Es gibt eine Vielzahl an Hauterkrankungen mit unterschiedlichen Ausprägungen, die eine jeweils unterschiedliche Behandlung benötigen.
Sie liegt im Verborgenen und verdient doch Aufmerksamkeit: unsere Kopfhaut. Unter den Haaren ist sie meist kaum zu sehen und wird kaum beachtet. Dabei übernimmt sie wichtige Funktionen für den Körper, wie etwa die Regulierung der Temperatur.
Außerdem ist klar: Wer schöne Haare will, braucht eine gesunde Kopfhaut. „Ist die Kopfhaut gesund, reicht es, sich alle zwei bis drei Tage die Haare mit einem milden Shampoo zu waschen“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi, Charité-Universitätsmedizin Berlin. Bei größerer Außenbelastung, wie etwa bei Handwerkern mit hoher Schmutzbelastung, kann aber durchaus ein tägliches Waschen der Haare sinnvoll sein. Wichtig ist, bei häufigem Waschen der Haare ein mildes Shampoo zu verwenden und sie nicht zu reizen.
So wie bei anderen Hautpartien auch, können auf der Kopfhaut ebenfalls Probleme auftreten: Trockene oder fettige Haut, Schuppen, Juckreiz oder eine Besiedelung mit Pilzen ist möglich.
Wer trockene Haare hat, hat i. d. R. dann auch einen trockenen Haarboden, also eine trockene Kopfhaut. „In diesem Fall sollten Betroffene ein Shampoo verwenden, das mehr Lipide und feuchtigkeitsbindende Wirkstoffe wie z. B. Harnstoff enthält“, rät Prof. Dr. Blume-Peytavi. Diese spenden der Haut und somit auch den Haaren Feuchtigkeit. Wer dagegen mit fettigen Haaren zu kämpfen hat, weil sich mehr Lipide, also Fette, auf der Kopfhaut bilden, nutzt am besten Shampoos, die diese Lipide gut abspülen. Ein tägliches Abspülen dieser Lipide, also ein tägliches Haarewaschen, ist dabei allerdings nicht immer förderlich. Denn: „So wird die Kopfhaut zwar jeden Tag entfettet, aber es kann zu Reizungen kommen“, verdeutlicht die Expertin.
Auch herabrieselnde Schuppen, die dann auf den Schultern landen, sind für die Betroffenen häufig eine große Belastung. Grundsätzlich sind auf jeder Kopfhaut Schuppen zu finden. „Die Kopfhaut besteht aus unterschiedlichen Schichten. Und die Oberhaut, die sog. Epidermis, besteht auch aus Hornhautzellen, die sich abschilfern, wie das auch am restlichen Körper der Fall ist“, erläutert die Professorin. Und diese abgeschilferten Hautzellen sind die im Haar sichtbaren Schuppen. Bilden sich über das natürlich Maß hinaus Schuppen oder sind diese besonders groß, kann dies ein Hinweis für eine Pilzbesiedelung der Kopfhaut, eine entzündliche Kopfhauterkrankung oder ein Ekzem sein.
Ein Ekzem auf der Kopfhaut kann als Folge einer allergischen Reaktion auf Inhaltsstoffe in Shampoos auftreten oder auch ein Hinweis auf das seborrhoische Ekzem sein. Das seborrhoische Ekzem geht i. d. R. mit Schuppen, Rötungen und Juckreiz einher. Diese Symptome zeigen sich dann häufig auch an den Augenbrauen und an den Nasenwinkeln und sind die Folge von zu vielen Hefepilzen auf der Haut. „In diesem Fall verwenden Betroffene am besten ein Shampoo, dass die Hefepilzvermehrung verhindert und zu diesem Zweck eine niedrige Konzentration an Antipilzmitteln enthält“, erklärt die Medizinerin. Shampoos dieser Art können Betroffene in Drogerien oder Apotheken kaufen, verschreibungspflichtig sind sie nicht.
Anders sieht es aus, wenn auf der Kopfhaut eine echte Pilzinfektion mit krankmachenden Erregern vorliegt. Diese geht meist mit Haarausfall und Rötungen der Kopfhaut einher. Dann kann nur ein Dermatologe helfen, der die Diagnose stellt und spezielle Medikamente zur Behandlung verschreibt.
Darüber hinaus können sich Hauterkrankungen wie etwa Neurodermitis oder Psoriasis auch auf der Kopfhaut ausbreiten. „Wer unter Neurodermitis leidet, hat meist eine trockene und entzündliche Haut und sollte auf Shampoos zurückgreifen, die Feuchtigkeit spenden, etwa harnstoffhaltige Shampoos“, rät Prof. Blume-Peytavi. Psoriasisbetroffene hingegen kann ein Shampoo mit Inhaltsstoffen helfen, das die Abschuppung beschleunigt.
Bei Problemen können auch Friseure oder Apotheker erste Ansprechpartner sein. Grundsätzlich gilt aber, immer dann die Hilfe eines Dermatologen zu suchen, wenn die Probleme mit der Kopfhaut mit den handelsüblichen Produkten nicht in den Griff zu bekommen sind oder die Haare ausfallen.
Quelle: Patient und Haut 1/2017