Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Die Angst vor dem Schmerz ist etwas, was viele an Krebs erkrankte Menschen umtreibt, vor allem, wenn sie wissen, dass die Krankheit selbst nicht mehr heilbar ist. Die moderne Schmerzmedizin stellt jedoch viele Möglichkeiten bereit, auch bei einer so schweren Erkrankung wie Krebs weitgehend ohne Schmerzen zu leben. Üblicherweise folgt die Schmerztherapie dabei einem Stufenplan.
Kein Krebspatient muss in heutigen Zeiten Schmerzen ertragen, betont Dr. Marianne Koch, Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga e. V. „Unabhängig davon, ob die Schmerzen im Frühstadium der Erkrankung oder in späteren Phasen auftreten, ob sie direkt oder indirekt durch den Tumor verursacht werden oder Folge der Behandlung sind – es stehen heute maßgeschneiderte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Diese richten sich beispielsweise nach der Art des Schmerzes und deren Ort. Experten schätzen, dass Schmerzen bei 90–95 % der Tumorpatienten mit verschiedenen Strategien erfolgreich gelindert werden können“, schreibt die Expertin auf der Internetseite der Schmerzliga.
Das Stufenschema der Schmerztherapie stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut Deutscher Krebsgesellschaft (DKG) werden die Schmerzmedikamente in drei Stufen eingeteilt: schwache Schmerzmittel, mittelstarke morphinähnliche Mittel sowie Morphin und andere starke morphinähnliche Mittel.
Auf Stufe eins stehen aus dem Alltag bekannte Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Paracetamol. Sie sind laut Krebsgesellschaft bei leichten bis mittleren Schmerzen die Mittel der Wahl und gut zur Schmerzlinderung geeignet, z. B. bei Weichteil- und Knochenschmerzen.
Auf Stufe zwei stehen Wirkstoffe wie Tramadol, Naloxon und Codein. Wie die DKG betont, können diese Opiate auch längere Zeit ohne Wirkungsverlust eingenommen werden und machen auch nicht abhängig, da der Wirkstoff nur langsam abgegeben wird.
Auf Stufe drei werden die starken Opiate eingeordnet wie Morphin und Buprenorphin. Letzteres wird als Tablette unter die Zunge gelegt und kann daher auch von Patienten mit Schluckbeschwerden eingenommen werden. Sog. Fentanyl-Pflaster sind eine relativ neue Behandlungsmethode von Schmerzen und haben den Vorteil, dass die Patienten weniger unter Verstopfung und Müdigkeit leiden als bei Morphineinnahme, so die DKG.
Wie die Deutsche Schmerzliga betont, können auch zusätzliche Medikamente wie Antidepressiva oder Neuroleptika sinnvoll sein, da sie gegen Ängste oder Niedergeschlagenheit helfen. Die Schmerzliga rät dazu, über den Schmerz zu sprechen – so lassen sich Vorurteile und Fehlinformationen ausräumen sowie die psychische Belastung reduzieren. Neben dem Gespräch mit dem Arzt kann auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe sowie das Erlernen von Entspannungstechniken sinnvoll sein.
Wer Schmerzmittel einnimmt, sollte auf einige wichtige Dinge in seinem Alltag achten, so die DKG. Neben einer regelmäßigen Medikamenteneinname ist es wichtig, dass man die Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt kombiniert, um Wechselwirkungen auszuschließen. Alkohol sollte besser nicht konsumiert werden, da dieser zusammen mit den Medikamenten eine verstärkte dämpfende Wirkung haben kann. Aus eben diesem Grund sollte man unter Schmerzmitteleinfluss auch im Straßenverkehr besonders achtgeben. Ein Spaziergang an der frischen Luft kann gut tun und ist in jedem Fall empfehlenswert.
Quelle: Befund Krebs 5/2014