Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Nicola Nordenbruch erkrankte 2004 an Brustkrebs. Nach ihrer eigenen Therapie begann sie, sich um andere Betroffene zu kümmern, gründete 2012 den Verein Amor statt Tumor e. V. Der Verein setzt sich für Krebspatienten und ihre Angehörigen ein. Seither hat Nicola Nordenbruch auch viele Frauen während ihrer Krankheit begleitet und weiß, welche Probleme im Laufe der Behandlung auftauchen und gibt hier hilfreiche Tipps zum Arzt-Patienten-Gespräch:
In den letzten 14 Jahren seit meiner Brustkrebserkrankung habe ich immer wieder festgestellt, wie wichtig eine zielgerichtete und vertrauensvolle Kommunikation zwischen Arzt und Patientin ist. Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind und zu mir kommen, haben meist die Diagnose gerade erhalten und haben teilweise schon ein erstes Gespräch mit dem Onkologen, eventuell auch schon die erste Chemotherapie, hinter sich.
Mindestens die Hälfte aller Frauen ist im Nachhinein nicht glücklich über den Gesprächsverlauf. Sie erzählen, der Arzt sei nicht sehr einfühlsam gewesen und habe auch nicht erklärt, wie es jetzt weitergeht. Ich hake dann nach: Hat die Patientin denn Fragen gestellt oder doch nur abgewartet, dass sie alle Informationen vom Arzt bekommt? Meist ist Letzteres der Fall und automatisch wird der Arzt dann als nicht empathisch empfunden.
Wenn Ärzte von sich aus wenig Informationen geben, mag es daran liegen, dass sie nicht wissen können, was die Patientin genau hören möchten oder wie viele Informationen ihr guttun. Das ist für beide Seiten wirklich schwierig.
Ich rate den Frauen in jedem Fall, sich vor den nächsten Terminen zu überlegen, was sie genau wissen möchten und diese Fragen schriftlich festzuhalten. Damit hat die Patientin eine konkrete Vorstellung vom Gesprächsverlauf und kann auch klarer ausdrücken, worum es ihr persönlich geht.
Mir war immer wichtig, alles zu wissen, u. a. auch, wie der Onkologe meine Prognose einschätzt. Für mich gilt bis heute „Wissen ist Macht“ – was ja die Abkehr von Ohnmacht ist. Das bedeutet, der Krankheit und dem weiteren Vorgehen eben nicht nur ohnmächtig ausgeliefert zu sein, soweit dies möglich ist. Denn zu einem Teil ist man es natürlich doch.
Durch mehr Informationen nimmt das Gefühl der Ohnmacht aber ab. So habe ich mir vorher immer eine Liste mit diversen Fragen an meinen Onkologen erstellt und bekam auch tatsächlich jedes Mal sehr viele Informationen. Genauso viel, wie ich verkraften konnte, weil ich es selbst bestimmt habe, was ich wissen wollte. So habe ich die Praxis meistens guter Dinge verlassen. Und das, obwohl nicht alle Ergebnisse bzw. Antworten so erfreulich waren.
Ich merke auch, dass viele Frauen gar nicht genau wissen, was sie eigentlich fragen wollen, weil sie noch zu schockiert und durcheinander sind und die Diagnose noch gar nicht richtig begriffen, geschweige denn verarbeitet haben.
Nicht förderlich ist es dann, wenn Patientinnen dem Arzt nur nonverbale Botschaften über ihren seelischen (Leidens-)Zustand geben, weil sie glauben, dem Arzt ist es lieber, wenn man hart im Nehmen ist und sich nicht so „anstellt“. Oder sie sind zu höflich und wollen keinem zur Last fallen, auch nicht dem Arzt. Das Ziel kann aber nicht sein, als höfliche Patientin zu sterben, sondern man muss auch einfach mal fordernd, nervig und wissbegierig sein. Ein guter Arzt kann das aushalten! Das weiß ich aus Erfahrung. Und: Es geht ja um meine Gesundheit und um mein Leben. Da will ich doch alles wissen wollen!
Die Fragen, die für mich wichtig waren, möchte ich hier aufführen:
Natürlich sind das sehr viele Fragen, aber eventuell können bereits einige davon ein Denkanstoß für betroffene Frauen sein, um sich auf das Erstgespräch oder auf weitere Gespräche mit dem Onkologen vorzubereiten.
Nicola Nordenbruch
Amor statt Tumor
Quelle: Leben? Leben! 4/2018