Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Störungen des Lymphabfluss und damit Lymphödeme können angeboren oder im Laufe des Lebens durch Krankheiten oder Operationen erworben sein. Häufig sind sie eine Folge von Krebs. Aus therapeutischen Gründen werden oft Lymphknoten entfernt, die in unmittelbarer Nähe des Tumors liegen und eventuell von Metastasen befallen sind. Die Folge: Die Lymphe kann nicht mehr abtransportiert werden, die betroffenen Gliedmaßen „laufen voll“. Unbehandelt können Lymphödeme enorme Ausmaße annehmen, daher ist eine frühzeitige Versorgung unbedingt erforderlich. Doch bei der Versorgung von Patienten mit lymphostatischen Ödemen gibt es in Deutschland z. T. erhebliche Defizite.
Die Therapie der Wahl bei Patienten mit Lymphödem ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Das zweistufige Behandlungskonzept sieht zunächst eine Entstauungs-Therapie mit den vier Elementen manuelle Lymphdrainage, Kompressions-Bandagierung, Bewegung und Hautpflege vor. Bei schweren Krankheitsbildern muss diese Phase 1 der Therapie über einen längeren Zeitraum stationär erfolgen. Die anschließende Phase 2 der Behandlung, die so genannte Erhaltungs-Therapie, besteht ebenfalls aus den vier Behandlungs-Elementen wie in Phase 1. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Kompressions-Bandagierung nun von der Kompressions-Bestrumpfung abgelöst wird. Die individuell angepassten Arm- oder Beinstrümpfe spielen eine zentrale Rolle, weil sie die Muskelpumpe aktivieren und den Lymphabfluss unterstützen. Außerdem erlauben Sie, im Gegensatz zur Kompressions-Bandagierung, ein nahezu uneingeschränkte Bewegung im Alltag.
Lymphödeme werden von Ärzten oft zu spät oder gar nicht erkannt. Auch im Sanitätshaus oder beim Orthopädietechniker fehlt häufig die Kompetenz, die Verordnung eines Kompressionsstrumpfes durch den Arzt differenziert umzusetzen. So werden Kompressionsstrümpfe falsch angemessen oder die falsche Strickqualität ausgewählt. Darauf aber ist besonders zu achten, wenn die Entstauungsergebnisse des Lymphtherapeuten im Rahmen der KPE erhalten bleiben sollen.
Nach der Entnahme von Lymphknoten z. B. im Leistenbereich sind Lymphödeme in den Beinen eine relativ häufi- ge Behandlungsfolge. Eine frühzeitige Aufklärung der Patienten über das evtl. Auftreten von Lymphödemen ermöglicht entsprechende vorbeugende Maßnahmen. Bei den Krebsnachsorgeterminen muss auch auf Frühzeichen eines Lymphödems geachtet werden, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Der betroffene Bereich sollte untersucht werden und mit dem gesunden Bereich an festgelegten Punkten vom Umfang verglichen werden z. B. im Bereich des Kniegelenks, an den Fesseln. Neben der KPE kann auch jede/r (potentiell) Betroffene daran mitarbeiten, das Auftreten von Ödemen des Beines zu verhindern oder aber die Behandlung zu unterstützen. Dies ist mit einigen Einschränkungen und Verhaltensregeln verbunden.
Bettina Caspari