Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Ärzte empfehlen Sport und Bewegung nicht nur für gesunde Menschen, sondern auch für Krebspatienten. Selbst während der Tumortherapie ist Sport möglich. Im Interview erzählt Dr. Brita Karnahl, Berlin, warum sich besonders Wassersport besonders für Brustkrebspatientinnen eignet.
Ja, besonders Schwimmen und Aquafitness eignen sich für Frauen mit einer Brustkrebserkrankung, weil im Wasser sowohl ein Kraft- als auch ein Ausdauertraining stattfindet.
Während einer Strahlentherapie ist es für die Frauen nicht empfehlenswert ins Schwimmbad zu gehen, weil die Haut nach der Bestrahlung sehr empfindlich ist und damit das Infektionsrisiko zu hoch ist. Deswegen ist es wichtig, dass die Frauen warten, bevor sie mit dem Schwimmen oder der Aquafitness beginnen. Sobald die Operationsnarbe verheilt ist und sich die Haut komplett erholt hat, eventuelle Hautreizungen abgeklungen sind, können die Frauen ins Wasser gehen. Außerdem sollten die Frauen darauf achten, dass sie einen geeigneten Badeanzug tragen. Ärzte empfehlen einen Badeanzug, mit einem weichen Bügel, der keinen zu starken Druck auf die Brust ausübt.
Der Wassersport hat mehrere Vorteile. Durch die Bewegung im Wasser wird das Lymphsystem angeregt, was ja gerade bei Brustkrebspatientinnen wichtig ist, um ein Lymphödem zu vermeiden. Es werden Stresshormone abgebaut und der Blutdruck geht nicht so stark in die Höhe, wie bei einem vergleichbaren Training an Land. Das Schmerzempfinden ist im Wasser geringer. Generell wird der gesamte Körper trainiert, wodurch auch das Immunsystem gestärkt wird. Die Frauen fühlen sich im Wasser leichter und wohler, was dazu beiträgt, dass sie wieder mehr Selbstvertrauen für ihren Körper entwickeln. Dabei wird die Körperwahrnehmung sehr gut geschult.
Das Training findet zwischen 30 und 45 Minuten in einem 27°C–32°C (ideal bei 29°C) Grad warmen Wasserbecken statt. Wie an Land gibt es eine Einleitung, einen Mittelteil und einen Schluss. Es wird Musik gespielt und mit wasserspezifischen Übungen kombiniert. Mithilfe verschiedener Hilfsmittel, wie Poolnudel, Aquahanteln, Aquaschuhe, Beinschwimmer oder Aquagürtel, werden Übungen durchgeführt, die den ganzen Körper, also sowohl Kraft als auch Ausdauer trainieren. Der Spaß steht dabei ganz klar im Vordergrund.
Ja, die Kurse finden in der Gruppe statt, sowohl in den Rehabilitationszentren, als auch in Schwimmbäder oder Fitnesszentren. Es werden auch Kurse innerhalb des Rehabilitationssports angeboten sowie im Rahmen der Prävention angeboten. Deren Kosten dafür werden bis zu 80 % von der Krankenkasse übernommen.
Wenn sich Betroffene allerdings nach ihrer Krebsbehandlung eigenverantwortlich einen Kurs in einem öffentlichen Schwimmbad oder einer privaten Einrichtung suchen, ist es wichtig, dass sie darauf achten, dass das Personal auch tatsächlich entsprechend geschult ist. Gerade bei Patientinnen, bei denen beispielsweise die Lymphdrüsen entfernt worden sind, kann es zu Schmerzen kommen, wenn sie die Poolnudel unter die Arme klemmen. Wenn das Personal im Schwimmbad auf solche Details nicht geschult ist, kann es auch einfach ganz schnell passieren, dass die Frau den Spaß verliert und nicht den entsprechenden Nutzen hat aus dem Sport ziehen kann.
Quelle: Leben? Leben! 3/2013