Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Die seelischen Belastungen einer Krebserkrankung müssen Betroffene nicht allein bewältigen. In jeder zertifizierten Klinik steht den Patientinnen ein Psychoonkologe zur Verfügung. Dipl.-Psych. Annkatrin Rogge ist selbst Psychoonkologin und erzählt im Interview, was die Psychoonkologie leistet.
Bei der Psychoonkologie handelt es sich um eine Weiterbildung bei akademischen Berufen. Die Ausbildung ist bei der Deutschen Krebsgesellschaft DKG akzeptiert. Ein Psychoonkologe übernimmt verschiedene Aufgaben, er begleitet Patientinnen bei der seelischen und sozialen Bewältigung der Krebserkrankung. Ziel ist die Stabilisierung der seelischen Verfassung der Betroffenen.
Das ist unser Ziel in der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für psychosoziale Onkologie. Es sollte jede Patientin, in jeder Phase der Krebserkrankung die Möglichkeit haben, psychoonkologische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Wunsch und Bedarf nach psychoonkologischer Betreuung sind jedoch schwer einzuschätzen. Wir gehen davon aus, dass ein Drittel der Betroffenen hoch belastet ist. Aber auch die geringer belasteten Patientinnen profitieren von der Unterstützung. Das Angebot ist allerdings geringer als die Nachfrage.
In der psychoonkologischen Behandlung werden Ängste, Schwierigkeiten mit der Therapie, der Familie, der beruflichen Situation thematisiert. Es werden Gespräche angeboten. Es können aber auch andere Methoden eingesetzt werden als das Gespräch. Das hängt vom Bedürfnis der jeweiligen Patientin ab. Jeder Mensch findet einen anderen Zugang zu Themen, die ihn bewegen. Deswegen können Bewegung, Malen, Tanztherapie oder kreatives Schreiben bei der Bewältigung der Erkrankung helfen. Man kann viel ausprobieren und sich selbst dabei neu erfahren. Die psychoonkologische Betreuung soll dazu beitragen, dass die Patientin Erleichterung im Umgang mit der Erkrankung erfährt, dass sie entspannen kann, an Selbstvertrauen gewinnt, die eigenen Kräfte wieder wahrnimmt, Mut schöpft und bewusst und fürsorglich mit sich selbst umgeht.
Das soziale Umfeld spielt eine wichtige Rolle. Ganz oft erlebe ich, dass die Familie, der Partner oder Freunde den Betroffenen Stabilität und Halt geben. Das kann sich genauso in die negative Richtung auswirken. Wenn die persönlichen Beziehungen mit Problemen und Konflikten belastet sind, wird auch der Stabilisierungsprozess erschwert.
Bereits in den zertifizierten gynäkologischen Krebszentren und Brustzentren gibt es entsprechende Angebote. Darüber hinaus gibt es Krebsberatungsstellen, in denen Betroffene Unterstützung finden und wo sie weitere Adressen von Psychoonkologen in ihrer Nähe erhalten.
Ja, das ist durchaus möglich und ich erlebe, dass viele das auch machen. Wichtig ist, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, auf ihre eigenen inneren Impulse hören und sich selbst fragen: „Was tut mir gut?“ Das fängt schon damit an, dass sich Betroffene selbst entscheiden, mit wem sie sich über ihre Erkrankung austauschen möchten.
Quelle: Leben? Leben! 4/2013