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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Ergotherapie bei MS: Hilfe zur Selbsthilfe

Vorrangiges Ziel sollte immer sein, die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Die Anamneseerhebung durch die Ergotherapie soll klären, welche behandlungsbedürftigen Beschwerden und Symptome der Betroffene hat. Hierzu wird ein Test eingesetzt, der z. T. standardisierte Elemente enthält und Aussagen über den momentanen Zustand der Erkrankung gibt.

Durch das ADL-Training, ADL bedeutet Aktivitäten des täglichen Lebens, soll der Patient in die Lage versetzt werden, trotz schwerer Funktionseinschränkungen alltägliche Verrichtungen selbstständig oder mit möglichst wenig Hilfe auszuführen. Dazu ist das Erlernen und konsequente Anwenden von auf die individuelle Behinderung abgestimmten Strategien oder auch der Einsatz entsprechender Hilfsmittel notwendig.

Im Folgenden werden Beispiele aus einzelnen Bereichen genannt, wobei die Methoden nur eine kleine Auswahl möglicher Anwendungen darstellen: Patienten mit Ataxie und/oder erhöhtem Muskeltonus sind grundsätzlich zu langsamen Bewegungen angehalten. Eine elektrische Zahnbürste hilft, übermäßige oder unkoordinierte oder auch tonusaufbauende (Tonus = Spannungszustand der Muskulatur) Bewegungen zu vermeiden.

Bei gestörter Koordination von Bewegungsabläufen (Ataxie) sind die Ellenbogen auf dem Rand des Waschbeckens aufzustützen, um so Tätigkeiten wie das Kämmen oder Fönen entspannter durchführen zu können. Patienten mit ausgeprägten ataktischen Bewegungsstörungen oder Paresen (unvollständige Lähmungen) ist durch den Einsatz einer Tastaturabdeckung gezieltes Schreiben am PC möglich. U. U kann eine Schiene zusätzlich durch die Abnahme der Eigenschwere des Armes eine optimale Restmuskelkraftnutzung vor allem bei Patienten mit Paresen ermöglichen.

Mit Ataxien besser zurechtkommen

Der Begriff Ataxie beschreibt Störungen der Koordination von Bewegungsabläufen, wobei das geordnete Zusammenspiel von Muskeln verloren geht und so Zielbewegungen, Haltung, Stand und Gang unsicher werden. Die Ataxie der oberen Extremitäten kann bei MS zu einer deutlichen Einschränkung bei der Bewältigung der täglichen Aktivitäten führen. Unserer Erfahrung nach können nachfolgend genannte Strategien und deren Übertragung in den Alltag helfen, mit der Ataxie besser zurechtzukommen.

Der ataktische Patient versucht automatisch eine Kompensation der Ataxie durch Fixation von Muskeln, zu denen er Zugang hat, zu erreichen. Diese anfänglich erfolgreiche Kompensationsstrategie verselbstständigt sich schnell und führt über eine extreme Dauerfixierung zu einer noch stärkeren Behinderung im Alltag. Basis der Therapie ist die Entspannung der fixierten und hypertonen Muskeln

  • bzw. Muskelketten bei gleichzeitiger Tonisierung hypotoner Muskeln mit koordinierten Bewegungen. Dieses Konzept kann auf die unterschiedlichsten Bewegungsabläufe im Alltag der Patienten angewendet werden und beruht auf folgenden Prinzipien:

 

Entspannungstechniken lernen

Der Patient soll über Entspannungstechniken lernen, die Kompensationen abzubauen. Indem komplexe Bewegungsabläufe in einzelne Bewegungssequenzen unterteilt werden, wird es dem Patienten erleichtert, nur diejenigen Muskelgruppen zu aktivieren, die am jeweiligen Bewegungsabschnitt beteiligt sind. In einigen Fällen erweist sich eine Kombinationsbehandlung mit einer Eisanwendung als günstig. Diese führt in Form eines Eistauchbades oder einer Eisapplikation der betroffenen oberen Extremität bei vielen Patienten zu einer deutlichen Verminderung der Ataxie, insbesondere der Intentionstremor (Zittern) wird für einige Minuten bis Stunden gehemmt.

Die zentrale Parese kann mit erhöhtem, aber auch mit erniedrigtem Muskeltonus vorkommen. Das Ausmaß der Parese kann durch eine überlagerte Tonuserhöhung („Spastik “) in denselben Muskeln maskiert sein oder sich auf eine lediglich eingeschränkte „ Willkür-Verfügbarkeit“ der Muskulatur beschränken. Die leichteste Form ist die vorschnelle Ermüdbarkeit von Muskeln bzw. Muskelgruppen. Diese Symptome der Multiplen Sklerose können sehr vielgestaltig auftreten und beeinträchtigen die Kompetenzen des Betroffenen bei der Verrichtung der täglichen Aktivitäten teilweise erheblich.

An diesem Punkt setzt die Ergotherapie mit dem Schwerpunkt der Behandlung der oberen Extremitäten und der Rumpffunktionen an. Wichtig ist eine sorgfältige Befunderhebung, um noch vorhandene Restfunktionen, bereits eingetretene Versteifungen einzelner Gelenke und das noch vorhandene Kraftmaß festzustellen. Nicht zu unterschätzen sind auch bestehende Schwächen im Bereich der Rumpfmuskulatur, da sich diese gravierend auf die Funktionen von Arm und Hand auswirken können.

Verschiedene Behandlungsverfahren

In der Ergotherapie lassen sich Kernkonzepte einzelner Behandlungsverfahren wie z. B. nach dem Bobath- oder Johnstone-Konzept, manuelle Therapie und Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF) verbinden. Vorrangiges Ziel über den Behandlungszeitraum hinweg ist es, durch die fachliche Unterstützung Wege aufzuzeigen und so viel Mut zu machen, dass Patienten Abläufe zu Hause und in ihrem sozialen Umfeld ändern. Umso wichtiger ist eine weiterführende ambulante Ergotherapie, die genau an diese Erfolge anknüpft und die Patienten im häuslichen Umfeld begleitet und motiviert.

  • hypertoner Muskel = Muskel, der verkürzt oder gespannt ist

Mandy Kerzendörfer
Quelle: Befund MS 2/2011

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