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Asthma

Bei Asthma handelt es sich um eine nicht infektiöse, chronische Entzündung der Atemwege. Die Bronchien reagieren auf verschiedene Reize überempfindlich, wodurch es zu krampfartigen Verengungen kommt.

Asthma
© iStock - AntonioGuillem

Schweregrade und Behandlung eines Asthmaanfalls

Asthma ist eine chronische Erkrankung der Atemwege, die durch eine Überempfindlichkeit der Bronchien und durch eine unterschiedlich starke Einengung der Atemwege gekennzeichnet ist. Eine Einengung der Atemwege kann sowohl spontan und schnell als auch allmählich eintreten. Auch das Ausmaß der Einengung der Atemwege kann sehr unterschiedlich sein.

In der Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (s. www.atemwegsliga.de, Stichwort „Asthma“) werden in Abhängigkeit von den vier Symptomen:

  • PEF (exspiratorischer Spitzenfluss = maximale Strömungsgeschwindigkeit des Atemflusses bei der Ausatmung)
  • Art des Sprechens des Betroffenen
  • Anzahl der Atemzüge pro Minute (Atemfrequenz)
  • Anzahl der Herzschläge pro Minute (Herzfrequenz)
  • der leichte und mittelschwere sowie der schwere Asthma-Anfall beim Erwachsenen voneinander unterschieden. Beim leichten und mittelschweren Asthma-Anfall liegt der PEF des Patienten über 50 % seines (Anm. des Autors: persönlichen) Bestwerts, er spricht normal, seine Atemfrequenz ist niedriger als 25 Züge pro Minute und sein Herz schlägt weniger als 110-mal pro Minute.

    Beim schweren Asthma-Anfall liegt der PEF des Patienten unter 50 % seines (persönlichen) Bestwerts, er kann lediglich Satzteile oder Worte während eines Atemzuges sprechen, seine Atemfrequenz ist höher als 25 Züge pro Minute und sein Herz schlägt mehr als 110-mal pro Minuten. Wenn die Symptome eines Asthma-Anfalls so ausgeprägt sind, dass eher ein schwerer Asthma-Anfall vorliegt, kommt es – insbesondere bei Patienten, die einen solchen Zustand schon einmal erlebt haben – verständlicherweise häufig zu panischen, von Angst geprägten Reaktionen. Ein solches Verhalten ist umso verständlicher, wenn man weiß, dass ein unzureichend oder nicht behandelter akuter Asthma-Anfall zu einer lebensbedrohlichen Situation oder gar zum Tode führen kann. Im internationalen Vergleich ist die Anzahl der Patienten, die in Deutschland infolge eines Asthma-Anfalls versterben, immer noch relativ hoch. Als mögliche Gründe für diesen – vor dem Hintergrund der gegenwärtig sehr guten Behandlungsmöglichkeiten des Asthmas – nahezu tragischen Zustand werden häufig genannt:

  • eine Unterschätzung des Schweregrads der Erkrankung durch den Patienten selbst und/oder durch den behandelnden Arzt
  • eine unzureichende Bereitschaft des Patienten, die von seinem Arzt empfohlenen Therapiemaßnahmen zu befolgen, also die verordneten Medikamente in der vereinbarten Häufigkeit und Menge auch tatsächlich und regelmäßig einzunehmen (s. Weißbuch Lunge 2005, S. 14).
  • Die genannten möglichen Gründe für einen Asthma-Anfall sind nach den Erfahrungen der Patientenliga Atemwegserkrankungen bedauerlicherweise immer noch zutreffend. Es ist aber aus unserer Sicht zudem sowohl den Patienten als auch den Ärzten viel zu wenig bekannt, dass u. a. folgende Vorzeichen die Wahrscheinlichkeit an einem Asthma-Anfall zu sterben deutlich erhöhen (vgl. die o. g. Leitlinie, Abschnitt 12.2.7):

  • ein früherer, beinahe tödlich verlaufener Asthma-Anfall
  • eine notfallmäßige oder stationäre Behandlung des Asthmas im zurückliegenden Jahr
  • eine laufende Einnahme von Kortison in Form von Tabletten oder ein kürzliches Absetzen einer solchen Therapie
  • ein übermäßiger Einsatz von kurzwirksamen, bronchialerweiternden Medikamenten zur Linderung einer aufgetretenen Atemnot
  • eine unzureichende Akzeptanz der Erkrankung und ihres jeweiligen Schweregrads durch den Patienten mit der Folge einer mangelnden Therapietreue (Compliance).
  • Aufgrund dieser Gegebenheiten sind sich alle, d. h. Ärzte (s. o. g. Leitlinie), Patienten (leider eine zu geringe Anzahl) und Krankenkassen (ein Aufenthalt in einem Krankenhaus wegen eines Asthma-Anfalls ist mit hohen Kosten verbunden) einig, dass bei akuter Atemnot auch der Betroffene selbst schon in einem gewissen Umfang aktiv werden sollte, bevor er ärztliche Hilfe (Notarzt!) in Anspruch nimmt. Zumal akute Atemnot-Anfälle häufig während der Nacht, am Wochenende und im Urlaub auftreten, also in einer Zeit, in der die ärztliche Versorgung meistens ohnehin eingeschränkt sein kann.

    Was soll also der von einem akuten Asthma-Anfall Betroffene selbst tun?

