Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Sehr geehrter Herr Müller, ich bin Diabetiker Typ 2 und bekomme die üblichen Medikamente. Da ich mich, bedingt durch meinen Beruf, zu wenig bewege, muss ich mich fettarm ernähren. Meine Ernährung habe ich in puncto Fleisch und Wurst auf Straußenfleisch umgestellt. Natürlich nehme ich nun an Körpergewicht ab. Das Straussenfleisch schmeckt mir gut und scheint mir auch gut zu bekommen. Können Sie mir sagen, ob Straußenfleisch als fettarmes Fleisch für Diabetiker besonders geeignet ist, gibt es Vorteile oder Nachteile?
Im Voraus besten Dank für Ihre Antwort, mit freundlichen Grüßen, Rainer P.
Sven-David Müller: Straußenfleisch ist ähnlich wie das Fleisch von Puter und Hähnchen relativ fettarm und reich an Protein. Deutlich fettreicher sind Gans und Ente. Im Vergleich zu Schweinefilet und Rinderfilet hat Straußenfleisch keine kalorischen Vorteile. Wichtig ist, dass Straußenfleisch nur dann cholesterinarm ist, wenn es ohne Haut verzehrt wird. In und unter der Haut steckt wie bei Hähnchen, Puter, Ente und Gans reichlich Cholesterin. Eine übermäßige Cholesterinzufuhr ist im Rahmen einer diabetesgerechten Ernährungsweise ungünstig.
Grundsätzlich muss aber festgehalten werden, dass weder Typ 1- noch Typ 2-Diabetiker einen erhöhten Eiweißbedarf haben, und daher nicht täglich und nicht in größeren Portionen Straußenfleisch oder andere Fleischsorten verzehren sollten. Bei Diabetikern kann sich eine erhöhte Eiweißzufuhr negativ auswirken. Diabetiker sollten sich grundsätzlich gemüsereich ernähren und auch viel Salat essen. Hülsenfrüchte sind für Diabetiker besonders wertvoll. Diabetiker sollten auch reichlich Pellkartoffeln, Nudeln (aber al dente) oder Vollkornreis verzehren.
Für Typ 2-Diabetiker gilt eine kalorienreduzierte Ernährungsweise als angezeigt, wenn Übergewicht vorliegt. Typ 1-Diabetiker müssen nicht die Kalorien, sondern die blutzuckerrelevanten Kohlenhydrate berechnen. Diabetiker, die unter diabetischer Nephropathie (der diabetesbedingten Nierenschädigung) leiden, dürfen nicht mehr als 0,8 Gramm Eiweiß pro Körperkilogramm und Tag zuführen. Grundsätzlich sollten sich Diabetiker aber nicht eiweißreich ernähren.
Der Fettgehalt von Straußenfleisch ist zwar niedrig, aber das Fleisch sollte fettarm zubereitet werden, um diesen Vorteil des relativ teuren Fleisches nicht zunichtezumachen. Diabetiker profitieren Studien zufolge von Fischeiweiß und Sojaeiweiß. Fisch hat auch den Vorteil der enthaltenen Omega-3-Fettsäuren und außerdem enthält Seefisch reichlich schilddrüsengesundes Jod und wichtiges Zink. Zink verbessert bei Diabetikern die Insulinwirkung.
Ihr
Sven-David Müller
Aus Befund Diabetes 1/2010