Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Depressionen zählen zu häufigen Begleiterscheinungen bei Brustkrebs und können sich auf das Ergebnis der Krebstherapie auswirken. Deswegen ist es wichtig, dass Ärzte eine frühzeitige Behandlung einleiten.
Bei einer Depression treten Haupt- und Nebensymptome auf. Um eine Diagnose stellen zu können, müssen zwei Hauptsymptome oder drei Nebensymptome vorliegen. Diese müssen über einen Zeitraum von zwei Wochen jeden Tag auftreten. „Zu den drei Hauptsymptomen einer depressiven Verstimmung zählen Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit. Des Weiteren ziehen sich Betroffene zurück, zeigen weniger Interesse an sozialen Kontakten, haben Schlafprobleme und fühlen sich wertlos“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Söllner, Nürnberg.
Ob Betroffene tatsächlich professionelle Hilfe benötigen, hängt ganz stark von der Schwere der Krebserkrankung ab. Die psychologische Betreuung muss ebenfalls individuell angepasst werden. „Generell haben alle von Brustkrebs betroffenen Frauen die Möglichkeit eine psychoonkologische Betreuung in Anspruch zu nehmen. In einem ersten Gespräch wird dann abgeklärt, inwiefern weitere Unterstützung durch einen Psychoonkologen notwendig ist. Bereits während des Erstkontakts mit dem behandelnden Arzt sollten Betroffene hinsichtlich ihrer emotionalen Belastungen untersucht werden. Ziel dieser Untersuchung ist es, frühzeitig Frauen mit einem erhöhten Risiko für emotionale Belastungen zu erkennen“, sagt Dr. Katarina Schmelzer, Nürnberg. Eine erste Anlaufstelle sollte für Betroffene immer die Klinik sein, in der sie behandelt werden. Dort bekommen sie bereits ausführliche Informationen. Ansonsten bietet die Deutsche Krebsgesellschaft Selbsthilfegruppen für Patientinnen und Angehörige an oder vermittelt einen professionellen Psychotherapeuten.
Der Beratungsbedarf ist individuell sehr verschiedenen. Es finden zunächst unterstützende Gespräche statt oder andere therapeutische Maßnahmen, wie Maltherapie oder Musiktherapie. „Sobald die psychische Belastung stärker ist, können sich Betroffene auch stationär in einer psychosomatischen Klinik behandeln lassen. Bei starken Depressionen können auch Antidepressiva eingesetzt werden. Dabei sollte besonders sorgfältig vorgegangen werden, weil es zu Wechselwirkungen kommen kann mit Präparaten aus der Antihormontherapie“, warnt Prof. Söllner. Mittlerweile gibt es auch Studien, die den Nutzen einer Psychotherapie belegen. Dabei geht es dann darum zusammen mit der Patientin herauszufinden, welche Ängste im Vordergrund stehen und inwiefern sie mit den Ängsten besser umgehen kann. „Die psychoonkologisch-psychotherapeutische Behandlung richtet sich an Krebspatientinnen mit klinisch relevanten Belastungen oder gleichzeitig auftretender psychischer Störungen (z. B. einer Depression). Zudem kann psychoonkologische Unterstützung bei unterschiedlichen Formen der Krebserkrankung und der Krebstherapie hilfreich sein, beispielsweise beim Auftreten von Metastasen. Angehörige werden oft mit in das Gespräch einbezogen“, erklärt Dr. Schmelzer. Die Kosten für die Psychotherapie übernimmt die Krankenkasse, wenn der behandelnde Therapeut die entsprechenden Anträge stellt.
„Wichtig ist, dass Betroffene lernen mit Menschen, denen sie vertrauen, über ihre Erkrankung zu sprechen“, sagt Prof. Söllner. Trotz der Erkrankung sollten sie auf jeden Fall weiterhin aktiv am Leben teilnehmen und Prioritäten setzen. „Positiv wirkt sich auch moderate körperliche Betätigung auf den Krankheitsverlauf aus. Also es ist nicht angebracht, dass sich Brustkrebspatientinnen nach Abschluss der onkologischen Behandlung schonen und keinen Sport mehr machen“, sagt Dr. Schmelzer. Auf diese Weise lassen sich das Wohlbefinden verbessern und auch die Symptome der Depression bessern.
Quelle: Leben? Leben! 1/2014