Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Als innere Unruhe bezeichnet man ein erhöhtes inneres Stresslevel. Sie entsteht meist, wenn Patientinnen ihre Situation als unkontrollierbar, als etwas, was sie schlecht beherrschen können erleben. Sie haben den Eindruck, selbst nichts unternehmen zu können und fühlen sich der Situation ausgeliefert. Bei einem Psychoonkologen können sie Methoden erlernen, die ihnen helfen, besser mit der Krebserkrankung umzugehen, um wieder selbst das Leben zu gestalten.
„Die Patientinnen äußern beispielsweise, dass sie unter Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, einer inneren Nervosität, Herzrasen oder Hyperventilationssymptomen wie Atemnot und Schwindel leiden. Die innere Unruhe kann viele unspezifische körperliche und seelische Auswirkungen haben“, erklärt Anja Gattinger, Uniklinik Köln. Patientinnen sind oft erschrocken, da sie sich so nicht kennen. Die innere Unruhe, die die Patientin erlebt, hat oft auch Auswirkung auf ihr soziales Umfeld. Für alle Betroffenen ist die Konfrontation mit der Erkrankung eine unbekannte Situation. Für die Patientin selbst, aber auch für die Familie handelt es sich zunächst um eine schwer zu begreifende und auch schwer zu handhabende Situation. „Die betroffenen Frauen spüren oft eine innere Reizbarkeit und Wut. Das kann dann wiederum zu Schuldgefühlen führen, weil sie das eigentlich gar nicht wollen. Deswegen ist es wichtig, mit Familie und Freunden darüber zu sprechen. Auf diese Weise wird die gesamte Situation im Laufe der Zeit leichter zu handhaben“, sagt Frau Gattinger.
Ein Psychoonkologe unterstützt die Betroffene, besser mit der Situation umzugehen. Methoden wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Imaginationsübungen und die Formulierung hilfreicher Sätze helfen, zur Ruhe zu kommen. „Nicht jede Frau spricht gut auf Entspannungsübungen an. Dann kann Bewegung helfen, das innere Stresslevel zu senken. Da viele Frauen sich durch die Erkrankung von ihrem Körper entfremdet fühlen, hilft ihnen Sport außerdem, wieder Vertrauen in den Körper aufzubauen“, erläutert Frau Gattinger. Angst lässt sich durch Bewegung und Sport meist gut in den Griff bekommen, weil die Frau durch den Sport wieder positive Erlebnisse hat und Leistungsfähigkeit erlebt. „Wenn die Frau dadurch wieder eine gute Beziehung zu ihrem Körper aufbauen kann, hat das einen entspannenden Effekt“, so Frau Gattinger.
Auch in den Kliniken finden Krebspatientinnen spezielle Angebote an Sportgruppen, in denen sie erlernen, den Bewegungsapparat zu schulen und Beweglichkeit wiederherzustellen. Neben Sportangeboten können auch Achtsamkeitsübungen helfen, das innere Gleichgewicht zu erlangen. „Bei der Achtsamkeit lernt die Patientin sich selbst, die eigenen Emotionen, den Körper oder die Umwelt wahrzunehmen, ohne dabei zu bewerten. Das hilft den Frauen i. d. R. zu vermeiden, dass sie beispielsweise eine Anspannung wahrnehmen, sich darüber ärgern und das unangenehme Gefühl dadurch noch verstärken und verschlimmern“, sagt Frau Gattinger. Diese Übungen helfen häufig, die permanent um die Krebserkrankung kreisenden Gedanken zu unterbrechen. Mit Achtsamkeitsübungen lernt die Patientin, die Aufmerksamkeit von ihren Ängsten abzulenken. „Dadurch erfahren die Frauen, dass sie etwas gegen ihre Angst tun können, und erleben sich dann wieder als selbstwirksam. Die unkontrollierbare Situation wird dadurch wieder kontrollierbar“, sagt Frau Gattinger.
Atemübungen und Musiktherapie sind weitere Methoden, die helfen können, die innere Unruhe zu lindern. Musiktherapie hilft häufig auch bei depressiven Zuständen und trägt dazu bei, aus der inneren Erstarrung wieder herauszukommen. „In der Kunsttherapie geht es darum, Emotionen auszudrücken. Diese Form der Therapie eignet sich besonders für Patientinnen, denen das Reden schwerfällt, die keine Worte finden und sprachlos in der Situation sind“, erläutert Frau Gattinger. Jede Patientin muss für sich auswählen, was ihr am ehesten entspricht, um das eigene Wohlbefinden wiederherzustellen.
Quelle: Leben? Leben! 4/2014