Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Ständiges Brennen oder Kribbeln, Taubheit und einschießende Schmerzattacken sind häufige Symptome für Schmerzen, die durch Defekte an Nervenfasern entstehen. Diese Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, sind meist den Betroffenen sehr unangenehm. Hinzu kommt, dass oft jede Berührung Schmerzen auslöst.
Das Prinzip
Das Entstehungsprinzip ist gleich: Das schmerzleitende System ist an einer oder mehreren Stellen beschädigt. Dabei wird der Nerv selbst und/oder dessen schützende Isolierung angegriffen. In vielen Fällen sind einzelne Nerven des sog. peripheren Nervensystems betroffen. Es können auch mehrere Nerven beschädigt sein (Polyneuropathie). Beim sog. gemischten Schmerzphänomen (Mixed Pain) liegt sowohl eine für Nervenschmerzen typische Schädigung des peripheren und/oder Zentralnervensystems als auch ein nozizeptiver (akuter) Schmerz vor.
Erkennen und behandeln
Damit neuropathische Schmerzen nicht chronisch werden, ist es wichtig, dass diese rechtzeitig diagnostiziert werden und die Ursache behandelt wird. Begleitend zur Behandlung der Grunderkrankung oder wenn diese nicht (mehr) möglich ist, sollte so früh wie möglich mit Schmerzmitteln therapiert werden. Ein Patient, der Nervenschmerzen bei sich vermutet, sollte daher frühzeitig zu einem spezialisierten Arzt gehen. Dieser kann mit einem speziellen Diagnostik-Verfahren die Mechanismen des Schmerzes genau erkennen. Diese sog. Quantitative Sensorische Testung (QST) besteht aus 13 Einzeltests. Dabei werden sowohl Wahrnehmungs- als auch Schmerzschwellen für Kälte, Wärme und verschiedene mechanische Reize gemessen. Alle Messergebnisse zusammen ergeben ein genaues Schmerzprofil, das die Grundlage für die Auswahl einer passenden Schmerztherapie ist.
Medikamente
Z. T. frei verkäufliche Schmerzwirkstoffe, wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol, sind für die Therapie von Nervenschmerzen nicht geeignet. Dahingegen haben sich sog. Antiepileptika bzw. Antikonvulsiva, Antidepressiva, Natriumkanalblocker, Opioide und örtliche Betäubung als besonders wirksame Therapien bei Nervenschmerzen herausgestellt. Sie greifen an unterschiedlichen Orten der Schmerzverarbeitung ein und können bzw. sollten je nach Schmerzprofil miteinander kombiniert werden. So stabilisieren beispielsweise Antikonvulsiva die überregten Nervenzellen. Starke Opioide unterstützen das schmerzhemmende System und können verhindern, dass der Schmerz chronisch wird. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt diese in retardierter Form als Tabletten oder Kapseln einzunehmen.
Habe ich als MS-Patient Nervenscherzen?
Sollten eine oder mehrere Aussagen zutreffen, sollten Sie sich an Ihren Arzt oder einen Schmerztherapeuten wenden.
Quelle: BMS 1/2011