Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Schweiß ist eine salzhaltige Flüssigkeit, die an der Hautoberfläche verdunstet, wodurch der Körper gekühlt wird. Somit ist Schwitzen lebenswichtig. Wenn man von Hyperhidrose spricht, geht die Schweißproduktion über die Wärmeregulation hinaus und wird von den Betroffenen aufgrund der sichtbaren Schweißflecken und eventueller Geruchsbildung meist als unangenehm empfunden. Betroffene Körperstellen sind vor allem Achseln, Hände und Füße. Mit dem hohen Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen geht der Verlust von Mineralien einher, weshalb Betroffene viel trinken sollten.
Bei Hyperhidrose, die im Zusammenhang mit Diabetes auftritt, spricht man von der sogenannten sekundären Hyperhidrose, da diese durch die Grunderkrankung bedingt ist. Des Weiteren wird unterschieden zwischen übermäßiger Schweißproduktion am gesamten Körper (generalisiert) oder an bestimmten Körperstellen (fokal).
Die Ursache für diabetische Hyperhidrose sind Nervenschäden, die auch als diabetische Neuropathie bezeichnet werden. Fehlgeleitete Nervenimpulse können auch die Ursache für das „Geschmacksschwitzen“ (gustatorische Schwitzen) sein, wobei Betroffene beim Essen schwitzen. Der Grund dafür ist, dass Nervenimpulse, die üblicherweise die Speichelproduktion anregen sollen, fehlgeleitet werden und somit eine erhöhte Schweißproduktion auslösen.
Oft geht Hyperhidrose bei Diabetikern mit Hypoglykämien (Unterzuckerung) einher und kann somit auch ein erstes Anzeichen für eine akute Hypoglykämie sein. Ebenfalls kann Hyperhidrose ein Anfangssymptom von unentdecktem Diabetes sein.
Die Therapie der sekundären Hyperhidrose richtet sich danach, ob sie generalisiert oder fokal auftritt. Die Therapie sollte nach einem Stufenplan stattfinden, wobei mit der Vermeidung von Reizen sowie gut verträglichen und wenig aufwendigen Methoden begonnen wird und erst nach der Erschöpfung dieser Methoden chirurgische Eingriffe in Erwägung gezogen werden.
Ein erster Schritt für Hyperhidrose-Betroffene liegt in der Vermeidung von Faktoren, die das Schwitzen begünstigen können. Dazu gehört das Tragen von locker sitzender Baumwollkleidung sowie der weitgehende Verzicht auf alkoholische Getränke oder Kaffee. Auch scharfe Speisen sollten vermieden werden.
Im Falle von Hyperhidrose als Begleiterscheinung von Diabetes sollte die Behandlung der Grunderkrankung an erste Stelle stehen. Dazu gehört eine bestmögliche Stoffwechseleinstellung (zum Beispiel über die Zufuhr der richtigen Insulindosis).
Für die lokale Behandlung von betroffenen Körperstellen (zum Beispiel unter den Achseln) kann Aluminiumchlorid in Form von Deodorant verwendet werden, welches zu einem Verschluss der Schweißdrüsenausgänge führt. Das Deodorant sollte vor dem Schlafengehen und auf trockener Haut angewendet werden. Bei schweren Formen von Hyperhidrose ist diese Form der Behandlung gegebenenfalls nicht ausreichend.
Bei der Iontophorese wird das betroffene Körperteil in einem Wasserbad über Elektroden einer geringen Dosis Gleichstrom ausgesetzt. Diese Methode kann sowohl in einer Praxis als auch in der Heimbehandlung stattfinden. Im Fall der Heimbehandlung sollte man sich zunächst von einem Dermatologen das Gerät und die Benutzung erklären lassen, da eine falsche Benutzung die Wirksamkeit hemmen und im schlimmsten Fall zu einem ernsten Stromschlag führen kann. Laut Deutschem Ärzteblatt wirkt die Iontophorese bei 81 % der Betroffenen, ist jedoch sehr zeitaufwendig und kostspielig, da die Behandlung in der ersten Zeit mehrmals pro Woche durchgeführt werden sollte. Nicht angewendet werden darf die Therapie bei Schwangeren oder Menschen mit einem Herzschrittmacher.
Botulinumtoxin blockiert die Reizübertragung auf die Schweißdrüsen an der behandelten Hautstelle. Bei der Therapie wird an mehreren Stellen (zum Beispiel an etwa 20 bis 30 Stellen pro Handfläche) Botulinumtoxin unter die Haut gespritzt. Wirksam wird die Therapie nach fünf bis zehn Tagen und wirkt etwa sechs bis acht Monate.
Bei der sogenannten endoskopische transthoraktale Sympathektomie werden die Nervenknoten der betroffenen Stelle (zum Beispiel der Handflächen) operativ entfernt. Das Verfahren birgt die Risiken einer Operation und führt gegebenenfalls zu vermehrtem Schwitzen an anderen Körperstellen.
Schweißdrüsen können operativ unter örtlicher Betäubung entfernt werden. Die Langwirksamkeit dieser Methode sowie eventuelle Folgen für die Regulierung der Körpertemperatur sind jedoch noch nicht erwiesen.
In der Erprobungsphase befindet sich eine Lasertechnik, das die Schweißdrüsen schrumpfen lassen soll. Die Wirksamkeit und Risiken dieser Therapie werden zurzeit noch erforscht.
Lisa Bayertz