Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Eine Krebserkrankung stellt das ganze Leben auf den Kopf. Um diese schwere Krise bewältigen zu können, sollten Patientinnen ihre Resilienz fördern. Psychoonkologin Dr. Iris Huth erklärt, was darunter zu verstehen ist und wie die Verarbeitung der Erkrankung gelingen kann.
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Naturwissenschaft und bedeutet, dass etwas wieder in seine Ursprungsform zurückkommt. So wie sich z. B. ein Grashalm wieder aufrichtet oder das „Stehaufmännchen“ wieder in seine Senkrechte zurückkommt. In der Psychologie versteht man unter Resilienz eine psychische Widerstandsfähigkeit. Damit ist die Fähigkeit gemeint, durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen, Krisen zu bewältigen und diese sogar vielleicht als Anlass für Entwicklungen und Veränderungen zu nutzen. Kurzum: Resilienz ist die Fähigkeit eine schwierige Situation auszuhalten und ihr etwas entgegensetzen zu können.
Unverwundbar oder immun gegenüber dem Schicksal ist kein Mensch. Es ist eben die Frage, wie man damit umzugehen vermag. Betroffene sollten versuchen, nicht im Schicksal stecken und gefangen zu bleiben und die Opferrolle verlassen. Sicher, das ist bei einer Krebserkrankung leichter gesagt als getan. Von daher kann man in diesem Zusammenhang Resilienz nicht nur als psychische Robustheit bezeichnen, sondern vielmehr als psychische Elastizität. Patientinnen müssen sich jeden Tag neu auf ihre Erkrankung einstellen, die mitunter fortschreitet. Nicht immer hat man da die Energie, sich aus eigener Kraft wieder aus der Misere herauszuziehen – daher ist es wichtig, dass man die Fähigkeit besitzt, sich helfen zu lassen, Hilfe anzunehmen.
Im Prinzip alle Menschen, die einem Erkrankten zeigen und vorleben, dass es möglich ist, aus diesen Krisen herauszukommen. Dies gilt vor allem für Menschen, die selbst z. B. eine Krebserkrankung zu bewältigen hatten. Dabei können Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle spielen. Neben professionellen, geschulten Kräften (z. B. in den Beratungsstellen), können es aber auch Menschen aus dem näheren Umfeld sein, die den Erkrankten Mut zu sprechen, sie trösten und ihnen Halt geben und Hoffnung machen, dass das Schicksal zu bewältigen ist. Die Erwartung und Überzeugung selbst ein Problem oder eine Aufgabe meistern zu können, ist ebenfalls ein bedeutsamer Faktor. Es ist der Glaube an sich selbst bzw. die Selbstwirksamkeit, die hier zum Tragen kommt.
Es gilt die Devise „Alles ist gut, was guttut!“ So schöpft der eine Mensch Kraft aus seiner Familie, aus seinem Freundeskreis, der andere aus der Natur, aus Hobbys, aus angenehmer Ablenkung und auch aus der Spiritualität. Jeder Mensch, egal ob gläubig oder nicht, hat etwas, das ihn hält und nicht aufgeben lässt, an sich und vielleicht höhere Mächte glauben lässt, dass vielleicht doch alles gut wird. Gemeint sind hier die Hoffnung und eine Schulter zum Anlehnen. Auch der Faktor Achtsamkeit sollte nicht vergessen werden: Achtsamkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, bewusst zu leben, auf eigene Bedürfnisse zu achten, sich Zeit zu nehmen, bewusst zu handeln und zu genießen. Dazu gehört ebenfalls ein aufmerksames Beobachten und Erspüren der eigenen Befindlichkeiten mitunter auch „Nein“ sagen zu können, die Reduktion von Stressfaktoren und sich von Zeit-, Nerven- und Energieräubern zu verabschieden.
Zunächst einmal ist ein palliativer Patient, ein Erkrankter, der nicht mehr kurativ medizinisch behandelt werden kann. Sein Leiden kann nur gelindert werden, nicht geheilt. Hier besteht die Notwendigkeit, dass diese Patienten überhaupt palliativ behandelt und versorgt werden. Niemand darf unter Schmerzen, Angst, Luftnot, Unwohlsein usw. leiden – das sind Prinzipien der palliativen Versorgung. Es geht hier vor allem auch um die Lebensqualität in der letzten Phase des Lebens und dass die Erkrankten mit dieser Ausnahmesituation menschlich wie auch medizinisch/pflegerisch nicht allein gelassen werden, sondern in einer guten Begleitung sind, sowohl durch professionelle Kräfte wie auch durch Angehörige, Freunde, oder Menschen, die man gern um sich hat. Ggf. kann dies auch ein Ehrenamtlicher eines Hospizvereins sein.
Viele Menschen erinnern sich auch wieder an ihre eigene Spiritualität oder Religiosität. Trost und Geborgenheit, Spiritualität und Glauben sind tragende Aspekte in einer solchen Ausnahmesituation. Es ist von großer Bedeutung, in einer Situation, in der es keine Hoffnung auf Heilung mehr gibt, zu erfahren, dass man nicht umsonst gelebt hat, dass es Menschen gibt, die einen schätzen, dass man Spuren hinterlässt und hinterlassen wird. Nichts ist schlimmer, als mit einer leeren Bilanz aus dem Leben zu gehen.
Vor allem bei einer onkologischen Erkrankung stellt sich als Erstes die Schuldfrage: Was habe ich falsch gemacht und warum hat es mich erwischt? Man wird diese Frage nie klären können! Es ist zum großen Teil Schicksal. Da gibt es keine Antwort auf die Frage, warum ist jemand, der 60 Jahre geraucht hat nicht betroffen, aber ich, obwohl ich so gesund gelebt habe?! Wir kommen mit genetischen Dispositionen zur Welt. Bei dem einen ist das Risiko zu erkranken größer als beim anderen. Wir wissen nie, wann dieses Programm im Körper losgeht. Bei derartigen Grübeleien kann es helfen, einen Menschen zu haben, den ich in solchen Momenten ansprechen kann, der meine Gedanken mit mir teilt. Oft helfen auch „Ablenkungsmanöver“ und Entspannungsübungen.
Machen wir uns nichts vor – als Betroffener ist man schockiert, wütend und im wahrsten Sinne des Wortes todtraurig, wenn man erfährt, dass man eine schwere, mitunter vielleicht tödliche Erkrankung hat. Ängste kommen hoch, Todesängste. Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross hat all die Phasen der Emotionalität im Krankheitsfalle beschrieben, und es ist wichtig, sie zu leben, damit man die Krankheit auch bewältigen, und sich auf alles, was in dieser Welt noch kommt, einstellen kann. Unterdrückte Gefühle sind in keiner Lebenslage der Gesundheit förderlich.
Quelle: Leben? Leben! 1/2018