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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Psychoonkologen helfen bei der Krankheitsbewältigung

Die Diagnose Krebs und die darauffolgenden Therapiemaßnahmen werfen vielen Patientinnen aus der Bahn. Viele Fragen und Unsicherheiten machen sich breit, über die Therapie, die Überlebenschancen, den Alltag und der Thematisierung der Erkrankung in der Familie. Alle diese Gedanken und Ängste können Frauen mit einem Psychoonkologen besprechen, der sie während aber auch nach der Krebstherapie begleitet. Dr. Anette Brechtel, Heidelberg, erklärt, warum es sinnvoll ist, diese Hilfe anzunehmen.

Was ist die Aufgabe einer Psychoonkologin?

Die Aufgabe von Psychoonkologen besteht darin, Krebspatientinnen und ihre Angehörigen im Umgang mit der Erkrankung, der Diagnose und den damit verbundenen Anforderungen und Veränderungen der Lebensgestaltung zu unterstützen. Sie können über ihre Sorgen und Ängste offen sprechen. Vorrangiges Ziel ist es, die Lebensqualität der Patienten und der Angehörigen zu erhalten oder zu verbessern.

Warum kann es für krebskranke Frauen hilfreich sein, sich an einen Psychoonkologen zu wenden?

Im Gespräch mit einer Psychoonkologin hat die Patientin die Möglichkeit, offen über ihr psychisches Befinden zu sprechen. Allein das Gespräch hat manchmal durch Klärung von Fragen und das Strukturieren des weiteren Vorgehens eine entlastende Wirkung. Manchen Patientinnen hilft es auch, von einer Fachkraft zu hören, dass sie nichts falsch macht und dass die Art ihrer Krankheitsbewältigung angemessen und für sie richtig ist. Für viele Patientinnen ist es auch entlastend zu hören, dass sie sich ihre Gefühle der Traurigkeit auch gestatten dürfen und dass die Forderung von außen: „Du musst jetzt auf jeden Fall positiv denken!“ oft nicht angemessen ist. Gerade in Krisensituationen sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, ihre persönlichen Ressourcen zu sehen und zu nutzen. Mithilfe einer psychoonkologischen Unterstützung lassen sich Kraftquellen (re)aktivieren und bei Bedarf auch neue Bewältigungsstrategien erarbeiten. Übergeordnetes Ziel ist es, die betroffene Person dahingehend zu unterstützen, ihren eigenen Weg mit der Erkrankung und den damit verbundenen Veränderungen zu finden.

Welche psychischen Erkrankungen ergeben sich häufig infolge einer Krebsdiagnose und der darauf folgenden Therapie?

Die Ergebnisse repräsentativer wissenschaftlicher Untersuchungen zeigen, dass zu den häufigsten psychischen Störungen in Folge der Krebserkrankung und -behandlung depressive Störungen, Angststörungen sowie Anpassungsstörungen zählen. Zentrale Symptome sind dabei Symptome der Angst, Unruhe, Anspannung sowie depressive Symptome wie Gefühle der Hilflosigkeit, des Kontrollverlusts, der Hoffnungslosigkeit. Auch Schlafstörungen oder der Verlust von Interesse an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben, können ein Hinweis auf eine psychische Erkrankung sein.

Wo und wie können sich Patientinnen an einen Psychoonkologen wenden?

Viele Universitätskliniken, Krebszentren und größere Krankenhäuser bieten stationäre oder ambulante psychosoziale Unterstützungsangebote an. In manchen Kliniken ist ein/e Psychoonkologe/in direkt auf der Station tätig, in anderen Kliniken wird bei Bedarf eine psychoonkologische Fachkraft angefordert. In zertifizierten onkologischen Zentren muss ein solches Angebot als integraler Bestandteil der onkologischen Versorgung vorgehalten werden. Die Betroffenen können entweder über ihren behandelnden Arzt eine psychoonkologische Unterstützung anfordern oder auch direkt mit dem psychoonkologischen Behandlungsteam telefonisch, in manchen Kliniken auch per Mail, Kontakt aufnehmen. Auch in der Anschlussrehabilitation (AHB) und bei onkologischen Rehabilitationsmaßnahmen gehört eine psychoonkologische Behandlung zum regulären Versorgungsangebot. Anders sieht es im ambulanten Bereich aus. Bei der Suche nach entsprechenden Adressen können Krebsberatungsstellen oder auch offizielle Verzeichnisse wie z. B. die des Krebsinformationsdienstes behilflich sein.

Wie sieht die Betreuung durch einen Psychoonkologen konkret aus?

