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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Individuelle Therapie bei Patientinnen mit Brustkrebs

Jedes Jahr erkranken ca. 70.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Nahezu 80 % von ihnen werden geheilt. „Und die Heilungsrate wird künftig weiter ansteigen“, betont Prof. Andreas Schneeweiss, Universitätsklinikum Heidelberg. Doch nicht nur bei der Heilungsrate streben Forscher und Mediziner nach ständiger Verbesserung. Sie haben ein weiteres Ziel: die individualisierte Therapie.

„Unter personalisierter Brustkrebstherapie verstehen wir heute, dass es nicht mehr eine bestimmte Behandlung für alle Patientinnen gibt, sondern, dass wir uns die Biologie des Tumors anschauen und dann entscheiden, wie die Behandlung aussieht“, erklärt Prof. Dr. Nadia Harbeck, München. Auf diese Weise soll eine Überbehandlung durch Chemotherapie vermieden werden. Schon lange ist bekannt, dass nicht jede Patientin gleich gut jede Therapieform verträgt, sondern dass jeder Mensch persönliche Besonderheiten hat. Deswegen kann das eine Medikament bei einer Patientin sehr gut wirken und bei einer anderen gar nicht. All diese Faktoren müssen bei der Behandlung berücksichtigt werden. Die unterschiedlichen Krankheitsursachen zu identifizieren und daran die Behandlung anzupassen, ist Ansatz der personalisierten oder individualisierten Brustkrebstherapie. „Früher gab es lediglich zwei Operationsverfahren, entweder Brust erhaltend oder Entfernung der Brust. Heute sind die Methoden und auch der Zeitpunkt der Operation im gesamten Therapiekonzept weitaus vielfältiger, weil wir die Biologie des Tumors viel besser verstehen“, so Prof. Harbeck. Davon profitieren vor allem die Betroffenen, weil die Therapie schonender ist und bestmöglich auf die individuelle Situation angepasst ist.

Unterscheidung nach Subtypen

„Derzeit können wir fünf Subtypen des Mammakarzinoms ausmachen“, erklärt Prof. Schneeweiss. Die Patientinnen würden in Gruppen eingeteilt und daran orientiere sich dann die medikamentöse Behandlung. Somit gebe es bereits eine individualisierte Brustkrebstherapie. Möglich sei eine Bestimmung der Subtypen seit 2001. Doch auch innerhalb dieser Gruppen seien die Mammakarzinome uneinheitlich (heterogen). „Es gibt zum einen eine intertumorale Heterogenität von Frau zu Frau. Jede Frau hat ihr eigenes Mammakarzinom mit ganz individuellen Merkmalen“, erläutert er. „Zum anderen gibt es eine intratumorale Heterogenität, denn das Mammakarzinom bei einer Frau besteht schon bei der Diagnose aus mehreren Zellklonen und es verändert sich im Verlauf der Erkrankung.“ Diese beiden Tatsachen würde es erschweren, eine individuelle Therapie festzulegen. „Derzeit gibt es nicht für jede dieser Gruppen eine spezifische Therapie, sondern noch große Überschneidungen“, verdeutlicht Prof. Schneeweiss.

Beispielsweise bekämen 40 % aller an Brustkrebs erkrankten Frauen eine Chemotherapie, um die Heilungschance zu verbessern. „Es profitiert aber nur ca. eine von fünf Frauen davon. D. h., vier der Frauen machen die Chemotherapie umsonst, weil sie diese entweder nicht bräuchten oder weil sie trotzdem einen Rückfall bekommen“, erklärt er. Möglicherweise würden lokale Maßnahmen, also eine Operation und eine Bestrahlung, ausreichen. „Doch diese eine Frau, die profitiert, können wir derzeit nicht exakt ausmachen.“ Ähnlich sei es bei der Therapie mit Antikörpern, auch diese sei nicht für die Behandlung jeder Frau nötig, die diese letztlich bekommt.

Die medikamentösen Therapien werden eingesetzt, um eine mögliche Mikrometastasierung zu zerstören. „Rund 50 bis 55 % der Patientinnen mit neudiagnostiziertem Mammakarzinom haben jedoch keine Mikrometastasierung. Aber diese auszumachen, ist schwierig“, bemerkt er, da die Mikrometastasen nicht erkennbar seien. Trotzdem: Derzeit zu vermeiden ist diese Übertherapie nicht. „Wir verbessern mit der Übertherapie die Heilungschance“, macht Prof. Schneeweiss deutlich.

Der Prozess der Personalisierung ist für die Mediziner von zentraler Bedeutung. Prof. Schneeweiss sieht für die Zukunft vor allem zwei Aspekte der Individualisierung: „Wir müssen erstens genauer abschätzen, welches Risiko eine Frau trägt, die ein Mammakarzinom hat, also ihre Prognose kennen. Um dann, zweitens, bei Frauen mit einer schlechten Prognose genauer abschätzen zu können, welche Behandlung sie braucht.“

Das Patientengespräch rückt in den Mittelpunkt

„Das Wissen explodiert“, stellt Prof. Schneeweiss angesichts der aktuellen Fortschritte fest. „Keiner kann mehr alles wissen. Deshalb gibt es auch die Tumorboards.“ Hier besprechen Experten verschiedener Fachrichtungen, welche Behandlung die beste für die Patientin wäre. „Und Therapieentscheidungen werden heute immer nach Abwägen von Wirkung und Nebenwirkung getroffen auch unter Einbeziehung der Wünsche und Vorstellungen der Patientin, d. h. nach dem Prinzip der „Shared Decision“, betont Prof. Schneeweiss.

Konkret heißt es, dass für jede Patientin ein persönliches Therapiekonzept erstellt wird. „Die Patientin muss sich darauf einstellen, dass nicht immer sofort der Tumor aus der Brust entfernt wird, sondern dass erst nach entsprechenden Untersuchungen entschieden wird, welches Vorgehen für den entsprechenden Tumor das Richtige ist“, erläutert Prof. Harbeck. Der Kontakt und das Gespräch mit der Patientin rücken in den Mittelpunkt, weil eine genaue Aufklärung über den weiteren Ablauf der Behandlung unumgänglich ist.

Angst lässt Patientinnen die Diagnose hinauszögern

Und auch, wenn nicht nur der Krebs, sondern auch die Nebenwirkungen der Therapie Angst machen, ist es vor allem wichtig, sich der Erkrankung zu stellen und von Experten behandeln zu lassen. „Etwa 20 % der Brustkrebserkrankungen werden spät festgestellt und die Tumorzellmasse ist dann schon groß“, erklärt er. Diese Tumorzellmasse sei neben der Tumorbiologie – also der Aggressivität des Tumors – der wichtigste Prognoseparameter, also für die Heilungschance ausschlaggebend. Und einige dieser großen Tumoren wären vermeidbar, kommen aber zustande, weil Frauen ihren Tumor zwar bemerken, aber nicht handeln. „Diese Frauen negieren ihre Erkrankung, haben Angst“, weiß auch der Mediziner. „Deshalb müssen wir das Bewusstsein fördern, dass man Krebs heilen kann“, wünscht sich Prof. Schneeweiss. „50 % aller Krebserkrankungen werden heute geheilt, Brustkrebserkrankungen sogar zu 80 %.“ Aber nur, wenn Patientinnen ihren Verdacht äußern und sich in Behandlung begeben, hat auch die Medizin eine Chance, ihr stetig wachsendes Wissen einzusetzen.

Quelle: Leben? Leben! 4/2015

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