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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Rehabilitation nach Brustkrebs: Ist das sinnvoll?

Maßnahmen in der Reha – Behandlung von Therapiefolgen

Das Mammakarzinom stellt mit einem Anteil von 23 % aller Tumorerkrankungen nach wie vor in unserer Gesellschaft die häufigste bösartige Geschwulsterkrankung bei der Frau dar. Derzeit erkranken ca. 70.000 Frauen pro Jahr. Dies bedeutet, dass jede 8.-10. Frau irgendwann in ihrem Leben mit dieser Erkrankung persönlich konfrontiert wird. Während die Neuerkrankungsrate in den letzten Jahren stetig zugenommen hat, ist seit Anfang der 90er Jahre eine deutliche Abnahme der Sterblichkeit durch diese bedrohliche Erkrankung zu verzeichnen. Die Gründe dafür liegen sicherlich bei dem zunehmenden Gesundheitsbewusstsein, der steigenden Akzeptanz von Mammografie Früherkennung als auch dem konsequenten Einsatz der therapeutischen Möglichkeiten wie Operation, Bestrahlung, antihormoneller Therapie, Antikörper und Chemotherapie. Durch die sinnvolle Kombination dieser Optionen können heute mindestens zwei Drittel aller Frauen geheilt werden bzw. werden zu Langzeitüberlebenden.

Allerdings ist diese erfreuliche Entwicklung auch mit einer zunehmenden Rate an Nebenwirkungen erkauft, die nicht selten zu langanhaltenden körperlichen und psychischen Problemen und Folgeerkrankungen führen können. Da dennoch keine Abstriche an der kombinierten Therapie des Brustkrebses gemacht werden sollten, um den guten Heilungserfolg nicht zu gefährden, ist eine intensive Behandlung der Nebenwirkungen und Folgeerkrankungen im Rahmen einer stationären Anschlussrehabilitation (AHB) dringend notwendig. Obwohl die Möglichkeit einer AHB nach akut-medizinischer Therapie eines Krebsleidens grundsätzlich jeder Patientin offen steht, wird diese unterschiedlich häufig genutzt. Brustkrebspatientinnen nutzen die Möglichkeit einer AHB häufiger als Patienten mit anderen Tumorerkrankungen.

Welche Probleme können auftreten und wie werden diese in der Reha behandelt?

Operation

Die Entfernung von mehreren Lymphknoten aus der Achselhöhle kann zu einer Verminderung des Rückflusses von Lymphe aus dem betreffenden Arm führen, so dass sich ein Lymphödem ausbilden kann. Das Lymphödem wird dann stadiengerecht am Therapieanfang ein- bis zweimal täglich durch eine komplexe manuelle Lymphdrainagen (KML) des betroffenen Armes behandelt. Bei einem leicht ausgeprägten Lymphödem sind Lymphdrainagen einmal täglich alleine häufig ausreichend, um die eingelagerte Lymphflüssigkeit aus dem Arm zu entfernen und einer Chronifizierung entgegenzuwirken. Stärker ausgeprägte Lymphödeme erfordern eine intensivere Behandlung mit 2 mal täglicher KML mit anschließender Bandagierung und späteren Bestrumpfung. Zur Erhaltung des therapeutischen Erfolgs durch die AHB sollte eine manuelle Lymphdrainage ambulant wohnortnah in einer Frequenz von ca. ein- bis zweimal pro Woche fortgesetzt und auch das konsequente Tragen des Kompressionsstrumpfes eingehalten werden.

Durch Vernarbung kann die Beweglichkeit im betroffenen Schultergelenk eingeschränkt sein. Insbesondere bei größeren Brüsten kann sich der Verlust der Symmetrie auf die Haltemuskulatur auswirken, sodass Verspannungen der Schulter-Nacken-Muskulatur entstehen können. Diese werden zusätzlich durch eine postoperativ eingenommene Schonhaltung gefördert. Als weitere Operationsfolge kann ein Taubheitsgefühl vorliegen, das auf die Verletzung sensibler Nerven zurückzuführen ist. Häufig ist dieses Taubheitsgefühl in der Achselhöhle, der Brustwand und an der Innenseite des Oberarmes vorhanden. Im Rahmen einer Schultergymnastik, die auf die speziellen Probleme nach axillärer Lymphknotenentfernung ausgerichtet ist, lernen die Patientinnen einerseits krankengymnastische Übungen, um die Beweglichkeit der Schultergelenke zu verbessern bzw. zu erhalten; andererseits werden Übungen vermittelt, die durch Aktivierung der Muskelpumpe den Rückfluss der venösen und lymphatischen Flüssigkeit unterstützen. Sowohl aus kosmetischen Gründen als auch zur Verringerung der muskulären Verspannungen kann eine Brustaufbauoperation genutzt werden, für die es unterschiedliche Verfahren gibt. Im Rahmen der Rehabilitation wird über die verschiedenen Methoden zum Brustaufbau informiert.

