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Diabetes

Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.

Diabetes Mellitus
© iStock - PixelsEffect

Wundversorgung und Hautverletzungen bei Diabetes

Die Diabetologin und zertifizierte Wundmanagerin Dr. Elisabeth Krippl im Gespräch über die Herausforderungen des Wundmanagements bei Diabetikerhaut.

Ganz generell: Was unterscheidet die Haut eines Diabetikers von der Haut eines stoffwechselgesunden Menschen?

Generell unterscheidet sie nichts, Diabetes alleine macht noch keinen Unterschied. Erst bei Folgeschäden gibt es Unterschiede – und da sind vor allem die Füße bzw. Beine betroffen. Es gibt auch keine Unterschiede zwischen der Haut von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern.

Diabetiker sollen u. a. ihre Haut genau beobachten. Gibt es hier Punkte, die man besonders beachten sollte?

Ja, das sind die Füße. Vor allem dann, wenn Patienten bereits eine Nervenschädigung (Polyneuropathie alias PNP) oder/und eine Durchblutungsstörung in den Beinen (pAVK) haben. Dann können sie trockene, rissige Haut mit Schwielen und Druckstellen und sogar offene Stellen bekommen, die Ausgangspunkt für massive Folgeprobleme wie etwa Infektionen bis hin zum Nierenversagen und zur Amputation sein können.

Stichwort Wundheilung: Wie kann man als Betroffener diese fördern? Geht das durch gesunde Ernährung?

Ja, aber gesunde Ernährung fördert nicht nur die Wundheilung, sondern die richtige Ernährung hält den Körper gesund. Aber gesunde Ernährung alleine ist bei einer Wundheilungsstörung zu wenig, da muss man schon zusätzlich substituieren. Vor allem Zink, Selen, Vitamine und Eiweiß sind wichtige Bestandteile.

Worauf müssen Diabetiker bei Hautverletzungen achten?

Auf die sofortige Wundreinigung und dementsprechende Wundversorgung. Die Tatsache, dass man Diabetiker ist, ist an sich noch kein Problem und macht keinen Unterschied. Es sei denn, die Patienten haben eine schlechte Stoffwechsellage, sind schlecht eingestellt und haben hohe Blutzuckerwerte, in dem Fall kann es generell zu einer verzögerten Wundheilung und erhöhten Infektionsgefahr kommen. Da müsste man natürlich die Blutzuckereinstellung optimieren. Aber nicht nur wegen der Wundheilung.

Unterscheidet sich die Erste Hilfe bzw. Wundversorgung bei Hautverletzungen von Diabetikern und stoffwechselgesunden Menschen?

Nein, es sei denn, es handelt sich um eine Fußverletzung bei einem Diabetiker mit Nervenschädigung und/oder einer Durchblutungsstörung in den Beinen.

Was wäre dann zu beachten?

Der Unterschied am Fuß im Falle des Vorliegens einer Nervenschädigung und/oder einer Durchblutungsstörung in den Beinen ist, dass einem bewusst sein muss, dass eine kleine Verletzung zu einem medizinischen Notfall werden kann. Das wissen viele nicht und unterschätzen das, weil sie auch nicht dementsprechend geschult sind. Deswegen sind Schulung und Aufklärung so wichtig.

Bei der Versorgung ist wichtig: sorgfältige Desinfektion und ein dementsprechender Verband. Natürlich hängt das auch davon ab, wie so eine Verletzung aussieht, welches Ausmaß sie hat. Jedenfalls sollten bei den Betroffenen, wenn die Wunde nicht normal abheilt, die Alarmglocken schrillen – und man sollte sofort zum Spezialisten gehen. Auf alle Fälle nicht warten.

Was empfiehlt sich für die Behandlung von Wunden?

Für die Lokaltherapie gibt es Silberauflagen, deren Keimspektrum viel breiter ist, und es sind hier bis dato weder Allergien noch Resistenzen bekannt. Auch die modernen Verbandstoffe wirken sich positiv auf das Wundmilieu aus und fördern eine Wundreinigung etc. Je nach Wundsituation muss man dann entscheiden, welche Wundauflage man nimmt.

Macht es bei Verletzungen einen Unterschied, ob es z. B. Schnitt- oder Schürfwunden sind?

Ja, das macht einen Unterschied. Schnittverletzungen sind i. d. R. sauberer und haben glatte Wundränder, bei Schürfwunden ist die Wunde stärker verschmutzt und hat ausgefranste Wundränder und eine größere Wundoberfläche. Ob diese Wunden aber ein Diabetiker oder ein gesunder Mensch hat, macht keinen Unterschied, weil ja – wie bereits erwähnt – die diabetische Haut hier keine Unterschiede zur Haut eines Gesunden aufweist.

Wie sollte ein Diabetiker generell seine Haut pflegen?

Bei Diabetikern mit Nervenschädigung und/oder Durchblutungsstörungen in den Beinen sind die Füße speziell zu behandeln, nämlich mit regelmäßiger Fußpflege durch geschultes Fachpersonal und Pflege mit ureahaltigen (harnstoffhaltigen) Cremen oder Schaum.

Wie sieht das optimale Wundmanagement bei Diabetikerhaut aus?

  • Erste Voraussetzung für ein optimales Wundmanagement beim Diabetiker ist es, beim richtigen Spezialisten zu sein
  • Wundmanagement ist, wie der Name schon sagt, nicht alleine das Verbinden einer Wunde, es ist das Management rundherum, wie z. B. die Behandlung und Optimierung der Grunderkrankungen und aller bestehenden Risikofaktoren, etwa Diabetes mellitus, Bluthochdruck (Hypertonie), abnorme Blutfette (Hyperlipidämie), Durchblutungsstörungen, Rauchen, Ernährung, Gewicht, Schuhversorgung etc., wozu auch ergänzende Therapien wie z. B. Laser, Magnetodyn- oder Ozontherapie zählen
  • Zum Wundmanagement zählt bei Gefäßverengungen auch die Wiederherstellung einer eingeschränkten, mangelhaften Blutversorgung durch interventionell radiologische (Aufdehnen der Gefäße) oder gefäßchirurgische Eingriffe (Revaskularisierung)
  • Infektionskontrolle; ggf. antibiotische Therapie nach Antibiogramm (durch Wundabstrich)
  • Gezielte Nahrungsergänzung
  • Adäquate phasengerechte lokale Wundversorgung nach den Richtlinien des modernen Wundmanagements mit einer ausgiebigen Wundreinigung (Débridement) als Basis
  • Druckentlastung
  • Im individuellen Bedarfsfall sind auch Lymphdrainagen angezeigt
  • Grundsätzlich muss für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept erstellt werden. Man muss alle zugrunde liegenden auslösenden Faktoren bei den therapeutischen Überlegungen miteinbeziehen. Ein Wundbehandlungskonzept, das den Erfordernissen des jeweiligen Patienten angepasst ist, auch unter Bezugnahme seiner jeweiligen Lebenssituation mit Blick über den Wundrand hinaus. Auch das soziale Umfeld (Lebensgefährten, Angehörige) sollten miteinbezogen werden. Denn: Wir behandeln Menschen – und nicht nur eine Wunde oder einen Befund.

    Quelle: Befund Diabetes Österreich 1/2015

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