Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter Palliativmedizin am Universitätsklinikum Erlangen erklärt im Interview, unter welchen Schmerzen Brustkrebspatientinnen leiden können, und wie sie behandelt werden können.
Die Schmerzen unterscheiden sich von Patientin zu Patientin nach Ausprägung des Tumors. Die Betroffenen leiden unter verschiedenen Arten von Schmerzen: dem lokalen Schmerz, dem postoperativen Schmerz und unter Schmerzen, die durch Tochtergeschwülste ausgelöst werden, Knochenschmerzen, Lymphödemen, Eingeweideschmerz und therapiebedingten Schmerzen.
I. d. R. entstehen Schmerzen, wenn Nervenbahnen durch fremdes Gewebe gestört oder gereizt werden. Wenn ein Tumor in eine Nervenbahn gerät oder an schmerzempfindliches Gewebe heranwächst, entstehen bei den Patienten Schmerzen.
Schmerz ist wichtig und ist eine Warnfunktion für den Körper. Viele Menschen gehen i. d. R. auch erst zum Arzt, wenn ihnen etwas wehtut. Der Schmerz signalisiert, dass im Körper etwas passiert ist und damit sind Patienten zu Vorsicht aufgerufen, eventuell auch die Bewegungen einzuschränken, um den Körper zu schonen. Bei der fortgeschrittenen Erkrankung verliert der Schmerz allerdings die Warnfunktion, vor allem, wenn er chronisch wird.
Um eine Patientin angemessen behandeln zu können, muss zuerst eine Schmerzdiagnose gestellt werden. Wenn möglich sollte der Tumor behandelt, also entfernt werden. Parallel dazu erhält die Patientin eine systematische Schmerztherapie in Form von Medikamenten. Wichtig für die Behandlung ist auch, dass die Patientin die Intensität seiner Schmerzen dokumentiert. Jeder Mensch empfindet Schmerzen unterschiedlich, deswegen ist es sinnvoll eine Art Schmerztagebuch zu führen, um Verbesserungen feststellen zu können.
Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach dem Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dieses sieht Nicht-Opioide, schwache Opioide und starke Opioide vor. Ergänzend können bei Nervenschmerzen Antiepileptika oder Antidepressiva hilfreich sein. Die Medikamente werden je nach Stärke der Schmerzen verabreicht.
Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Verstopfung und Müdigkeit. In der Einstellungsphase mit Opioiden sollte für eine Woche ein Medikament gegen Übelkeit verordnet werden. Zur Vermeidung der Verstopfung sollte dauerhaft ein Abführmittel eingenommen werden. Seltene Nebenwirkungen sind Albträume, Juckreiz, Schwitzen und Halluzinationen. Bei den Nicht-Opioiden kann es noch zu Magenbeschwerden kommen. Allerdings sind die Medikamente mittlerweile schon so gut entwickelt, dass es nur selten zu Nebenwirkungen kommt.
Es gibt noch andere Methoden der Schmerzbehandlung, z. B. die transkutane elektrische Nervenstimulation, dabei kommt es durch definierte kleine elektrische Reize zu einer Schmerzlinderung. Physiotherapie wird besonders bei der Behandlung von Lymphödemen eingesetzt. Ablenkung und Freizeit können ebenfalls dazu beitragen, dass es den Patientinnen besser geht. Komplementäre Methoden, wie Akkupunktur, können in Einzelfällen auch hilfreich sein.
Quelle: Leben? Leben! 1/2013