Bestrahlung

Nach einer brusterhaltenden Operation ist eine anschließende Bestrahlung der Restbrust vorgesehen, um das Risiko eines Lokalrezidivs zu senken. Meist stellt sich in unterschiedlichem Ausmaß eine oberflächliche Entzündung der Haut ein. Als Folge entsteht eine Rötung bzw. Dunkelverfärbung der betroffenen Haut verbunden mit Überwärmung und Austrocknung, teilweise schilfert die Haut ab und selten kommt es zu Blasenbildung. In den meisten Fällen lässt sich jedoch diese Entzündung gut und schnell mit geeigneten Pflegelotionen behandeln.

Die Bestrahlung kann auch allgemeine Beeinträchtigungen zur Folge haben, die unter dem Begriff radiogenes Erschöpfungssyndrom zusammengefasst werden können. Müdigkeit und eine rasche Erschöpfbarkeit können sich einstellen. Gezielte Bewegungstherapien und ein individuell angepasstes Ausdauertraining können die Dauer dieser Erschöpfungszustände reduzieren.

Chemotherapie

In Bezug auf die Chemotherapie ist je nach Medikament mit unterschiedlich starken Nebenwirkungen zu rechnen. Unmittelbare Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen erfordern eine Begleitmedikation, die diese Nebenwirkungen abmildern und rasch zum Verschwinden bringen. Chemotherapien haben aber auch häufig verzögerte Beeinträchtigungen zur Folge. Ein Haarausfall tritt bei den meisten Therapieregimen, die heute in der Behandlung des Brustkrebses etabliert sind auf und lässt sich praktisch nicht vermeiden. Diese Zeit kann durch das Tragen einer Perücke überbrückt werden.

Als Folge der Chemotherapie kann sich auch eine länger anhaltende Blutarmut (Anämie) einstellen, die Mitursache für eine sehr häufig auftretende tiefgreifende Erschöpfung ist. Sollte eine klinisch relevante Anämie vorliegen, sollte ggf die Durchführung eine Bluttransfusion besprochen werden.

Aber auch unabhängig von Anämien können Erschöpfungssyndrome auftreten, die als Fatigue-Syndrom bezeichnet werden. Das Fatigue-Syndrom gilt als eines der am weitesten verbreiteten tumortherapiebedingten Langzeitfolgen, das insbesondere nach Chemotherapie und Bestrahlung auftritt. Die Behandlung beinhaltet ein individuelles körperliches Trainingsprogramm, psychosoziale Beratung sowie psychoonkologische Betreuung und führt in aller Regel über einen längeren Zeitraum zur Verbesserung der Symptomatik.

Eine weitere oft als sehr belastend empfundene Nebenwirkung ist die periphere Polyneuropathie (PNP), die sich typischerweise als Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Händen und Füßen äußert. Betroffen sind in aller Regel die kleinen peripheren Nerven mit ihren sensorischen Anteilen, die für die Weiterleitung von Tastempfindungen zuständig sind. Bei der Mehrzahl der Patientinnen sind nur die Finger- und/oder Fußspitzen betroffen, während es bei wenigen Patienten zu einer erheblichen Ausbreitung bis zum Ellenbogen oder Knie kommt. Es können aber auch motorische Anteile der Nerven befallen sein, die dann zu einer muskulären Schwächen führen. Im Rahmen der Rehabilitation können diese Beschwerden durch den Einsatz von Physio- und Ergotherapie zur Verbesserung der Sensibilität und der feinmotorischen Funktionen sowie durch Mikrostrombehandlung, als Stimulationstherapien der betroffenen Nerven, günstig beeinflusst werden. Als hoffnungsvolle Methode hat sich die Magnetfeldtherapie erwiesen, die auch zu Hause weiter fortgesetzt werden und nach 2-3 Monaten Behandlung ein gutes Ergebnis zeigen kann.

Ebenso häufig wird über die periphere PNP, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen geklagt. Diese sehr lästige Langzeitnebenwirkung kann mit Hilfe ergotherapeutischer Verfahren (Gehirnjogging) und eines computergestützten Hirnleistungstrainings ebenfalls verbessert werden.

Antihormonelle Therapie

Bei positivem Hormonrezeptorstatus auf den Tumorzellen wird eine antihormonelle Behandlung durchgeführt. Standard ist die Behandlung mit Tamoxifen oder einem sog. Aromatasehemmer. Sehr häufig resultieren aus der antihormonellen Behandlung klimakterische Beschwerden mit Hitzewallungen und Schweißausbrüchen.

