Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
MS-Schwestern sind examinierte Krankenschwestern/-pfleger, die wenigstens zwei Jahre in einer neurologischen Praxis oder Klinik gearbeitet, einen Online-Test bestanden und eine Fortbildung zur MS-Schwester durchlaufen haben. Es gibt MS-Schwestern, die bei Pharmafirmen angestellt sind und den MS-Erkrankten dabei helfen, ihre Therapie durchzuführen. Daneben gibt es aber auch firmenunabhängige MS-Schwestern, die i. d. R. das Fortbildungsprogramm der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) durchlaufen haben.
MS-Schwestern schließen eine Lücke in der medizinischen Versorgung. Sie gehören zum medizinischen Fachpersonal, kennen sich mit den Bedürfnissen, Symptomen und Therapien von Menschen mit MS aus und stellen häufig das Bindeglied zum behandelnden Arzt dar. Einige MS-Schwestern sind in neurologischen Praxen oder Kliniken angestellt, da die Ärzte durch sie entlastet werden.
MS-Schwestern beraten Menschen mit MS und beantworten Fragen, für die in der ärztlichen Praxis zu wenig Zeit ist. Sie sprechen mit Patienten über Symptome, nennen Behandlungsmöglichkeiten und helfen u. U. dabei, die passende Therapie zu finden. Sie erklären und zeigen den Erkrankten die Verwendung der MS-Medikamente (Selbstinjektion) und klären sie auch über mögliche Nebenwirkungen auf. Dadurch nehmen sie Patienten oft auch die Angst vor der Behandlung. Nicht selten reden MS-Schwestern mit den Patienten auch über Alltagsprobleme, die durch die MS entstehen. Sie geben z. B. Tipps zu Reisen und eventuell damit verbundenen Impfungen, sie beraten bei der Auswahl von Hilfsmitteln und deren Beantragung oder besprechen mit den Erkrankten den Ablauf bevorstehender Kontrolluntersuchungen. In Arztpraxen oder Kliniken angestellte MS-Schwestern fassen häufig das Patientengespräch für den Arzt zusammen, sodass dieser mehr Zeit für anstehende Untersuchungen und die Auswahl der Therapie hat.
MS-Schwestern, die bei Pharmaunternehmen angestellt sind, kommen i. d. R. zu den Patienten ins Haus, denen ein Medikament des jeweiligen Unternehmens verordnet wurde. Dort zeigen sie Betroffenen, wie diese das Medikament injizieren, nehmen ihnen die Angst vor der Selbstinjektion und zeigen ihnen, was sie bei der Medikamentengabe zusätzlich beachten müssen. Auch diesen MS-Schwestern können Patienten selbstverständlich Fragen zur MS, zur Medikation und zum Umgang mit ganz alltäglichen Situationen stellen. In den meisten Fällen kommt die MS-Schwester mehrmals ins Haus, bei Problemen können Patienten sie auch anrufen. Dieser Service ist für Erkrankte i. d. R. kostenlos.
Nicht alle neurologischen Arztpraxen verfügen über eine zur MS-Schwester ausgebildete Fachkraft. Wer Wert auf die Betreuung durch eine MS-Schwester legt, sollte sich an von der DMSG zertifizierte MS-Zentren wenden. In vielen Fällen ist dort auch eine MS-Schwester tätig. U. U. weiß auch die nächstgelegene Beratungsstelle der DMSG, welche Arztpraxis oder Klinik den Service einer MS-Schwester bietet. Auch in Selbsthilfegruppen erfahren Patienten häufig, wo die nächste MS-Schwester tätig ist. Bei der Verordnung eines verlaufsmodifizierenden Medikaments zur Selbstinjektion können MS-Betroffene den Arzt fragen, ob er Kontakt zu einer bei dem jeweiligen Pharmaunternehmen angestellten MS-Schwester herstellen kann, die die Handhabung des Medikaments erklärt.
Quelle: Befund MS 2/2018