Es gibt eine Vielzahl an Hauterkrankungen mit unterschiedlichen Ausprägungen, die eine jeweils unterschiedliche Behandlung benötigen.
Nicht alle Menschen reagieren gleich auf Stress. Manche reagieren bei Stress mit Kopfschmerzen, andere mit Magen-Darm-Beschwerden und wiederum andere mit der Haut. Ob jemand mit einer Hauterkrankung auf Stress reagiert, hängt von der genetischen Disposition ab.
„Generell bedeutet Stress, dass der Mensch über längere Zeiträume zu viele Reize – von innen oder von außen kommend – verarbeiten muss. Dies hat zur Folge, dass der Organismus stärker durchblutet wird und bestimmte Hormone, wie Adrenalin und Kortisol, ausschüttet. Diese Stresshormone sorgen wiederum dafür, dass der Blutdruck steigt, Venen und Arterien sich verengen und der Zuckerhaushalt im Gehirn erhöht wird.Wenn dann der betreffende Mensch noch die genetische Veranlagung hat, bei negativem Stress (dem sog. Distress) Hauterkrankungen zu entwickeln, dann sorgt die genetische Ausrüstung dafür, dass die Erkrankung angeschaltet wird“, erläutert Dr. Armin Bader, Bochum.
Die meisten Hauterkrankungen, die auch mit Stress zusammenhängen, sind Neurodermitis, Nesselsucht und Schuppenflechte. „Es gibt verschiedene Auslöser, die der Körper als Stress wahrnimmt. Bei manchen reicht eine falsche Ernährung, bei anderen Menschen ist es das falsche Klima und bei wiederum anderen ist es Stress, wie Prüfungsangst oder Beziehungsstress“, sagt Dr. Bader. All diese Faktoren können dazu beitragen, dass die Erkrankung zum Ausbruch kommt. Die Auslöser können sich auch im Laufe des Alters ändern.
„Für Menschen, die von Neurodermitis betroffen sind, gibt es sog. Neurodermitis-Schulungen. Diese sind oft für betroffene Menschen sehr hilfreich, weil sie helfen können, Juckreiz und Stress besser zu verarbeiten und damit die Lebensqualität zu erhöhen“, sagt Dr. Bader. Manchmal reicht ein Aufklärungsgespräch mit einem Psychodermatologen, damit der Betroffene besser mit seiner Erkrankung umgehen kann. „Bei Anderen wiederum sind ambulante Psychotherapien notwendig und hilfreich, um eine bessere Stressbewältigung zu erzielen“, erzählt Dr. Bader. Konkret bedeutet das, dass der Patient lernt und übt, psychosozialen Stress oder „Juckreiz-Stress“ durch und über bestimmte gedankliche Techniken und Therapien (kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitsübungen) oder körperliche Übungen (Sport) besser zu verarbeiten. Autogenes Training, Entspannungsmethoden, Yoga oder/und Joggen sind weitere Techniken, die helfen können.
Welche Methode letztendlich für welchen Menschen infrage kommt, ist individuell sehr unterschiedlich. „Für den einen Menschen ist Musik eine wunderbare Ressource, um Stress abzubauen, für den anderen ist es der tägliche Sport. Die Kunst in der Arbeit eines Psychodermatologen besteht darin, herauszufinden, welche Methode der Stressreduktion die passende für den jeweiligen Patienten ist“, erklärt Dr. Bader.
Was können betroffene Menschen tun? Zunächst einmal ist der Besuch beim Dermatologen unabdingbar. Dann gibt es Psychodermatologen, sodass Betroffene sich auch an diese wenden können. „Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, bei der Arbeitsgruppe Psychosomatische Dermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft nachzufragen, wo niedergelassene Psychotherapeuten arbeiten, die sich auf stressbedingte Hauterkrankungen spezialisiert haben. Ebenfalls kann bei der Psychotherapeutenkammer nachgefragt werden“, rät Dr. Bader.
Das Wissen, dass Stress und Hauterkrankungen medizinisch-psychologisch zusammenhängen können, ist erst vor 30 Jahren in der Naturwissenschaft angekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte man, dass die alte Volksweisheit „Die Haut ist der Spiegel der Seele“ mittelalterlichen Aberglauben transportiert. „Tatsächlich aber können wir die genetische Disposition eines Menschen nicht ändern, aber Psychodermatologen können sensibilisieren und dazu beitragen, dass betroffene Menschen frühzeitig erkennen, ob und wann sie gefährdet sind, eine Hauterkrankung zu entwickeln. Dann kann der Betreffende Techniken erlernen und einüben, die einem schweren Ausbruch zuvorkommen und diesen im Idealfall ganz verhindern“.
Quelle: Patient und Haut 2/2014