Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Lymphödeme bei Krebspatienten sind meist sog. sekundäre Lymphödeme – sekundär, weil sie als Folge von Verletzungen der Lymphbahnen entstehen. Zu diesen Verletzungen kann es durch eine Operation des Tumors, durch die Strahlentherapie oder nach der Entfernung von Lymphknoten vorkommen. Bei Krebspatienten kann das Lymphödem beispielsweise bei Frauen mit Brustkrebs auftreten, bei denen die Lymphknoten in der Achsel entfernt worden sind. Sie können dann ein Lymphödem am Arm entwickeln.
Bei einem Lymphödem wird überschüssige Lymphflüssigkeit nicht richtig abtransportiert. Sie staut sich im Gewebe, sodass eine Schwellung entsteht, die die Funktion des Körperteils, z. B. des Arms, stark beeinträchtigen kann. Dabei gibt es verschiedene Schweregrade, informiert die die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Lymphödeme: Während im Stadium O noch keine Schwellung zu erkennen ist, aber im sog. Lymphszintigramm (Sichtbarmachen des Lymphsystems durch Injektion mit radioaktiv markierten Substanzen) deutlich wird, dass es Stauungen gibt, liegt im Stadium I ein Ödem von weicher Konsistenz vor. Durch Hochlagern des entsprechenden Körperteils geht die Schwellung meist zurück. Dies funktioniert im folgenden Stadium II nicht mehr, zudem sind Gewebsveränderungen entstanden. Im Stadium III kommt es zu einer harten, elefantenartigen Schwellung (elephantiastisch).
Behandelt werden Lymphödeme durch eine Entstauungs- und Kompressionstherapie. BDie sog. physikalische Entstauungstherapie setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Bei der manuellen Lymphdrainage wird eine spezielle Form der Massage angewandt. Bei einer weiteren Komponente, der Kompressionstherapie, werden spezielle komprimierende Wechselbandagen bzw. medizinische Kompressionsstrümpfe eingesetzt. Bei der Bewegungs- und Atemtherapie absolviert der Patient entstauende Übungen.
Zu den allgemeinen Verhaltensregeln gehört nach Angaben der Deutschen Gefäßliga zunächst, die Kompressionsprodukte (Verbände oder Strümpfe), die der Arzt verschrieben hat, auch wirklich konsequent zu tragen – auch wenn es manchmal schwerfällt. Auch die entstauenden Übungen bzw. physiotherapeutische Gymnastik sollten, wenn es im Behandlungsplan so vorgesehen ist, regelmäßig zu Hause durchgeführt werden.
Damit die Therapie möglichst erfolgreich ist, gibt es auch einige Dinge, die Betroffene in ihrem täglichen Leben beherzigen sollten. So schreibt die Sachsen-Anhaltinische Krebsgesellschaft in ihrem Ratgeber Leben mit einem Lymphödem, dass man bei folgenden Aspekten aufpassen sollte:
Ein normales Körpergewicht ist bei Lymphödemen günstiger als Übergewicht. Körperfett kann nämlich den Lymphabfluss noch weiter erschweren, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie. Ausgewogene, kochsalzarme Ernährung wird Lymphödempatienten daher empfohlen. Sport ist nicht nur sinnvoll, um sein Gewicht zu halten, er kann auch unterstützende Wirkungen bei der Therapie des Lymphödems haben: Geeignet sind nach Angaben der Deutschen Gefäßliga beispielsweise ruhiges Schwimmen, Radfahren oder Spazierengehen. Auf Überlastungen durch ruckartige Sportarten wie Tennis, Fußball, Rudern oder Skifahren sollten Betroffene hingegen besser verzichten. Bei Verspannungen sollte man zudem auf knetende Massagen verzichten: Wie die Deutschen Gesellschaft für Lymphologie ausführt, kommt es dabei durch die verstärkte Durchblutung zu einer vermehrten Produktion der Lymphflüssigkeit.
Quelle: Befund Krebs 4/2014