Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Prof. Dr. Frank Nawroth, Facharzt-Zentrum für Kinderwunsch, Pränatale Medizin, Endokrinologie und Osteologie, Hamburg, beantwortet Fragen zum Thema Schwangerschaft und Stillen nach Brustkrebs.
Ja, das ist auch gar nichts Ungewöhnliches, obwohl eine Chemotherapie die Eierstöcke schädigen kann. Genauso entscheidend wie die Therapie der Grunderkrankung ist aber auch das Alter der betroffenen Frau. Manche Frauen erkranken im Alter von 35 Jahren an Brustkrebs, bekommen noch weitere fünf Jahre eine Nachbehandlung, und wenn sie 40 Jahre alt sind, ist es biologisch gesehen, schon schwieriger, Kinder zu bekommen.
Vor einer Krebsbehandlung ist es oft individuell schwer einzuschätzen, wie stark die Eierstöcke unter dieser Behandlung leiden werden. Deswegen ist es wichtig, die Frauen im Gespräch umfassend aufzuklären und über mögliche Maßnahmen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit zu beraten. Es ist z. B. möglich, der Frau Eizellen oder einen der beiden Eierstöcke ganz oder teilweise zu entnehmen und einzufrieren. Nach der Krebsbehandlung können die Eizellen oder das Eierstockgewebe wieder eingesetzt werden. Das Einfrieren von Eierstockgewebe ist die jüngste Methode. Nach der Transplantation von vorher eingefrorenem Eierstockgewebe besteht die Möglichkeit, die Funktionstüchtigkeit des Eierstockes wieder herzustellen, sodass Frauen Kinder bekommen können. Mittlerweile sind mithilfe dieses Verfahrens weltweit mindestens 100 Kinder geboren worden.
Nein, es gibt mittlerweile Studien zu diesem Thema, die belegen, dass es kein erhöhtes Rückfallrisiko für Frauen gibt, die nach einer Brustkrebserkrankung schwanger geworden sind.
Allgemein gilt es, dass die Frau etwa zwei Jahre mit ihrem Kinderwunsch warten sollte. Je nach individueller Situation kann man ggf. auch anders entscheiden. Brustkrebspatientinnen erhalten oft aber sowieso auch noch eine Anschlussbehandlung, die mehr als zwei Jahre in Anspruch nimmt und in denen einen Schwangerschaft nicht eintreten kann und soll.
Das muss individuell entschieden werden und hängt davon ab, wie der Befund ist und wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist. Wenn die Frau kurz vor der Entbindung steht, kann man manchmal durchaus noch ein paar Wochen warten, bis das Kind gesund geboren ist und die Frau anschließend operieren. Es gibt auch die Möglichkeit, bestimmte Chemotherapien in der Schwangerschaft zu verabreichen, die das Kind nicht schädigen.
Die Krebserkrankung ist lebensgefährdend für die Frau, hat aber – ebenso wie die in diesen Fällen gewählte Chemotherapie – keine Auswirkungen auf das Kind.
Ja, das ist kein Problem, wenn die Frau brusterhaltend operiert und die Brustwarze nicht entfernt worden ist. Brustkrebs ist kein Grund, das Kind nicht zu stillen.
Quelle: Leben? Leben! 3/2013