Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Die Insulintherapie ist für Menschen mit Typ-1-Diabetes lebensnotwendig und wird teilweise auch bei Patienten mit Typ-2-Diabetes eingesetzt. Jedoch kann es zu Reaktionen auf Insulin kommen, die von Hautveränderungen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen reichen.
Die Insulintherapie und die Resorption des verabreichten Insulins werden von zahlreichen anderen Faktoren beeinflusst. So können z. B. Veränderungen auf der Haut oder das Auftreten von Allergien in Verbindung mit Insulin die Effektivität der Therapie beeinträchtigen. Einerseits besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen, andererseits können auch Erkrankungen der Haut auftreten wie Vitiligo, die Akanthosis nigricans (Hyperpigmentierung und Hyperkeratose) als Zeichen einer Insulinresistenz, aber auch Xanthomen (Hautveränderungen durch vermehrte Speicherung von Plasmalipoproteinen) und Xanthelasmen (gelbliche Flecken und strukturelle Veränderungen) infolge von Fettstoffwechselstörungen. Bei länger andauerndem Diabetes kann es zudem zu einer Verschlechterung der Hautelastizität, Bewegungs- und Funktionsstörungen der Gelenke, zu Hautverdickungen am Nacken und den oberen Extremitäten kommen, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner auf medmedia.at.
Eine Reaktion auf die Therapie mit Insulin kann auch eine Lipoatrophie bzw. Lipohypertrophie sein. Dabei handelt es sich um eine Verminderung des Fettgewebes im Bereich der Einstichstelle. Als Ursache dafür wird eine zellvermittelte Immunreaktion auf das Insulin oder Zusatzstoffe angenommen. Die Verwendung von hochgereinigten Insulinen hat jedoch zu einer Reduktion dieser Reaktion geführt. Zusätzlich wird empfohlen, die Einspritzstelle regelmäßig zu wechseln, um das Risiko einer lokalen Lipotrophie bzw. Lipohypertrophie zu verringern.
Bei 10 % der Patienten mit Diabetes kann auch das Granuloma anulare auftreten. Es handelt sich dabei um eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die sich in hartnäckigen Knötchen unter der Haut zeigt. Anfangs sind es nur wenige Millimeter große Knötchen, die sich jedoch im Laufe einiger Wochen ausbreiten und dann einen Ring bilden, der einen bis mehrere Zentimeter misst. Ohne Behandlung kann das Granuloma anulare monate- bzw. jahrelang bestehen. Als Therapie können Kortisonmedikamente oder andere antientzündliche Wirkstoffe in Form von Salben oder Cremes eingesetzt werden.
Als eine Reaktion auf verabreichtes Insulin kann auch die sogenannte Necrobiosis lipoidica diabeticorum auftreten. Es ist eine seltene Hauterkrankung, die sich zumeist an den Unterschenkeln zeigt. Zunächst tritt ein rotbrauner Ausschlag auf, häufig kommt es auch zu Empfindlichkeitsstörungen und rund 30 % der Läsionen können zu Geschwüren werden. Wie erwähnt, ist diese Hauterkrankung selten und trifft nur 1 % der Patienten. . Jedoch haben über 60 % der betroffenen Menschen Diabetes und rund 20 % weisen eine gestörte Glukosetoleranz auf. Die Erkrankung trifft zudem Frauen dreimal häufiger als Männer. Als Risiko für die Entwicklung gelten eine schlechte metabolische Kontrolle, eine lange Diabetesdauer sowie weitere Autoimmunsymptome.
Allergische Reaktionen auf die Insulintherapie sind selten zu beobachten – sie treffen 0,1 bis 3 % der Diabetes-Patienten. Dabei können sie sowohl durch das Insulin selbst als auch durch Zusätze wie Zink, Protamin und Metakresol ausgelöst werden. Als mögliche Risiken für die Entwicklung einer Insulinallergie werden Abweichungen bei den Reinigungsschritten und mikrobielle Restkomponenten, die bei der Herstellung von Insulinen anfallen, diskutiert.
Eine Insulinallergie kann sich in vielfältigen Symptomen äußern, die von lokalen Rötungen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen reichen. Am häufigsten beschrieben wird eine Immunreaktion, die zu einer lokalen Reaktion an der Einstichstelle führt. Es können dort rote und juckende Knötchen auftreten, die sich binnen 24 bis 48 Stunden nach der Injektion vergrößern, sich aber nach zwei bis vier Tagen wieder zurückbilden. Eine anaphylaktische Reaktion tritt selten auf. Es kann dabei zu quaddelförmigen Veränderungen, Schwellungen von Haut und Schleimhaut im Bereich der Augen, Lippen und des Mundes bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen.
Patienten, die Insulin verwenden, weisen auch häufig Anti-IgG-Insulin Antikörper auf. Zwar bleiben diese Antikörper meistens ohne Relevanz. Allerdings kann die Bildung von IgG-Antikörpern vereinzelt infolge einer Abschwächung der Insulinwirkung zu erhöhten Blutzuckerwerten führen. Als Therapie für eine Insulinallergie wird einerseits der Wechsel des verwendeten Insulins empfohlen, andererseits auch die Umstellung auf eine Insulinpumpentherapie. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes gibt es auch die Möglichkeit einer alternativen Behandlung mit oralen Antidiabetika und GLP-1-Analoga. Zudem erfolgt auch die Gabe von Antihistaminika, Kortikosteroiden und Immunsuppressiva. Zudem zählen Desensibilisierungsmaßnahmen zur Behandlung einer Insulinallergie.
Quelle: Befund Diabetes Österreich 2/2018