Gelegentlich kommt es auch zu depressiven Verstimmungen, die bei starker Ausprägung einen Substanzwechsel erforderlich machen. Die klimakterische Beschwerden können teilweise durch pflanzliche Präparate abgemildert und so die Lebensqualität verbessert werden.

Insbesondere bei der Behandlung mit einem Aromatasehemmer kann es zum Auftreten einer Knochenentkalkung (Osteoporose) kommen. Aus diesem Grund wird von vielen Ärzten die regelmäßige Durchführung einer Knochendichtemessung und bei Hinweisen auf eine Osteoporose eine Behandlung mit Calcium, Vitamin D3 und ggf. einem Bisphosphonat zur Knochenstabilisierung empfohlen. Eine ausreichende sportliche Betätigung im Rahmen der körperlichen Belastungsfähigkeit und eine Ernährungsberatung und –therapie tragen zusätzlich zur Vermeidung von Knochenschmerzen oder Brüchen bei.

Weitere mögliche Rehabilitationsmaßnahmen

Psychoonkologische Betreuung in der Rehabilitation

Durch die Diagnose „Brustkrebs“ können Symptome wie Ängstlich- und Traurigkeit, aber auch Gereiztheit, Anspannungen oder Schlafstörungen auftreten. Die bisherige Zukunftsplanung wird oftmals völlig in Frage gestellt und das weitere Leben in privater wie auch ggf. beruflicher Hinsicht grundlegend verändert. Die psychoonkologische Unterstützung im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme hat das Ziel, die Autonomie, das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl zu stärken, den Patientinnen im Umgang mit Ängsten Strategien zu vermitteln und ihnen mehr Sicherheit für ein adäquates Verhalten im sozialen Umfeld zu geben. Die Patientinnen werden in der Verarbeitung emotionaler Belastungen unterstützt. Wichtig ist es, Hilfestellungen zu geben, abgewehrte oder vermiedene Gefühle wahrzunehmen und ausdrücken zu lernen. Ziel einer Intervention ist es, Hilfestellung zur Bewältigung des Krankheitsgeschehens und hierdurch aufgebrochener Lebenskonflikte zu geben und mögliche individuelle Ressourcen zu erkennen. Darüber hinaus können durch starke psychische Belastungen Veränderungen des Körperbildes entstehen, die Libidoverlust und Schamgefühle induzieren und mit Beeinträchtigungen der Sexualität und Belastung der Partnerschaft einhergehen. Die psychologische Unterstützung kann helfen, Veränderungen des Körperbildes anzunehmen, Schamgefühle abzubauen und das Selbstwertgefühl wieder zu steigern. Gegebenenfalls kann eine psychologische Beratung auch unter Einbeziehung des Partners als Paarberatung durchgeführt werden.

Sozialberatung

Die soziale Isolation durch Rückzug, Partnerprobleme und Depression erfordert zusätzliche soziale Hilfestellungen über den üblichen Standard hinaus, besonders in Form von Hilfen und Beratung bei der Reintegration in Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis und Beruf. Diese Aufgabe fällt versierten Sozialarbeitern zu, die die weiteren Weichen mit stellen und erste Schritte bereits aus der Reha heraus einleiten können.

Ernährungsberatung

Die Ernährung nimmt insbesondere nach der Behandlung einer Brustkrebserkrankung einen bedeutenden Stellenwert ein. Es muss auf eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung geachtet werden. Der Verzehr von rotem Fleisch sollte im Hinblick auf die viel diskutierte erhöhte Gefahr eines Rückfalls der Erkrankung vorsichtshalber reduziert werden. Darüber hinaus ist bei Vorliegen einer Adipositas die Erstellung eines individuellen Ernährungsplans mit dem Ziel der Gewichtsreduktion dringend zu empfehlen.

Ist die onkologischen Rehabilitation wirksam?

In zahlreichen Studien und Untersuchungen konnte die Wirksamkeit einer Rehamaßnahme gezeigt werden. Im Hinblick auf die individuelle Beschwerdeproblematik und unter Verwendung der o g. therapeutischen Möglichkeiten können die meisten Folgen der Erkrankung oder der Tumortherapie positiv beeinflusst werden. Insbesondere subjektive Beeinträchtigungen, wie Zukunftsängste, Störungen der Körperwahrnehmung, Leistungsminderung und Antriebslosigkeit lassen sich bei nahezu allen Patientinnen deutlich bessern. Darüber hinaus können Beschwerden hinsichtlich eines Lymphödems und der Schulter-Arm-Verspannung bei zwei Drittel der Frauen verbessert und die Funktionsfähigkeit des Arms optimiert oder zumindest erhalten werden.

Bei Frage zur Beantragung einer Rehabilitation sprechen Sie mit dem Sozialdienst Ihrer Klinik, Ihrem Haus- oder Facharzt.

Prof. Dr. med. Rick

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