Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Der Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Schlaf ist in den letzten Jahren weiter erforscht worden. Studien zeigen beispielsweise, dass zu wenig Schlaf das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöht. Aber auch Menschen mit Krebs, die schlecht schlafen, sollten Schlafstörungen mit dem Arzt besprechen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen, um die Immunabwehr und eigenen Körperkräfte zu stärken, aber auch ihre Lebensqualität zu verbessern.
Es gibt Hinweise darauf, dass gesunder und ausreichender Schlaf den Verlauf einer Krebserkrankung positiv beeinflussen könnte. Eine Untersuchung an Mäusen zeigte beispielsweise, dass sich Tumoren aggressiver verhalten, wenn die Tiere schlecht geschlafen hatten. Für die Untersuchung wurden die Mäuse in zwei Gruppen eingeteilt – eine Gruppe wurde dabei eine Wochen lang von den Forschern immer wieder in ihren Ruhezeiten gestört. Anschließend erhielten beide Gruppen Tumorzellen eingepflanzt. Alle Tiere entwickelten daraufhin Krebsgeschwüre, aber nach vier Wochen zeigte sich, dass die Tumoren in den schlafgestörten Mäusen doppelt so schnell wuchsen und sich zudem in umliegendes Gewebe ausbreiteten, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Scheinbar beeinflusste der Schlafmangel das Immunsystem der Mäuse, wie auch weitere Untersuchungen zeigten. So hatten die ausgeruhten Mäuse besonders viele Fresszellen, die den Tumor unterdrückten. Die unausgeschlafenen Tiere hatten indes viele Fresszellen, die das Tumorwachstum durch die Bildung von Blutgefäßen unterstützten.
Auch wenn die Untersuchung an Mäusen stattgefunden hat und die Ergebnisse nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind, zeigt sie, wie Schlaf, Immunsystem und die Entwicklung einer Krebserkrankung zusammenhängen können.
Rund zwei Drittel der Menschen mit Krebs leidet unter Schlafstörungen, berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Häufig treten Schwierigkeiten beim Einschlafen, Wachliegen in der Nacht und verfrühtes Aufwachen auf. Auch das Restless-Legs-Syndrom, ein Bewegungsdrang der Beine beim Schlafengehen, kommt als Nebenwirkung der Krebstherapie vor. Das Erschöpfungssyndrom Fatigue zählt ebenfalls zu den Schlafstörungen. Darüber hinaus können schlafbezogene Atemstörungen auftreten, die sich mit Atemnot, Husten und Schnarchen äußern. Sie kommen bei 70 % der Krebspatienten vor, so die DKG.
Vor dem Hintergrund eines möglichen Zusammenhangs zwischen der Funktionsweise des Immunsystems und Schlaf, aber vor allem für eine bessere Lebensqualität sollten betroffene Menschen mit Krebs ihre Schlafstörungen behandeln lassen. Wichtig ist dabei zunächst, die Schlafstörungen beim Arzt anzusprechen und diese zu analysieren. Da oft psychologische Ursachen wie Ängste oder Depressionen hinter Schlafstörungen stecken, macht bei vielen betroffenen Krebspatienten eine psychoonkologische Betreuung Sinn.
Eine Therapie mit Medikamenten sollte erst erfolgen, wenn diese Maßnahmen keinen Erfolg hatten. Es gibt beispielsweise Medikamente, die den Schlaf durch das Anheben des Schlafhormonspiegels Melatonin unterstützen. Mit verschreibungspflichtigen Schlafmitteln ist mit Vorsicht umzugehen: Es können schnell Abhängigkeiten auftreten. Für den kurzfristigen Bedarf, z. B. als eine Art Krisenintervention, kann eine Einnahme unter Umständen erwogen werden.
Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Lichttherapie, informiert die DKG. Dabei setzt man sich jeden Morgen für 30 Minuten vor eine Lichtbox – das Licht beeinflusst die innere Uhr positiv, sodass man abends müde wird. In einer Untersuchung verbesserte sich durch die Lichttherapie die Schlaflänge und -qualität der Studienteilnehmer.
Auch Akupunktur kann möglicherweise hilfreich sein. Eine Untersuchung zeigt, dass Krebspatienten mit Schlafstörungen sowohl von einer psychotherapeutischen Behandlung (kognitive Verhaltenstherapie) profitieren, aber ebenso von Akupunktur. Nach acht Wochen zeigten beide Verfahren Wirkung, wobei die kognitive Verhaltenstherapie etwas besser bei leichten Schlafstörungen wirkte, während es bei starken Schlafstörungen keine Unterschiede gab. Beide Verfahren verbesserten die Lebensqualität wesentlich und zeigten eine dauerhafte Wirkung, so die DKG.
Quelle: Befund Krebs 3/2019