Das Spektrum des Versorgungsangebotes richtet sich nach dem jeweiligen Setting, in dem die psychoonkologische Versorgung angeboten wird und beinhaltet allgemeine psychosoziale Beratung und Information, Einzelgespräche sowie gruppen-, familien- oder auch paartherapeutische Angebote. Onkologische Rehakliniken bieten meist zusätzlich Kunst-, Musik- oder auch Tanztherapie an. Das genaue Vorgehen orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Betroffenen. Eine psychoonkologische Behandlung ist vor allem unterstützend und ressourcenorientiert ausgerichtet. Entscheidend ist zusammen mit der Betroffenen und möglichst auch ihrer Familie darauf zu schauen, was in der aktuellen Situation notwendig ist, um die psychische Belastung zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhalten und zu steigern. In manchen Fällen geht es auch um die Erarbeitung ganz praktischer Hilfestellung etwa durch die Vermittlung von Beratungsinstitutionen oder -personen, die sich um finanzielle und existenzielle Fragen wie Thema Arbeitsplatzverlust, Rente, Einkommen usw. kümmern.

Haarausfall, Gewichtsverlust, Fatigue, Lymphödeme, dies sind nur einige Nebenwirkungen der Krebstherapie. Welche konkreten Tipps haben Sie, wie Patientinnen diese schwere Zeit meistern und damit umgehen können?

An erster Stelle steht, mit dem Behandlungsteam von Ärzten und Pflegekräften offen über die Beschwerden zu sprechen und zu klären, welche Möglichkeiten der Behandlung und Linderung es gibt. Wir erleben immer wieder, dass Patientinnen zögern, über ihre Beschwerden offen zu sprechen. In diesen Fällen ermutigen wir sie, die Behandler anzusprechen und ihre Beschwerden ernst zu nehmen. Im Umgang mit den behandlungsbedingten Belastungen geht es aber auch um das Thema Akzeptanz. Wie kann ich mich selbst als Patientin z. B. mit meiner reduzierten Leistungsfähigkeit annehmen, wie kann ich akzeptieren, dass ich nicht mehr in der Lage bin, meinen gewohnten Aufgaben nachzugehen, wie kann ich mir gestatten, auch mal schwach, müde zu sein und nicht zu „funktionieren“. Des Weiteren ist es wichtig für die Patientinnen herauszufinden, was sie selbst für sich tun können. Während der chemotherapeutischen Behandlung haben viele Patientinnen das Gefühl, nur passiv zu sein, nichts zur Gesundung beitragen zu können. Wir regen an, dass sich die Patientinnen damit beschäftigen, was sie für ihr Wohlbefinden tun können: „Was tut mir gut? Welche Menschen tun mir jetzt gut? Welche Beschäftigungen helfen mir mich abzulenken und welche geben mir Kraft und Energie?“

Auch Angehörige leiden unter der Erkrankung. Wie können Familien diese schwere Zeit gemeinsam meistern? Wie sich gegenseitig stärken?

In der Tat wissen wir mittlerweile nicht nur aus unserer klinischen Erfahrung, sondern auch aus Studien, dass die Angehörigen mindestens genauso belastet sind wie die Patienten selbst. Z. T. sind Angehörige, Partner und Partnerinnen sogar noch stärker belastet. Im Vordergrund stehen oftmals Verlustängste, Probleme über die Erkrankung zu sprechen, veränderte Rollen und Aufgaben sowie die Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft und eine veränderte Lebensplanung. Es ist hilfreich, wenn Familien über ihre Sorgen, Bedürfnisse und Ängste offen sprechen können, aber dem sind auch Grenzen gesetzt. Es ist von zentraler Bedeutung, dass auch Angehörige auf ihr persönliches Wohlbefinden achten und bei aller Fürsorge für den Patienten die Selbstfürsorge nicht vergessen. Auch den Angehörigen ist zu empfehlen, auf ihre Ressourcen und Kraftquellen zu achten, ihre Hobbys weiter zu pflegen und bei Bedarf auch professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Welche Auswirkungen hat die psychische Verfassung auf die Genesung?

Immer wieder hören wir von Betroffenen die Sorge, dass sie mir ihren Sorgen, ihren Ängsten, ihrem Weinen ihre Genesung gefährden könnten. Die Annahme, dass sich positives Denken positiv auf den Heilungsprozess auswirkt, wird in vielen Büchern oder in diversen Internetforen propagiert. Ohne Zweifel ist eine zuversichtliche und positive Lebenseinstellung gut für das allgemeine Befinden. Dennoch ist es wichtig, den Betroffenen angesichts einer so schweren Erkrankung wie der Krebserkrankung Phasen von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zuzugestehen. Nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens haben Gefühle wie Angst, Traurigkeit oder Verzweiflung den Krebs weder hervorgerufen noch beeinflussen sie den Genesungsprozess negativ. Bei den meisten Patientinnen sind die sorgenvollen Gedanken Ausdruck einer ganz realistischen Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Viel entscheidender ist die Frage, was die Patientinnen tun können, um sich zu entlasten und dafür zu sorgen, dass ihr Leben nicht allein von der Krankheit bestimmt wird, sondern dass es Raum gibt für andere Dinge, für Interessen, für Aktivitäten, für Freundschaften, kurz und gut für das, was der einzelnen Person für ihr Leben trotz der krankheitsbedingten Einschränkungen wichtig erscheint.

Quelle: Leben? Leben!

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