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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Interview mit Dr. Erik Bahn, Koordinator der German MS Brain Bank

Herr Dr. Bahn, hat der MS-Betroffene zu Lebzeiten Vorteile davon, Gewebespender für die German MS Brain Bank zu sein (z. B. eine bessere und lückenlose Dokumentation seiner Krankheit)?

Die Spender haben keinen direkten Vorteil von ihrer Spende, aber sie können jederzeit Informationsmaterial anfordern bzw. erhalten Informationen über Veranstaltungen zum Thema MS, die sie interessieren könnten. Die Dokumentation über den Krankheitsverlauf des Spenders erhält die German MS Brain Bank von den behandelnden Ärzten zumeist erst nach dessen Tod. Mit der schriftlichen Einwilligung zur Gewebespende entbindet der Patient seine Ärzte von ihrer Schweigepflicht.

Können auch die Angehörigen nach dem Tod eines Verwandten die Einwilligung für eine Gewebespende geben?

Auch nahe Angehörige, z. B. Geschwister oder Ehepartner, können nach dem Tod ihres von MS betroffenen Familienmitglieds in die Entnahme einer Gewebeprobe einwilligen. Dies sollte aber im Sinne des Verstorbenen sein.

Wird die Gewebeentnahme immer in Göttingen durchgeführt? Verzögert sich dadurch die Bestattung?

Die Gewebeentnahme wird i. d. R. in Göttingen am Institut für Neuropathologie durchgeführt, denn hier ist der Standort der German MS Brain Bank. Wir arbeiten mit einem Göttinger Bestattungsunternehmen zusammen, das verstorbene Spender sofort abholt und auch nachts erreichbar ist. U. U. kann die Gewebeentnahme auch in einer anderen Klinik erfolgen, allerdings nur, wenn diese mit dem KKNMS zusammenarbeitet. Dies garantiert eine sachgerechte Gewebeentnahme. Die Bestattung verzögert sich durch die Gewebespende jedoch nicht.

Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich von der Untersuchung der Gewebeproben? Könnten an den Zellen der Gewebeproben z. B. neue Medikamente getestet werden?

Die Gewebeproben werden überwiegend zur Ursachenforschung verwendet. Medikamente lassen sich leider nicht daran testen, aber wir hoffen, anhand der Proben Genaueres über die Krankheitsentstehung, also die Pathogenese herauszufinden. Außerdem erhoffen wir uns, Veränderungen im Gewebe aufgrund der unterschiedlichen Wirkungsweisen der neuen, aber auch der alten Therapien, zu erkennen und besser zu verstehen. Nicht zuletzt könnten die Analyse und der Vergleich von Gewebeproben Aufschluss darüber geben, warum manche MS-Erkrankungen schneller fortschreiten als andere.

Wissenschaftler können bei der German MS Brain Bank für ihre Untersuchungen Proben anfordern. Bevor die MS Brain Bank jedoch Proben abgibt, werden die Forschungsprojekte einer Prüfung unterzogen. Die Proben sind zum Schutz der Identität des Spenders mit einem Pseudonym versehen.

In anderen Ländern gibt es bereits Institutionen wie die German MS Brain Bank. Warum ist es so wichtig, auch in Deutschland eine solche Gewebeprobenbank zu haben? Arbeiten die deutschen Wissenschaftler mit denen anderer Länder zusammen?

Eine ZNS-Probenbank gab es in Deutschland bislang noch nicht. Nachdem das Projekt die Ethikprüfung durchlaufen hat, befindet sich die MS Brain Bank seit 2010 im Aufbau. Für die deutsche Forschung ist diese Institution so wichtig, da Gewebeproben für wissenschaftliche Untersuchungen nicht mehr aus dem Ausland angefordert werden müssen. Durch die Einrichtung der MS Brain Bank können Forscher im Verbund des KKNMS jederzeit auf die Probensammlung zurückgreifen. Aber wir arbeiten natürlich auch mit ähnlichen Einrichtungen in anderen Ländern zusammen. Es bestehen Kooperationen z. B. mit den USA oder den Niederlanden, und natürlich tauschen sich die deutschen Forscher auch mit ihren Kollegen im Ausland aus.

Quelle: Befund MS 01/2013

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