Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Heute ist es in 70–80 % der Fälle möglich, brusterhaltend zu operieren. Zu einer Mastektomie (Entfernung der Brustdrüse) kommt es, wenn der Tumor zu groß ist. Prof. Dr. Michael Untch, Dr. Stephan Frantzen und Dr. Christine Mau, Berlin, erklären die Möglichkeiten des Brustwiederaufbaus.
Je nach Stadium der Erkrankung wird eine Mastektomie durchgeführt. Meist kann die Haut und der Warzenhof sowie die Brustwarze erhalten werden. Anschließend gibt es grundsätzlich drei Methoden der Brustrekonstruktion. Am häufigsten wird ein Implantat unter den Brustmuskel eingesetzt. Zunehmend wird heutzutage auch noch die untere Falte durch ein sog. Netz unterstützt. Dadurch bekommt die Brust eine schöne Form, also die natürliche Anatomie der Brust wird dadurch unterstützt. Die dritte Methode ist Eigengewebe der Patientin, z. B. aus dem Bereich des Bauches oder des Gesässes.
Die Brustrekonstruktion kann gleichzeitig, also direkt nach der Mastektomie, oder auch später stattfinden. Einer austehenden histologischen Untersuchung kann man z. B. bei einer Eigengewebsrekonstruktion mit einem „buried Flap“ begegnen, d. h. am transplanierten Gewebe wird die Haut zunächst belassen. Sollte es dann noch nötig sein Haut an der Brust zu entfernen, weil noch Krebszellen zurückgeblieben sind, kann man die belassene Haut des Transplantates nutzen, um den Defekt zu decken.
Ein wesentlicher Vorteil bei der Brustrekonstruktion mit Implantat liegt für die Patientin darin, dass sie mit den wenigsten Unannehmlichkeiten verbunden ist. Also die Operation ist nicht so aufwendig wie andere, die Patientin liegt nicht so lange in der Narkose und der Blutverlust ist geringer. Ein potenzieller Nachteil ist, dass das Implantat für die Frau ein Fremdkörper ist und das Risiko der Verhärtung der Kapsel um das Implantat.
Die Operationen, bei denen die Brust mit Eigengewebe rekonstruiert wird, ergeben meist sehr gute kosmetische Ergebnisse, sie sind jedoch aufwendiger, dauern länger und können mit operativen Komplikationen verbunden sein. Das transplantierte Eigengewebe kann teilweise oder auch komplett absterben. Das passiert sehr selten, wenn die Operateure viel Erfahrung haben. Es ist wichtig, dass Patientinnen darüber aufgeklärt werden. Auch eine Rekonstruktion mit Implantaten kann mit Komplikationen einhergehen. So kann es z. B. unter Umständen zur Entstehung eines anaplastischen großzelligen Lymphoms (ALCL) kommen, einem malignen T-Zell-Lymphom, das zu den Non-Hodgkin-Lymphomen gehört. Der Vorteil von Eigengewebe ist, dass es sich am natürlichsten anfühlt und es gute Langzeitergebnisse für die Rekonstruktion mit Eigengewebe gibt.
Frauen, die sich in einem allgemein guten Gesundheitszustand befinden, müssen kaum etwas beachten. Azetylsalizylsäure sollte mindestens zehn Tage vor der OP abgesetzt werden. Es sollte mit dem Operateur die jeweils beste individuelle Operationsart besprochen werden, Komplikationen erörtert werden, wie Blutverlust, Infektion, Verlust des Transplantates oder Fibrose.
Bei der Wiederherstellung der Brust mit Implantaten kann es zu einer Kapselfibrose kommen. Im schlimmsten Fall, wenn sich die Kapsel infiziert, muss das Implantat wieder entfernt werden. Es handelt sich dabei nicht um ein lebensbedrohliches Risiko für die Patientin, aber das kosmetische Ergebnis ist erst einmal unbefriedigend. Erst nach Monaten kann dann ein Wiederaufbau stattfinden. Bei den Lappentransplantaten (Haut oder Muskel) kann es passieren, dass das Gewebe nicht gut durchblutet wird und abgestoßen wird.
Wenn es sich bei der Patientin um eine Brustrekonstruktion nach einer Brustkrebserkrankung handelt, übernimmt die Krankenkasse i. d. R. die Kosten für die Operation.
Aufgrund der modernen Technik kommt es heutzutage zu keinen Problemen bei den Nachsorgeuntersuchungen. Wenn das Implantat hinter den Brustmuskel eingesetzt wird, kann man eventuell verbliebenes Drüsengewebe mittels Ultraschall, Mammografie und Kernspin überwachen.
Das ist ganz selten der Fall. Es gibt beispielsweise seltene Bindegewebserkrankungen, bei denen wir eher Abstand nehmen von einer Brustrekonstruktion. Bei Frauen mit Diabetes heilt das Gewebe schlechter. Und deswegen würde man auch bei ihnen eher keine Brustrekonstruktion, vor allem mit Eigengewebe, durchführen.
Quelle: Leben? Leben! 4/2013