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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Brustkrebs – Ein Tattoo als Seelenpflaster

Auf der Brust von Silke P. prangt ein Krebs

Auf der rechten Brust von Silke P. ist ein Krebs zu sehen. Wer ganz genau hinschaut, kann darunter Operationsnarben erkennen. Sie sind das Zeugnis ihrer Brustkrebserkrankung. Ihre Diagnose – invasives lobuläres Mammakarzinom – erhielt sie im November 2012, am 18. Geburtstag ihres ältesten Sohnes. Fast fünf Jahre liegt dieser schreckliche Moment nun zurück. In der Zeit nach der Therapie hat Silke P. ihren ganz besonderen Weg gefunden, mit den Veränderungen an ihrem Körper und in ihrer Seele umzugehen. Wie dieser Weg aussieht und wie sie damit auch anderen Frauen helfen will, erzählt sie im Interview.

Wie haben Sie die Diagnose und die erste Zeit danach erlebt?

Die Diagnose war ein Schock. Ich fühlte mich nicht krank und war nur zur weiteren Abklärung eines schon mehrere Jahre bestehenden Kalkareals in der Brust zu einer Vakuumstanzbiopsie geschickt worden. Mein Leben und natürlich auch das meiner Familie stellte sich mit diesem Befund komplett auf den Kopf. Bis zum Operationstermin wechselten Phasen von lähmender Leere, Panik, quälender Ungewissheit und Rastlosigkeit mit Gedanken an die Chancen, die Risiken, die Behandlung, das Leben danach und natürlich auch über die Endlichkeit des Daseins. Letztendlich wurde durch die weiteren medizinischen Untersuchungen ein Weg vorgegeben, dem ich im Vertrauen darauf gefolgt bin, dass alles ein gutes Ende nimmt.

Wie sah Ihre Therapie aus?

Im Dezember 2012 wurde ich brusterhaltend operiert. Da mein Tumor sehr klein war und noch nicht in die Lymphknoten gestreut hatte, waren nur eine Teilmastektomie und die Entfernung des Wächterlymphknotens nötig. Anschließend erhielt ich sechs Wochen lang eine Strahlentherapie.

Was hat Ihnen in der Therapie Kraft gegeben?

Mein Mann war der Fels in meiner Seelenbrandung, der mich immer unterstützt und aufgefangen hat. Dasselbe gilt für unsere drei Kinder, die restliche Familie und gute Freunde, die immer ein offenes Ohr hatten, wenn ich reden wollte, mir aber auch die Zeit für den inneren Rückzug gelassen haben. Eine große Motivation in der Zeit war für mich auch, möglichst schnell mein Fitnesstraining wieder aufzunehmen. Mit dem Einverständnis meiner Ärzte konnte ich das sogar schon während der letzten Bestrahlungswochen. Es war mir wichtig, mich wieder auf meinen Körper verlassen zu können – und damit ein Stück Normalität zurückzubekommen.

Wie haben Sie sich nach dem Ende der Therapie gefühlt?

Erst am Ende der Therapie, als es keine täglichen medizinischen Termine mehr gab, kam ich dazu, nachzudenken. Der Körper war nun auf dem Weg sich von den Strapazen zu erholen und wieder gesund zu werden. Die Narben auf der Brust verheilten schnell, die auf der Seele deutlich langsamer. Ich fühlte mich nicht ganz. Nach allem, was sich verändert hatte, nicht nur körperlich, sondern auch durch eine andere Sicht auf das Leben, wollte ich mit der Erkrankung abschließen und mich mit dem Krebs versöhnen. Er hat mich zum Innehalten gezwungen und mir sehr deutlich gemacht, dass das Leben wertvoll ist und nicht endlos dauert.

Wann kam in dieser Phase die Entscheidung für ein Tattoo auf der Brust?

In vielen Gesprächen mit meinem Mann war der Abschluss mit der Krankheit das Thema. Er brachte mich dann auf die Tattooidee. Zuerst kam mir das völlig fremd vor, aber der Gedanke, dass ich damit wieder selbst über das Aussehen meines Körpers bestimmen könnte, gefiel mir. Der Krebs sollte nicht das letzte Zeichen auf meine Brust setzen. Ebenso gab es mir die Möglichkeit, nach einer langen, passiven Phase des „Erduldenmüssens“ nun selbst wieder aktiv zu werden. Ich begann im Internet nach möglichen Tattoomotiven zu suchen.

Für welches Tattoo haben Sie sich entschieden?

