Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Die englischen Begriffe „Compliance“ und „Empowerment“ stehen für zwei wesentliche Faktoren, die insbesondere bei einer Insulintherapie maßgeblich sind für einen dauerhaften Behandlungserfolg: Zum einen die sog. Therapietreue, also die Bereitschaft des Patienten, die Behandlung ordnungsgemäß und in Absprache mit dem Arzt mitzutragen und die entsprechenden Maßnahmen aktiv umzusetzen („Compliance“); zum anderen geht es darum, den Patienten durch geeignete Information, Beratung und Schulung in die Lage zu versetzen, im Hinblick auf seine Erkrankung eine sog. Patientenkompetenz zu erwerben und ein entsprechendes Selbstbewusstsein zu entwickeln, die Krankheit zu managen und die Therapie angemessen umzusetzen („Empowerment“).
Gerade zu Beginn einer Insulintherapie sind viele Diabetes-Patienten stark ge- bzw. z. T. überfordert mit der Vielzahl der erforderlichen regelmäßigen Teilschritte dieser Behandlungsform: Blutzuckerselbstmessungen, Nahrungsberechnungen, Insulininjektionen etc. müssen Teil des normalen Alltagslebens werden. Erfolgserlebnisse im Rahmen der komplexen Eigenbehandlung können dazu beitragen, dass die Betroffenen die Insulinbehandlung nicht mehr ausschließlich unter dem Aspekt der Belastung sehen, sondern z. B. aus einer gelungenen Blutzuckerwertsteuerung auch Zuversicht schöpfen und selbstbewusster mit ihrer Erkrankung umgehen können, die nach einer gewissen Eingewöhnungsphase und in Absprache mit Arzt im Alltag selbstverantwortlich kontrolliert werden kann. Hieraus können gut geschulte Patienten eine langfristige Motivation schöpfen, die i. d. R. zu einer anhaltenden guten Therapietreue führt.
Daher ist es besonders wichtig, dass eine Insulintherapie von den betreuenden Ärzten so eingeleitet wird, dass die Patienten sich rundum gut geschult und betreut in die neue Situation begeben können. Hierzu gehört neben dem Aufzeigen der Vorteile der Insulintherapie auch, Ängste (z. B. vor dem Spritzen, vor Gewichtszunahme, Hypoglykämien u. ä.) und Unsicherheiten ernst zu nehmen und den Betroffenen durch Information und Beratung zu stärken, damit eine notwendige Insulintherapie ohne Verzögerungen aufgenommen werden kann. Wichtig ist es dabei auch, Fehlinformationen zu korrigieren.
Im Hinblick auf das zu fördernde Selbstbewusstsein und die Kompetenz des Patienten ist es u. a. von großer Bedeutung, Behandlungserfolge wie das Erreichen von Zielwerten des Blutzuckers als Leistung des Patienten anzuerkennen und zu würdigen. Umgekehrt sollten Patienten von Schuldgefühlen entlastet werden, wenn größere Stoffwechselschwankungen eintreten bzw. es zu einer Hyperglykämie kommt. Wichtig ist in solchen Fällen stets, das Augenmerk darauf zu richten, welche Maßnahmen erforderlich sind und diese entsprechend umzusetzen.
Die erwünschte Therapietreue lässt sich i. d. R. besser erzielen, wenn der Einstieg in die Insulintherapie nach einem möglichst einfachen Schema und somit patientenfreundlich erfolgt. Insbesondere gestaltet sich der Beginn der Insulintherapie einfacher, wenn noch eine gewisse Menge Insulin vom Körper selbst produziert wird. Ein zeitnaher Therapieerfolg führt dann i. d. R. auch zu einer guten Compliance. Eine absehbar notwendig werdende Insulintherapie sollte daher nicht maximal hinausgezögert werden.
Im weiteren Verlauf ist es für die Therapietreue dann von besonderer Bedeutung, dass die Insulintherapie optimal an die Lebenssituation des Patienten angepasst wird und dass die Therapie nicht zu Einschränkungen im alltäglichen Leben führt. Hier spielen individuelle Ernährungsgewohnheiten, Arbeitsverhalten bzw.
-erfordernisse und Freizeitgestaltung (z. B. Sport) eine große Rolle. Betroffene sollten im Hinblick auf eine gute Anpassung der Insulintherapie an die individuelle Lebenssituation immer wider auch aktiv Beratung erbitten und bei möglicherweise auftretenden Problemen den behandelnden Arzt ansprechen. Selbsthilfeorganisationen wie der Deutsche Diabetiker Bund bieten zusätzliche Unterstützung und ermöglichen einen Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen.
Anke Tennemann
Aus Befund Diabetes 3/2009