    In einem „Asthma-Pass“ einer großen deutschen Krankenkasse wird der Patient zu folgendem Verhalten aufgefordert:

    1. Stufe
    – Kutschersitz oder Torwartstellung mit Lippenbremse
    – 2 bis 3 Hübe Notfallspray
    – Kutschersitz oder Torwartstellung mit Lippenbremse fortsetzen

    Wenn nach zehn Minuten keine Besserung eintritt (z. B. wenn der Peak-Flow nicht ansteigt):
    2. Stufe
    – 2 bis 3 Hübe Notfallspray
    – Kutschersitz oder Torwartstellung mit Lippenbremse fortsetzen
    – Notfalltablette (Kortison) einnehmen

    Wenn nach zehn Minuten keine Besserung eintritt:
    3. Stufe
    – Notarzt rufen: 112
    – Kutschersitz oder Torwartstellung fortsetzen

    Es wäre allerdings interessant zu wissen, wie viele Asthmatiker, die Mitglieder dieser Krankenkasse sind, diesen „Asthma-Pass“ überhaupt haben und ob sie in der Lage sind, die genannten atemerleichternden Körperhaltungen einzunehmen und ob sie die genannten Medikamente überhaupt verschrieben bekamen und sie auch immer dabei haben.

    Wie sieht nach unseren Erfahrungen die Wirklichkeit aus? Warum sterben in Deutschland noch zu viele Menschen an einem Asthma-Anfall?

    Die folgenden Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit; sie sind auch in ihrer Reihenfolge nicht gewichtet, sondern beschreiben in ihrer Gesamtheit die derzeitigen Unzulänglichkeiten im Umgang mit einem akuten Asthma-Anfall und damit Anhaltspunkte für eine nachhaltige Verbesserung:

    1. Selbst von den mittelschwer und schwer erkrankten erwachsenen Asthmatikern ist, obwohl sie eine nicht heilbare, ihre Lebensqualität einschränkende chronische Erkrankung haben, nur eine vergleichsweise geringe Anzahl in der Lage, ihr Asthma selbst zu managen. Betroffene bemühen sich häufig nur unzureichend, das dafür erforderliche, eigentlich leicht vermittel- und erlernbare Wissen zu erlangen. Eine noch zu große Anzahl der Ärzte weist auf diesen wichtigen Teil der Therapie, nämlich die Selbsthilfe, auch nicht mit dem erforderlichen Nachdruck immer wieder hin und/oder nennt ihren Patienten einschlägige Patientenorganisationen.

    2. Es bleibt zu hoffen, dass das nunmehr bei den Krankenkassen verstärkt anlaufende Disease Management Programm „Asthma“ zahlreiche Patienten motivieren kann zu erlernen, sich selbst besser helfen zu können.

    3. Wir erfahren immer wieder, dass es selbst in dem unter 1. genannten Personenkreis zahlreiche Betroffene gibt, die kein Peak-Flow-Meter haben. Wie sollen sie dann ihren Atemfluss messen, um das Ausmaß ihrer Atemnot überhaupt zu erkennen? Wann wird die Verordnung eines solchen Gerätes durch den Arzt bei bestimmten Patienten zur Pflicht gemacht?

    4. Selbst Patienten, die ein Peak-Flow-Meter haben, wissen eher selten, anhand welchen persönlichen Bestwerts (auf ihrem Peak-Flow-Meter!) sie den Wert beurteilen sollen, den sie während ihrer Atemnot gemessen haben.

    5. Viele Asthma-Patienten haben überhaupt kein Notfall-Spray oder sie können es – gerade bei akuter Atemnot – nicht richtig anwenden, weil sie es nie gelernt haben, es ihnen aber auch nicht gezeigt wurde.

    6. Zahlreiche Patienten scheuen davor zurück, selbst wenn sie Kortison-Tabletten haben, diese auch bei akuter Atemnot zügig und in angemessener Dosierung einzusetzen. Sie haben eben gerade nicht den viel zitierten schriftlichen Notfallplan, nach dem sie selbst oder mit Unterstützung von Familienangehörigen, Arbeitskollegen oder betrieblichen Ersthelfern etwas gegen ihre Atemnot tun können, bis sie hoffentlich ausreichend ärztlich versorgt werden.

    7. Viel zu wenig Patienten wissen, welche atemerleichternden Körperhaltungen es gibt und welche Entspannungsübungen auch bei einem Asthma-Anfall hilfreich sein können. Es hat ihnen niemand gesagt und beigebracht, und sie selbst haben sich auf den Umgang mit einem Atemnot-Anfall – auch in dieser Hinsicht – nicht aus eigenem Antrieb angemessen vorbereitet.

    Das Fazit lautet also: Die Anzahl der Menschen, die in Deutschland an einem Asthma-Anfall sterben, war und ist zu hoch. Die heute bei einer richtigen und konsequenten Therapie des Asthmas eigentlich erzielbare Lebensqualität, dazu gehört auch die weitgehende Vermeidung einer akuten Atemnot, wird bei zu vielen Patienten noch nicht erreicht. Einerseits liegt das an den Patienten selbst, denn sie gehen mit ihrem Asthma zu fahrlässig um. Andererseits muss aber auch die Qualität ihrer ärztlichen Versorgung noch deutlich und vor allem flächendeckend verbessert werden.

    Quelle: Allergikus 3/2007

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