn Liter Flüssigkeit durch das Lymphsystem transportiert.

Wird das System gestört, entwickelt sich oft ein sichtbares Lymphödem. Es gibt mehrere Faktoren, die ein Lymphödem begünstigen:

  • Tumoren verhindern den Abfluss von Lymphflüssigkeit
  • Durch Operationen werden Lymphbahnen durchtrennt oder Lymphknoten entfernt. Je mehr Lymphknoten entfernt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, ein Lymphödem zu entwickeln.
  • Bestrahlungen schädigen auch gesundes Gewebe. Damit vernarben die Lymphbahnen und verlieren ihre Funktion.
  • Alle diese Faktoren führen zu einem Rückstau von Flüssigkeit im Gewebe. Sichtbar wird der Rückstau dann als Lymphödem. Eine Extremität (Arm oder Bein) oder Bereiche des Körpers schwellen an. Wenn das Lymphödem bereits ausgeprägt ist, können oft Dellen in das Gewebe gedrückt werden. Ein Lymphödem kann überall vorkommen, mit größerer oder kleinerer Ausprägung.

    Behandlung des Lymphödems

    Ein Lymphödem kann in jedem Stadium behandelt werden. Je früher mit einer professionellen Behandlung begonnen wird, desto leichter lassen sich die Beschwerden lindern. Nur in Ausnahmefällen kann über eine intensive Lymphtherapie das Lymphödem aufgehoben werden. Meist begleitet es die Patientinnen ein Leben lang und sollte unter Kontrolle gehalten werden.

    Der Hauptakteur in der Lymphtherapie ist immer die Patientin! Trotzdem ist die enge Zusammenarbeit zwischen Patientin und Lymphtherapeut (Physiotherapeut) zwingend notwendig. Die Zusammenarbeit wird am Anfang sehr intensiv sein. Ist das Lymphödem „im Griff“ und die Patientin hat ihre Aufgaben in der Behandlung gelernt, kann die Lymphtherapie durch den Physiotherapeuten reduziert werden. Das Ziel sollte immer die Unabhängigkeit der Patientin vom Therapeuten sein. Verschlechterungen des Ödems und damit ein Ödem-Kontrollverlust bringen beide bis zur Verbesserung der Beschwerden wieder zueinander. So entsteht oft eine jahrelange Zusammenarbeit zwischen Patientin und Therapeut.

    Entstauung ist besonders wichtig

    Die Lymphtherapie beinhaltet in erster Linie die Manuelle Lymphdrainage und eine phasengerechte Kompressionstherapie. Die reine Lymphdrainage reicht in der Regel nicht aus. Die Kompressionstherapie gilt hierbei als wichtigster Part in der Behandlung von Lymphödemen. In der professionellen Lymphtherapie wird in der Regel folgende Behandlung durchgeführt:

    Das Lymphödem wird je nach Schweregrad über einen gewissen Zeitraum täglich behandelt. Hierbei wird das Lymphsystem über Lymphdrainage aktiviert und über Lymphabflusswege so drainiert, dass funktionierende Körperbereiche den Lymphabfluss mit übernehmen. Im Anschluss erfolgt die Kompression über individuelle Kompressionsbandagen. Diese verbleiben bis zur nächsten Behandlung am Körper. Diese sogenannte Entstauungsphase (Phase 1) kann zwischen zwei bis 14 Tagen andauern.

    Erst wenn das Lymphödem soweit wie möglich reduziert wurde, wird eine flachgestrickte Kompressionsversorgung durch ein Sanitätshaus angemessen und angefertigt. Die Fertigstellung der Versorgung sollte maximal eine Woche betragen. Die Behandlung über Kompressionsbandagen (Phase 1) erfolgt dabei bis zur Auslieferung der maßangefertigten Kompressionsversorgung. Passt diese und kann täglich getragen werden, kann das Behandlungsintervall reduziert werden. Ab dem Moment des Übergangs von der Kompressionsbandage zur Kompressionsversorgung beginnt die sogenannte Erhaltungsphase (Phase 2).

