Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Menschen mit Diabetes leiden öfter unter Wunden und müssen bei der Wundversorgung besonders sorgfältig vorgehen. Worauf Betroffene achten müssen und wie Wunden am besten versorgt werden, erklärt Dr. Elisabeth Krippl, Fachärztin für Innere Medizin und zertifizierte Wundmanagerin.
Ja, aber nicht zwingend. Es gibt bei Diabetikern sehr oft Wundheilungsstörungen, d. h. Wunden, die
nicht oder sehr verzögert heilen oder sich infizieren. Es gibt aber auch Diabetiker, die eine gute Wundheilung haben.
Durch Insulinresistenz und viele weitere Fehlfunktionen kommt es zur Störung von Regulationsmechanismen im Körper eines Menschen mit Diabetes. Das betrifft eben auch die Wundheilung, da ein erhöhter Blutzuckerspiegel die Wundheilung verzögert. Viele Betroffene sind aber auch adipös oder übergewichtig, haben dadurch Ödeme, der Stoffaustausch und Zellaustausch ist insuffizient und der pH-Wert im Wundgebiet ist nicht so, wie er sein soll. Keime können sich vermehrt ausbreiten. Oft liegen bereits Gefäßschädigungen und Durchblutungsstörungen vor. Das bedeutet, dass weniger Sauerstoff ins Wundgebiet transportiert wird, ebenso kommen zu wenig Zellen zur Wunde, die der Körper zur Wundheilung und Immunabwehr braucht. Alles ist träger. Häufig kommt auch ein Vitamin- und Mineralstoffmangel vor, das betrifft v. a. Zink, Vitamin B und D. Zudem nehmen Betroffene oft Medikamente, die die Wundheilung negativ beeinflussen können.
Es entstehen Wundheilungsstörungen, v. a. im Bereich der Füße und Beine. Die Wunden infizieren sich, wobei kleine Wunden von Patienten oft nicht ernst genommen werden, weil sie entweder nicht geschult oder vom Arzt nicht ausreichend aufgeklärt sind. Teilweise werden Warnungen auch nicht ernst genommen oder es besteht kein Interesse des Patienten an der eigenen Aufklärung. Oft kommt es dazu, dass Wunden falsch behandelt werden, Infektionen entstehen und es werden immer noch viel zu oft unnötige Amputationen durchgeführt. Entweder weil der Patient oder der Behandler nicht adäquat therapiert hat.
Nein, grundsätzlich nicht, es sei denn, es handelt sich um Druckstellen an Füßen von falschem Schuhwerk bei bestehender Neuropathie. Häufiger zu Wunden kommt es schon eher bei Patienten mit Adipositas und Diabetes.
Auch Kleinigkeiten, also kleine Wunden, müssen ernst genommen werden und es muss eine Desinfektion sowie eine adäquate Wundversorgung stattfinden. Auch die Blutzuckereinstellung sollte optimiert und Zink eingenommen werden. Ebenso sollte auf eine gesunde Ernährung geachtet werden und andere Risikofaktoren, wie etwa Rauchen, sollten minimiert werden. Menschen mit Diabetes und Wunden, vor allem an den Füßen, sollten sich unbedingt in qualifizierte Hände begeben!
Prinzipiell gibt es keine Standardlösung, ein Therapieregime muss immer für den Patienten individuell erstellt werden. Ein ausgiebiges Débridement, d. h. die Schaffung eines sauberen Wundgrundes, meist mittels Skalpell, durchzuführen ist unerlässlich. In Bezug auf die Verbände soll auf eine phasengerechte Wundversorgung mit zusätzlicher Behandlung und Management aller übrigen Ursachen und Auslöser geachtet werden. Eventuell sind auch Lymphdrainagen nötig und natürlich eine Gefäßabklärung und Druckentlastung. Ergänzend sind Ozontherapie, Low-Level-Lasertherapie und auch eine orthomolekulare und homotoxikologische Therapie sinnvoll. Die Auswahl der entsprechenden Behandlung muss aber individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Obsolet sind antibiotische oder sonstige Salben, Betaisodona-Fußbäder, Mullbinden und auch tägliche Verbandswechsel.
Die Wunde heilt nicht, sondern wird unter Umständen noch größer. Es kann zur Wundinfektion oder sogar Osteomyelitis (Knocheninfektion), Sepsis (Blutvergiftung) mit septischem Nierenversagen, Amputation und im allerschlimmsten Falle zum Tod kommen.
Wichtig ist gesunde Ernährung und auf Hygiene zu achten! Die Füße sorgfältig abtrocknen, auch zwischen den Zehen, mit Creme oder besser noch mit Schaum mit Urea (Harnstoff) pflegen und keine zu stark fettenden Cremen verwenden. Zu beachten ist auch, dass man sich zwischen den Zehen nicht eincremen sollte und eine adäquate geschulte Fußpflege in Anspruch nimmt sowie bequeme Schuhe in Hinblick auf Größe und Luftdurchlässigkeit trägt. Auch eine tägliche Kontrolle der Füße sollte stattfinden, v. a. wenn bereits eine Neuropathie vorliegt. Jährliche Screenings bezüglich des Gefäßstatus und der Neuropathie sind ebenfalls ein Muss. Betroffene sollten sich nur von spezialisierten Fachleuten behandeln und nicht einfach nur den Verband wechseln lassen. Zudem müssen Auslöser und die medizinischen Ursachen therapiert werden und dabei der jeweilige Gesundheitsstatus berücksichtigt und in die Therapie miteinbezogen werden.
Quelle: Befund Diabetes Österreich 1/2017