Das Tattoo auf meiner Brust ist ein Krebs. Die Auswahl des Motivs hatte für mich mehrere Gründe. Einerseits war ein Augenzwinkern dabei: „Denn nur da, wo ein Krebs drauf ist, war auch Krebs drin.“ Das ist provokant, aber auch ehrlich. Das Tattoo ist ein Seelenpflaster und ein sichtbares Zeichen, dass ich trotz des Schocks über die Diagnose, trotz der Behandlungen, der Ängste, Sorgen, Einschränkungen und des veränderten Körpers gestärkt aus dieser Lebenskrise hervorgegangen bin. Insofern hat mein Brustkrebstattoo nicht nur die Narbe verschönert, sondern auch mein Selbstwertgefühl verbessert.

Sie haben im vergangenen Jahr den Brustkrebs-Tattoo-Tag ins Leben gerufen, warum?

Als ich nach dem Erlebnis und der Erfahrung meines eigenen Tattoos anfing, auf einigen Social Media-Plattformen Informationen über diese spezielle Art von Tätowierungen bereitzustellen, war schnell klar, dass das Interesse von anderen Ex-Brustkrebspatienten groß war. Viele hatten von dieser Möglichkeit der Narbentattoos als Alternative oder Ergänzung zum Brustaufbau noch nie gehört. Nach dem Vorbild der amerikanischen Organisation P.Ink wollte ich anderen Ex-Brustkrebspatienten ermöglichen, dasselbe befreiende Gefühl zu erleben, wie bei meiner eigenen Tätowierung. Dank der Unterstützung von immer mehr erfahrenen Tätowierern werden beim diesjährigen Brustkrebstattoo-Tag am 14./15. Oktober rund 50 Frauen und Männer ein kostenloses überdeckendes Tattoo bekommen können. Das gilt insbesondere für diejenigen, die sich eine solche Tätowierung sonst nicht leisten können.

Was sollten Interessierte auf der Suche nach einem geeigneten Tätowierer bedenken?

Ganz wichtig ist, neben der Erfahrung, die der Tätowierer mit der Tätowierung von Narbengewebe und eventuell transplantierter Haut haben muss, dass die Hygiene im Studio einwandfrei ist. Das sollte genauso selbstverständlich sein, wie die Verwendung von qualitativ hochwertigen, der Tätowiermittelverordnung entsprechenden Farben und sterilen Verbrauchsartikeln. Der Tätowierer sollte sich Zeit für eine ausführliche Beratung nehmen. Eine Vorbesprechung ist wichtig, um die individuelle Narbensituation festzustellen und dann zu klären, ob und wie der Motivwunsch des Kunden umgesetzt werden kann. Eine ausführliche Anleitung, wie das Tattoo während der Abheilphase gepflegt werden soll und was währenddessen beachtet werden muss, ist ebenfalls sehr wichtig. Wünschenswert ist ein nicht einsehbarer Bereich im Studio, in dem die Tätowierung stattfinden kann. Auch die zwischenmenschliche „Chemie“ muss passen, denn nur in einer Atmosphäre des Vertrauens und der gegenseitigen Sympathie kann man sich wohlfühlen.

Was sollten Frauen beachten, bevor sie sich tätowieren lassen?

Eine Tätowierung begleitet einen lebenslang. Daher sollte man sich wirklich gründlich überlegen, welches Motiv die Haut zieren soll. Dazu kann man die Abheilzeit der Narbe gut nutzen, denn frühestens nach zwei bis drei Jahren ist ein Tattoo auf Narbengewebe möglich. Beachten sollte man auch die Qualität, die man sich für sein Tattoo wünscht. Ein hochwertiges Tattoo gibt es nicht zum Discounterpreis und es lohnt sich, auch einen längeren Anfahrtsweg in Kauf zu nehmen. Die immer wieder geäußerten Bedenken, dass Tattoofarben die Diagnostik im MRT stören können, sind bei den heute verwendeten Farben unbegründet. Das Risiko einer allergischen oder Fremdkörperreaktion ist aber natürlich, wie bei vielen anderen Stoffen auch, gegeben.

Mit welchen Schmerzen ist zu rechnen?

Die Schmerzen einer Tätowierung, nach denen immer wieder gefragt wird, werden von Mensch zu Mensch unterschiedlich wahrgenommen. Im Bereich der Narbe gab es bei mir fast empfindungslose Stellen, andere Punkte waren sehr sensibel. Insgesamt war es gut auszuhalten und dieses Glücksgefühl beim abschließenden Blick in den Spiegel lässt das Piksen der Nadeln schnell vergessen.

Wer sollte auf ein Tattoo verzichten?

Bei einem gestörten Lymphabfluss (Lymphödem) kann eine Tätowierung in Richtung des betroffenen Arms problematisch sein. Generell sollte im Zweifelsfall mit dem behandelnden Arzt gesprochen werden, ob etwas gegen ein Tattoo spricht. Schwangere oder Mütter in der Stillzeit sollten sich nicht tätowieren lassen.

Quelle: Leben? Leben! 2/2017

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