Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Der Verlust der Brust ist ein tiefer Eingriff in die Integrität einer Frau. Frauen sind in dieser Situation oft verzweifelt und suchen nach Hilfe. Die Plastische Chirurgie bietet heute mehrere Operationsverfahren, teils mit Silikonimplantaten, teils mit körpereigenem, transplantiertem Gewebe. Leben? Leben! sprach mit Prof. Dr. Johannes Bruck, Berlin.
Insgesamt gibt es drei unterschiedliche Verfahren der Brustrekonstruktion, die alle Vor- und Nachteile haben. Das einfachste Verfahren dabei ist die Wiederherstellung der Brust mit einem Silikonimplantat. Diesem Verfahren geht meistens eine Dehnungsbehandlung voraus. Dabei wird ein Gewebeexpander über mehrere Wochen oder Monate unter die Haut an der Brust eingesetzt, damit die Haut vorgedehnt wird. Der größte Nachteil dieser Methode ist, dass – statistisch gesehen – die Frauen sich alle vier Jahre einer Korrektur unterziehen müssen und die Methode nach einer Bestrahlung eine hohe Komplikationsrate hat. Ein weiter Nachteil ist, dass der Brusthügel starr ist und fest am Brustkorb haftet. Vorteile sind, dass es sich dabei um eine Sofortrekonstruktion handelt und dass nur eine einzige Narbe bleibt.
Eine weitere Methode ist die Rekonstruktion mit Eigengewebe. Aus dem Muskellappen des Rückens wird eine neue Brust geformt und darunter kann ein Silikonimplantat platziert werden, damit das Volumen der Brust der Gegenseite entspricht. Diese Operation ist aufwendig und es bleibt eine Narbe am Rücken zurück. Außerdem können damit nicht beliebig große Brüste wiederhergestellt werden. Bei der Rekonstruktion mit körpereigenem Gewebe ohne Silikon ist die Form der Brust dagegen beliebig formbar. Dafür wird entweder Haut vom Unterbauch, vom Gesäß oder von den Innenseiten der Oberschenkel verwendet.
Nicht jedes Verfahren ist für jede Frau gleich geeignet. Der behandelnde Arzt muss zunächst die Wünsche und Bedürfnisse der Frau wahrnehmen und miteinbeziehen, und berücksichtigen, wie der Körperbau der Frau insgesamz ist.
Nachdem einer Frau die Brust entfernt wurde, ist es sinnvoll, dass sie dieses Erlebnis zunächst einmal verarbeitet, Trauerarbeit ist notwendig. Wenn die Rekonstruktion zu früh stattfindet, sind die Frauen i. d. R. eher enttäuscht mit dem Ergebnis. Sobald ein längerer Zeitabstand zwischen der Amputation und der Rekonstruktion liegt, hat die Frau die Entscheidung zu einer der möglichen Rekonstruktionen frei getroffen, kann das für sie geeignetste Verfahren in Ruhe auswählen und ist auch zufriedener mit dem Ergebnis.
Zur Angleichung der Brüste bzw. um eine Symmetrie herzustellen, können die Brüste vergrößert, verkleinert oder gestrafft werden.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um eine neue Brustwarze zu formen. Aus dem ortsständigen Gewebe werden mehrere kleine Hautläppchen gebildet, die einer auf dem Kopfstehenden französichen Lilie ähneln. Anschließend wird alles zusammen zu einer Warze geformt. Die Warze selbst wird mit einem kleinen Knorpelchip unterfüttert, sodass eine ausreichende, wunschgemäße Größe und Projektion hergestellt werden kann. Auch zur Rekonstruktion des Brustwarzenhofes werden verschiedene Möglichkeiten angeboten. Zum einen kann dunkel pigmentierte Haut aus der Leistenregion oder den Oberlidern entnommen und in Form eines Ringes um die Brustwarze zur Brust verpflanzt werden. Dies kann gleichzeitig mit der Brustwarzenrekonstruktion im stationären Aufenthalt erfolgen. Eine weitere Möglichkeit, die ambulant durchgeführt werden kann, ist die medizinische Tätowierung des Warzenhofes. Von einer speziell ausgebildeten Person wird unter Aufsicht eines Arztes die individuell an die Gegenseite angepasste Farbe bestimmt und in entsprechender Größe und Form tätowiert.
Ja, diese Operationen werden von der Krankenkasse übernommen. Es gibt auch eine Vereinbarung der gesetzlichen und privaten Krankenkassen, in der festgehalten ist, dass auch die Korrektur einer Asymmetrie von mehr als 25 % der nicht betroffenen Brust zur Kassenleistung gehört.
Quelle: Leben? Leben! 4/2012