Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Forscher an der Universität von North Carolina School of Medicine (UNC) haben in Versuchen an Mäusen Antikörper getestet, die den Ausbruch von Typ-1-Diabetes rückgängig gemacht haben. Nur zwei Injektionen reichten dabei aus, um die Krankheit zum Abklingen zu bringen. Die im Fachjournal Diabetes veröffentlichten Ergebnisse könnten den Weg zu einer Immuntherapie für neu diagnostizierte Typ-1-Diabetiker weisen.
Beim Typ-1-Diabetes greifen körpereigene, sog. autoreaktive T-Zellen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Der Senior-Autor der Studie, Roland Tisch, Prof. für Mikrobiologie und Immunologie an der UNC, betont, dass es einen Bedarf für eine effektive Immuntherapie auch für Patienten mit einem schon länger bestehenden Typ-1-Diabetes gibt. „Klinisch gibt es bereits einige vielversprechende Ergebnisse, bei denen sog. entziehende Antikörper bei kürzlich diagnostizierten Typ-1-Patienten verwendet wurden, aber die den Krankheitsverlauf nur für eine kurze Zeit unterbrochen haben“, sagte Prof. Tisch. „Diese Antikörper unterscheiden jedoch nicht zwischen den T-Zellen, die normalerweise dafür benötigt werden, um die Immunität gegen die krankheitsverursachende Pathogene zu erhalten, und den autoreaktiven T-Zellen. Daher werden auch T-Zellen entzogen, deren Aufgabe es ist, eine normale Immunfunktion aufrechtzuerhalten.“
Für die neue Untersuchung wurden nun „nicht-entziehende“ Antikörper verwendet. Diese binden an bestimmte Proteine, die als CD4 und CD8 bekannt sind und von allen T-Zellen ausgeprägt werden. Prof. Tisch wollte herausfinden, ob diese Antikörper einen therapeutischen Effekt auf eine Maus mit einem nicht auf Übergewicht basierenden Diabetes haben – mit Erfolg. Bei einigen der neu diagnostizierten Mäuse ging der Blutzuckerspiegel auf ein normales Niveau zurück und das innerhalb von 48 Stunden. In fünf Tagen erlebten rund 80 % der Tiere eine Krankheitsremission – d. h., die Symptome des Diabetes verschwanden. „Der schützende Effekt tritt sehr schnell ein, und wenn er sich einmal festgesetzt hat, ist er lang anhaltend“, erklärt Prof. Tisch. Die Forscher beobachteten die Tiere 400 Tage lang und die Mehrzahl blieb frei von Diabetes – auch wenn die Antikörper-Gabe nach einigen Wochen aufhörte.
Der Grund für dieses positive Ergebnis liegt wohl an der hochselektiven Wirkung der verwendeten Antikörper: Diese wendeten sich vor allem gegen die T-Zellen, die die insulinproduzierenden Betazellen angreifen. Nach der Behandlung waren diese eliminiert. Davon blieben jedoch andere T-Zellen unbeeinflusst. Die Zahl der T-Zellen, die regulatorische Aufgaben haben und sich gegen die schädigende Autoimmunreaktion bei Diabetes wenden sollen, erhöhte sich sogar. In weiteren Untersuchungen will Prof. Tisch nun Antikörper entwickeln und testen, die für die menschlichen Versionen der CD4- und CD8-Moleküle spezifisch sind. Darüber berichtete die Universität von North Carolina School of Medicine (UNC).
Quelle: BD 4/12