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COPD

COPD bezeichnet eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung; die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive lung disease.

COPD
© iStock - Nikola Ilic

Chancen und Risiken einer Lungentransplantation bei COPD

Eine Transplantation der Lunge erfolgt, wenn sich die Lungenerkrankung im Endstadium befindet und alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Diese Behandlungsmethode kann die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verbessern. Jedoch ist die komplizierte Operation nicht für jeden geeignet.

Die Lungentransplantation ist eine noch relativ junge Methode. An einem Menschen gelang sie erstmalig im Jahr 1963. Allerdings überlebte der damalige Patient lediglich 18 Tage. Im Laufe der Zeit wurden jedoch Diagnostik und Operationstechnik weiterentwickelt. Im Jahr 2014 wurden laut Deutscher Stiftung Organtransplantation in Deutschland etwa 350 Lungen transplantiert. Durchgeführt wird diese schwierige Operation nur in wenigen Krankenhäusern (vor allem Universitätskliniken).

Für wen ist eine Lungentransplantation geeignet?

Zum Einsatz kommt der hochkomplexe, chirurgische Eingriff bei Patienten, deren Lungenfunktion drastisch eingeschränkt ist – die Betroffenen also durch die ständige Luftnot nicht mehr belastbar sind und ein „normales Leben“ nicht mehr möglich ist. Dies betrifft häufig Menschen mit COPD, Mukoviszidose, Lungenhochdruck oder verschiedene Formen der Lungenfibrose, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Ob ein Patient geeignet ist, wird im Transplantationszentrum geklärt. Ausgeschlossen werden Patienten mit Krebserkrankungen, Infektionen sowie Nikotin-, Alkohol- oder Drogenmissbrauch während der letzten sechs Monate. Diese Krankheiten verringern die Erfolgsaussichten deutlich und gehören zu den absoluten Kontraindikationen. Potenzielle Patienten für eine Lungentransplantation sollten einen guten Allgemeinzustand aufweisen, d. h., sie sollten weder zu stark abgemagert (kachektisch) noch zu übergewichtig (adipös) sein und nicht maschinell beatmet werden. Ausnahme ist eine intermittierende Selbstbeatmung. Jedoch kann die Kondition bei Betroffenen mit schweren chronischen Lungenerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium beispielsweise durch physiotherapeutisches Training und einer gezielten Rehabilitation aufgebaut werden, sodass eine Lungentransplantation doch durchgeführt werden kann. Patienten sollten nicht älter als 60 Jahre sein, da mit zunehmendem Alter das Risiko steigt. Auch Begleiterkrankungen erhöhen die Komplikationswahrscheinlichkeit, weswegen diese zu den relativen Kontraindikationen zählen. Zu nennen sind hier HIV-Infektionen, Lebererkrankungen wie Hepatitis C oder Leberzirrhose, Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), Knochenschwund (Osteoporose) sowie ausgeprägte Divertikulose. Dies ist eine Erkrankung, die durch Ausstülpungen der Darmwand gekennzeichnet ist. Auch Multiple Sklerose, psychiatrische Leiden sowie entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße (Vaskulitis) gehören zu den relativen Kontraindikationen. Der Patient muss dazu bereit sein, an den Behandlungen und Untersuchungen, die vor und nach einer Transplantation durchgeführt werden, mitzuwirken. Denn der Erfolg hängt von der Mitarbeit des Betroffenen ab. Doch die Entscheidung liegt nicht allein bei den Ärzten. Auch der Betroffene sollte sich vorher sorgfältig über die Risiken und Chancen einer Lungentransplantation informieren, damit er genau weiß, was auf ihn zukommt.

Vor- und Nachteile einer Lungentransplantation

Erfüllt der Patient die notwendigen Kriterien, wird er in die internationale Warteliste aufgenommen. Seit Dezember 2011 erfolgt die Zuteilung des Organs nach einem Punktesystem. Dabei werden viele verschiedene Faktoren wie Sauerstoffbedarf und Grunderkrankungen berücksichtigt. Bis eine passende Spenderlunge gefunden ist, können jedoch Monate oder auch Jahre vergehen.

Ist ein passendes Organ gefunden und wurde es dem Betroffenen erfolgreich transplantiert, kann dies dazu führen, dass COPD-Beschwerden verschwinden und sich die Leistungsfähigkeit steigert. COPD kann also im besten Fall durch den chirurgischen Eingriff „geheilt“ werden. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Transplantation der Lunge eine komplizierte Operation an schwerkranken Menschen ist. Demzufolge birgt eine Lungentransplantation auch Risiken. Sowohl während der Operation als auch danach ist das Sterblichkeitsrisiko hoch. Jedoch nimmt das Risiko im Laufe der Zeit ab. Laut Deutschem Ärzteblatt konnten die Kurz- und Langzeitergebnisse in den letzten Jahren stark verbessert werden. Eine Literaturrecherche ergab, dass ein Jahr nach der Transplantation zwischen 71 % und 83 % der Betroffenen lebten. Fünf Jahre nach der Operation waren es zwischen 47 % und 60 %. Die 90-Tage-Sterblichkeit betrug 10 %.

Was ändert sich nach einer Lungentransplantation?

Um zu verhindern, dass der Körper die fremde Lunge abstößt, muss nach der Transplantation das Immunsystem unterdrückt werden. Die Hemmung der Körperabwehrkräfte erfolgt mit sog. Immunsuppressiva. Lungentransplantierte müssen ihr Leben lang diese Arzneimittel einnehmen, die neben den gewünschten auch einige unerwünschte Wirkungen haben können. Diese Nebenwirkungen müssen teilweise wiederum mit anderen Medikamenten behandelt werden. Betroffene haben eine erhöhte Infektanfälligkeit. Sie sind häufiger krank und die Infekte verlaufen i. d. R. schwerer. Wegen der Unterdrückung des Immunsystems durch Immunsuppressiva kann das Immunsystem nicht gegen das Spenderorgan vorgehen, aber auch den Körper nicht mehr vor Infekten schützen. Daher ist es für Lungentransplantierte besonders wichtig, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Sie sollten beispielsweise größere Menschenansammlungen meiden sowie einen Mundschutz in der Öffentlichkeit tragen.

Welche Komplikationen können nach einer Lungentransplantation auftreten?

Zu den Komplikationen, die nach dem chirurgischen Eingriff auftreten, zählt die akute Transplantatabstoßung, die sich mit unspezifischen Symptomen wie beispielsweise mit einer Verschlechterung der Lungenfunktion, Husten oder Atemnot äußert. In diesem Fall ist eine stationäre Behandlung mit Kortison notwendig. Die schwerwiegendste Komplikation ist das sog. Bronchiolitis Obliterans Syndrom, kurz BOS, aufgrund einer chronischen Transplantatabstoßung. Bei dieser Komplikation verschlechtert sich die Lungenfunktion langsam, sodass sie vom Betroffenen u. U. nicht realisiert wird. Des Weiteren können Transplantatversagen, Infektionen, Atemwegskomplikationen, bösartige Tumoren sowie kardiovaskuläre Ereignisse wie z. B. Bluthochdruck auftreten. Um dies zu vermeiden, müssen Lungentransplantierte neben Immunsuppressiva viele Medikamente einnehmen. Dazu gehören Arzneimittel zur Vorbeugung verschiedener Infektionen oder Medikamente gegen Bluthochdruck oder Diabetes. Zudem muss der Betroffene regelmäßig die Lungenfunktion kontrollieren und – sollte diese sich verschlechtern – sofort Kontakt mit dem Transplantationszentrum aufnehmen.

Quelle: COPD und Asthma 2/2016

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