    Es gibt sehr viele Physiotherapeuten, die Manuelle Lymphdrainagen anbieten. Die wenigsten Praxen führen jedoch die wichtigere Entstauungstherapie (Phase 1) durch. Betroffene Patientinnen sollten daher immer erst fragen, ob die Physiotherapie eine Entstauung durchführen kann. Wenn nicht, sollte zumindest für die Phase 1 eine Fachpraxis aufgesucht werden. Zu finden sind diese z. B. auf der Webseite der „Deutsche Gesellschaft für Lymphologie“.

    Darauf sollten Krebs-Lymphpatientinnen achten

  • Eine zeitnahe Lymphbehandlung nach der Diagnose Lymphödem erleichtert, das Ödem „im Griff“ zu behalten.
  • Gerade Brustkrebs-Patientinnen neigen nach Operationen oder Bestrahlungen zu sogenannten Lymphsträngen. Das sind vernarbte und verkürzte geschädigte Lymphbahnen, die sich meist im Achselbereich zeigen. Es zeigen sich Bewegungseinschränkungen, die oft durch Ärzte als Schulterproblem diagnostiziert werden. Die Behandlung erfolgt in einer lymphologischen Fachpraxis. Die Behandlung ist etwas schmerzhaft, jedoch sind oft sofortige Bewegungsverbesserungen und Schmerzlinderung zu erzielen.
  • Einige Medikamente, Herz-, Nieren- oder Leberprobleme können ebenfalls Lymphödeme auslösen. Eine genaue Diagnostik ist bei plötzlich auftretenden Ödemen zwingend notwendig.
  • Tumoren und deren Metastasen können auch Venen abdrücken und so ein Lymphödem suggerieren. Medikamente zur Blutverdünnung reduzieren hier ggf. das Ödem ganz ohne Lymphtherapie. Sprechen Sie Ihren Arzt diesbzgl. an.
  • Tipps und Hinweise

  • Werden Sie Profi in Ihrem Krankheitsbild. Viele Lymphpatientinnen müssen den Rest ihres Lebens mit ihrem Lymphödem umgehen können. Nur wenn Sie jederzeit erkennen, was gerade für Ihr Lymphödem richtig und gut ist, erlernen Sie einen entspannten Umgang mit dem Ödem.
  • Lassen Sie sich in der Selbstbehandlung beim Lymphtherapeuten schulen. Sich selber zu lymphen und zu bandagieren ist mit ein wenig Übung durchaus möglich. Ihr Ziel sollte es sein, möglichst unabhängig von Therapeuten zu werden. Oder beziehen Sie Ihren Partner in die Behandlung mit ein. Professionell arbeitende Therapeuten unterstützen im Schulungsprozess.
  • Oft wird ein Arzt oder Physiotherapeut aus der unmittelbaren Nähe eingebunden. Schauen Sie ggf. auch, ob es in weiterer Entfernung einen Spezialisten gibt, der mit Ihnen eine gezielte Therapie erarbeitet. Jeder sollte es sich wert sein, zu den besten Ärzten und Therapeuten zu gehen.
  • Achten Sie auf Hautpflege. Die Haut wird unter der Kompression besonders gefordert. Neben Feuchtigkeit benötigt die Haut Fett. Hautcreme mit hohem Fett- und Ureaanteil ist geeigneter als eine Lotion, die häufig einen hohen Wasseranteil hat, und die Haut deshalb nicht ausreichend versorgt.
  • Gehen Sie zum Schwimmen, zur Schwimmgymnastik, zum Aquacycling, zum Walking oder machen andere Sportarten, die gelenkschonend sind. Im besten Fall tragen Sie bei allen Sportarten, die nicht im Wasser stattfinden, Ihre Kompressionswäsche.
  • Wann sollte auf eine Lymphtherapie verzichtet werden?

  • So lange eine Bestrahlung stattfindet, sollte nicht im bestrahlten Gebiet behandelt werden.
  • Gehen Sie zu einem Arzt, wenn Sie im Lymphödemgebiet eine abnormale Hautrötung haben und es Ihnen schlecht geht und/oder Sie Fieber haben. Hier kann es durch eine Hautverletzung zu einem Erysipel (Wundrose) gekommen sein. Sie benötigen dann Antibiotika.
  • Wenn Sie sich krank und unwohl fühlen. Ausgeprägte Erkältungen oder Grippesymptome erfordern eine Behandlungspause.
  • Jörn Kunst
    Physiotherapeut Berlin

    Quelle: Leben? Leben! 3/2019

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