Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Der Mediziner spricht von einer neurogenen Dysphagie, wenn eine oder mehrere am Schluckakt beteiligte anatomische Einheiten in ihrer Funktion bzw. in ihrem Zusammenspiel beeinträchtigt sind. Ursache können neurodegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose sein. Ca. 30–40% der MS-Patienten sind nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) durch eine Dysphagie beeinträchtigt. Die Betroffenen leiden dabei an Symptomen wie etwa Druckgefühlen im Halsbereich, abnormem Speichelfluss sowie Würgen während des Schluckens.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) kann ein großer prozentualer Anteil der neurogenen Dysphagien im Rahmen der Eigen-, Fremd und Familienanamnese diagnostisch abgeklärt werden. Der behandelnde Arzt wird seinen Patienten dabei u. a. gezielt nach möglichen Dysphagie-Zeichen wie z. B. häufigem Verschlucken, einer veränderten Haltung beim Schlucken oder einer möglichen Kauschwäche befragen. Darüber hinaus können z. B. auch das wiederholte „Steckenbleiben“ von Speichel, Flüssigkeit und Nahrung in der Kehle Indikatoren einer bestehenden Dysphagie sein. Des Weiteren kommen – abhängig von der neurologischen Grunderkrankung – spezielle neurologische Untersuchungsbefunde zum Tragen. Bei MS sind dies die Ergebnisse aus der MRT-Untersuchung.
Die Behandlung neurogener Schluckstörungen kann u. a. durch operative (chirurgische Tracheotomie) und rehabilitative Verfahren erfolgen. Im Rahmen der medikamentösen Therapie steht immer die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Außerhalb dieser pharmakologischen Intervention gibt es in jeder Schluckphase Ansatzpunkte für eine gezielte Sprach- und Schlucktherapie. Hierbei stehen – soweit möglich – der Wiederaufbau der Schluckreflexe sowie der Mundraum-Empfindlichkeit im Vordergrund. Massagen, Training einzelner Muskelpartien sowie eine Veränderung der Nahrungskonsistenz (ggf. durch Pürieren) können dabei probate Methoden sein.
msf
Aus Befund MS 1/09