Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, die viele gefürchtete Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. Eine davon ist die Arteriosklerose. Die Arteriosklerose (= Atherosklerose) ist eine Gefäßerkrankung (Angiopathie), die im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Arterienverkalkung bezeichnet wird.
Über viele Jahre hinweg entstehen chronisch fortschreitende Veränderungen an den Gefäßwänden. Im Verlauf der Erkrankung „verkalken“ die Gefäßwände, wodurch die Elastizität der Gefäße verringert und der Blutfluss gestört wird. Blutfette und weiße Blutkörperchen lagern sich an den Gefäßwänden ab und bilden sog. Plaques. Dadurch wird das Gefäßinnere (= Lumen) eingeengt und die Gefäßwand verliert an Dehnbarkeit.
Die Arteriosklerose gehört in einem gewissen Rahmen zum normalen Alterungsprozess des Körpers. Allerdings gibt es eine Reihe von Faktoren, die die Gefahr der Plaquebildung bereits in jüngeren Jahren steigern. Dazu gehören Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck (Hypertonie), Rauchen, Übergewicht sowie körperliche Inaktivität. Bei einem schlecht eingestellten Diabetes schädigt der ständig zu hohe Blutzuckerspiegel die Gefäße. Im Blut werden Eiweiße, Fette, Zuckermoleküle, Hormone und Botenstoffe transportiert. Gerät deren Verhältnis aus dem Gleichgewicht, lagern sich überschüssige Stoffe an den Gefäßwänden ab.
Nicht zu beeinflussende Risikofaktoren für die Arteriosklerose sind Vererbung, fortgeschrittenes Alter und männliches Geschlecht. Prinzipiell können alle Arterien des Körpers betroffen sein. Sind die großen Arterien betroffen, spricht man von Makroangiopathie, sind die kleinsten Arterien (z. B. im Auge) betroffen, spricht man von Mikroangiopathie. Häufige und bedeutsame Manifestationen der Arteriosklerose sind der Schlaganfall bei Befall der großen Halsschlagader, der Herzinfarkt bei Befall der Herzkranzgefäße, die krankhafte Erweiterung bzw. Aussackung der Bauchschlagader (Aortenaneurysma) und die arterielle Verschlusskrankheit der Beine (pAVK). Die Arterien, die die inneren Organe versorgen, sind seltener betroffen.
Ein gesundes Gefäß besitzt auf der Innenseite die sog. Endothelzellschicht, die das Gefäß von innen auskleidet. Diese Endothelzellschicht wird durch oxidative Prozesse geschädigt, bei denen es durch bestimmte Stoffwechselprozesse zur verstärkten Bildung von Sauerstoffradikalen kommt. Die Endothelzellen gehen dadurch langsam zugrunde. Da diese Schicht nun nicht mehr glatt ist, sondern Unebenheiten aufweist, können sich Blutplättchen und abgewandelte Zellen der weißen Blutkörperchen anheften.
Die Blutplättchen setzen Stoffe frei, mit denen sie weitere Blutplättchen anlocken. Die Zellen der weißen Blutkörperchen nehmen Fettverbindungen auf und wandeln sich in sog. Schaumzellen um. Somit kommt es im Laufe der Zeit zu einer haufenartigen Zellansammlung. Dazu kommen weitere Prozesse wie z. B. Bindegewebsvermehrung, sodass die Gefäßwand verdickt und das Lumen stark verengt bzw. im schlimmsten Fall komplett verschlossen wird. Ein Gefäßverschluss durch eine solche örtliche Gefäßwandveränderung wird als Thrombose bezeichnet. Der Zellhaufen kann sich allerdings auch lösen und durch die Blutbahn in einen anderen Bereich gelangen, wo es dann zum Verschluss kommen kann (Embolie).
Das Gefährliche an der Arteriosklerose ist, dass sie häufig lange Zeit unbemerkt verläuft. Treten Beschwerden auf, liegen meist schon starke Plaqueablagerungen in den betroffenen Gefäßen vor, die zu Durchblutungsstörungen im betroffenen Bereich führen. Die Symptome hängen stark davon ab, welche Gefäße betroffen sind. Dies soll im Folgenden an drei Beispielen erläutert werden:
Dem Arzt stehen diverse Diagnostikmethoden zur Verfügung. So können die entsprechenden Gefäße per Sonografie (Ultraschall) oder Angiografie (Röntgenuntersuchung der Gefäße) auf mögliche Schädigungen untersucht werden. Weiterhin können verschiedene Laborwerte bestimmt werden, wie z. B. der HbA1c-Wert, der Blutzuckerspiegel und die Lipidwerte. Auch der Blutdruck wird festgestellt. Eine Computertomografie (CT) kann Aufschluss über den Zustand der Bauchschlagader geben und eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann helfen, den Zustand der Halsschlagadern und der Hauptschlagader der Körpers (Aorta) zu erkennen. Die Herzkranzgefäße können mittels eines Herzkatheters untersucht werden. Dies ist eine Untersuchung der Herzkranzgefäße mithilfe eines Röntgenverfahrens.
Die Behandlungsmöglichkeiten der Arteriosklerose sind vielfältig und hängen von den ursächlichen Problemen ab. Veränderungen im Anfangsstadium können so unter Umständen noch aufgehalten werden. Wichtige Therapieziele sind die optimale Einstellung der Blutzuckerwerte, eine Senkung des Blutdrucks sowie der Lipidwerte. Zudem wird bei festgestellter Arteriosklerose häufig ein Gerinnungshemmer vom Arzt verordnet, um eine Thrombose oder gar Embolie zu verhindern.
Sind die Herzkranzgefäße schon stark beeinträchtigt und es droht eine Komplikation wie z. B. Herzinfarkt, kann ein operatives Vorgehen notwendig sein. Je nach betroffenem Gebiet kann eine sog. Gefäßdilatation (Gefäßaufweitung) mit Platzierung eines Stents (Gefäßstütze) durchgeführt werden. Verspricht diese Methode keinen Erfolg mehr, muss eine Bypassoperation erfolgen. Weiterhin können heute in gefäßchirurgischen Behandlungszentren Plaques, z. B. an der Halsschlagader, mit speziellen Techniken entfernt werden.
Die Arteriosklerose kann die Grundlage für viele weitere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sein. Das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse beim Diabetiker kann durch eine bessere Diabeteseinstellung verringert werden. Diabetiker sollten durch eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, Verzicht auf Nikotin sowie eine optimale Einstellung einer Fettstoffwechselstörung oder einer Bluthochdruckerkrankung einer Arteriosklerose vorbeugen oder ihr Fortschreiten verhindern. Ist es dafür schon zu spät, muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob eine medikamentöse bzw. operative Therapie angezeigt ist bzw. angewendet wird.
Miriam Funk