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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Basis- und Eskalationstherapien bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose als chronisch entzündliche und degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems ist noch immer nicht heilbar, doch ihr Fortschreiten ist dank der umfassenden Therapiemöglichkeiten der modernen Medizin gut beherrschbar. Wichtige Basis dabei ist die Diagnosestellung und eine ganz individuell angepasste Therapie. Die wesentlichen Behandlungsmethoden sind:

Die Schubtherapie als wichtige Behandlungssäule

Eine wesentliche Säule der Behandlung ist die Schubtherapie, die nach genauer Beobachtung des Krankheitsverlaufs eingeleitet wird, nämlich wenn sichergestellt ist, dass es sich wirklich um einen akuten Schub handelt. Das ist gegeben, wenn die Krankheitszeichen – etwa Sehstörungen oder Sensibilitätsausfälle – mindestens 24 Stunden anhalten und sich dann wieder ganz oder teilweise zurückbilden. Entscheidend ist auch ein mindestens 30-tägiger Abstand zwischen zwei Krankheitsereignissen, die nicht durch äußere Einflüsse wie Stress oder starke Hitze ausgelöst sein dürfen.

Bei akuten Schüben hilft die Gabe von Kortison. Diese Substanz ist mit den von der Nebenniere produzierten körpereigenen Hormonen verwandt und wirkt entzündungshemmend. Sie lindert die Symptome rasch, ohne typische Nebenwirkungen zu zeigen, wenn sie kurzzeitig angewendet wird (eine Langzeitanwendung sollte aufgrund möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen vermieden werden). Üblicherweise wird sie an drei aufeinanderfolgenden Tagen stationär oder ambulant als intravenöse Infusion verabreicht. Die Therapiedauer kann in schwerwiegenderen Fällen auf fünf Tage verlängert oder ggf. auch wiederholt werden. Bleibt der Erfolg aus, so ist ggf. auch eine Plasmapherese, eine Blutwäsche, möglich (s. S. 8).

Immunprophylaxe als Basistherapie

Für eine Langzeitbehandlung steht die Immuntherapie anhand verschiedener Wirkstoffe zur Verfügung. Dabei wird das Immunsystem gezielt medikamentös beeinflusst, indem die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe gehemmt wird. Die typischen Entzündungsreaktionen, die bei MS im Gehirn ablaufen, werden dadurch verlangsamt, sodass eine langfristige Stabilisierung eintritt, bei der sich die Schwere und Häufigkeit von Schüben und damit das Risiko bleibender Behinderungen reduzieren.

Folgende Wirkstoffe sind derzeit in Deutschland zur Immuntherapie der MS zugelassen: Interferon-beta, Glatirameracetat, Azathioprin, Mitoxantron und Natalizumab. Dabei zählt die Behandlung mit Interferon-beta, unterschieden in die Formen beta-1a und beta-1b, zur Standardtherapie. Die beiden Arten werden auf verschiedene Weise gewonnen, nämlich biotechnologisch aus Säugerzellen bzw. aus Bakterien.

Die Wirksamkeit hinsichtlich einer Reduktion von Schüben und einer verlangsamten Krankheitsprogression wurde bei der schubförmigen MS in mehreren Studien nachgewiesen. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch in der Behandlung mit Glatirameracetat, einem synthetischen Eiweißmolekül. Beide Wirkstoffe zeichnen sich i. d. R. auch durch eine gute Verträglichkeit aus und werden intramuskulär oder subkutan injiziert, was der Patient nach entsprechender Einweisung auch selbst durchführen kann.

Bei dem Immunsupressivum Azathioprin handelt es sich um einen Stoff, der das Zellwachstum – auch der T- und B-Lymphozyten – hemmt, ein sog. schwaches Zytostatikum. Es ist zwar nicht Mittel der ersten Wahl, wird aber eingesetzt, wenn Interferon-beta oder Glatirameracetat ausscheiden oder nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Außerdem kann es oral eingenommen werden, ist also eine Alternative bei Patienten, die nicht spritzen können.

Möglichkeiten der Eskalationstherapie

Ebenfalls zu den Zytostatika zählt Mitoxantron. Es hemmt das Zellwachstum stärker als Azathioprin und wird deshalb zur Eskalationstherapie in schweren Fällen schubförmiger MS eingesetzt sowie als Mittel der zweiten Wahl zur Behandlung der sekundär chronisch progredient verlaufenden MS. Der Wirkstoff wird in vierteljährlichen Abständen als intravenöse Infusion verabreicht. Die Therapie kann durchschnittlich aber nur zwei bis drei Jahre lang durchgeführt werden. Eine konsequente Kontrolle der Blutwerte ist unerlässlich, auch die Herzfunktion sollte mittels Ultraschall überwacht werden, da es hier langfristig zu einer Schädigung kommen kann.

Bei Natalizumab handelt es sich um einen künstlich hergestellten Eiweißstoff, einen sog. monoklonalen Antikörper, der das Alpha-4-Integrin an der Oberfläche von Leukozyten erkennt und blockiert. Somit hemmt es die Bildung von Entzündungsherden in Gehirn und Rückenmark. Es kommt bei schnellem Krankheitsfortschritt unter Interferonen oder Glatirameracetat zum Zuge. Es wird einmal im Monat als einstündige Infusion verabreicht.

Trotz einiger selten aufgetretener Fälle von PML (Progressive multifokale Leukenzephalopathie), einer Viruserkrankung des Zentralnervensystems, wurde Natalizumab von der Multiple Sklerose Therapie Konsensusgruppe in das Stufenschema der immunmodulatorischen Therapie aufgenommen, da es auch in schwierigen Fällen eine gute Wirksamkeit mit deutlicher Reduzierung der Schubrate und verringerter Progression von Behinderungen zeigt. Es darf jedoch nicht mit anderen Immunsuppressiva kombiniert werden und sein Einsatz erfordert eine konsequente Kontrolle, u. a. der Leberwerte.

Für die MS-Therapie im Allgemeinen gilt: Je früher sie begonnen wird, desto besser ist die Wirksamkeit und desto eher lassen sich spätere Behinderungen vermeiden. Genauso wichtig ist auch die Therapietreue. Werden ärztliche Ratschläge nicht befolgt und die Behandlungsmaßnahmen nicht oder nur unregelmäßig umgesetzt, so kann sich das negativ auf den Erfolg auswirken.

Quelle: BMS 2/11

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