Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene Folgeerkrankungen.
Besonders gefährlich sind die Auswirkungen des Diabetes auf das Herz. Insgesamt sterben mehr als drei Viertel aller Menschen mit Diabetes an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, besonders viele an Herzinfarkt, berichtet diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Laut Heinz Drexel, dem Präsidenten der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft sind koronare Herzerkrankungen mit 40 Prozent die häufigste Todesursache bei Diabetikern und weitere Herzkrankheiten mit 15 Prozent.
Ein Grund für Herzerkrankungen bei Menschen mit Diabetes sind Fettstoffwechselstörungen, die sich in den Blutgefäßen niederschlagen – diese altern eher als bei stoffwechselgesunden Menschen. Dies ist insbesondere bei Menschen mit Typ-2-Diabetes der Fall, die darüber hinaus noch andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck mitbringen, aber auch Typ-1-Diabetiker sind davon betroffen. Es bilden sich Ablagerungen an den Gefäßwänden (sog. Arteriosklerose).
Laut Diabetes Deutschland treten bei der Arteriosklerose Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße auf, die diese verengen und verstopfen. Bei den großen Arterien, z. B. im Gehirn, am Herzen und an den Beinen, spricht man von einer Makroangiopathie. Die Komplikationen dieser Gefäßverengungen können sehr schwerwiegend sein: So können im Wesentlichen drei Krankheiten, je nachdem, wo die Arterien verengt sind, auftreten: an den Beinen die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), auch Schaufensterkrankheit genannt, die zum Absterben von Zehen oder dem Fuß führen kann, am Herzen kann es zur Erkrankungen der Herzkranzgefäße kommen (koronare Herzkrankheit), sowie zum Herzinfarkt und bei den Arterien im Gehirn zum Schlaganfall.
Laut Diabetes Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache bei Diabetikern. Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist es wichtig, auf gute Blutzuckerwerte zu achten. Die Österreichische Diabetikervereinigung betont, dass eine regelmäßige Blutzuckerwert-Kontrolle maßgeblich dazu beiträgt, Folgeschäden wie einen Herzinfarkt zu vermeiden.
Im Rahmen einer Untersuchung wurde festgestellt, dass zwei Drittel der Betroffenen nichts von dieser Folgeerkrankung wussten, obwohl Neuropathie als bekannte Komplikation bei Diabetes gilt. Deshalb sollten Diabetiker umso aufmerksamer sein und insbesondere ihre Füße genau beobachten, weil sie meistens zuerst betroffen sind: Kribbeln, Brennen, Taubheit oder Schmerzen könnten auf eine Neuropathie hinweisen. Oft werden Verletzungen am Fuß gar nicht wahrgenommen, weil das Schmerz- und auch das Temperaturempfinden fehlen. Die Folge kann das Diabetische Fußsyndrom sein, das in letzter Konsequenz auch eine Amputation nach sich ziehen kann. Zur Vorbeugung gilt es hier, regelmäßig eine Fußinspektion durchzuführen. Kleinste Verletzungen sollten sofort und sorgfältig versorgt werden bzw. von der Ärztin/dem Arzt behandelt werden.
Durch die diabetische Neuropathie können auch weitere Organe Funktionsstörungen aufweisen. So kann es zu Problemen im Herz-Kreislauf-System, im Magen-Darm- sowie im Urogenital-Trakt kommen. Die Folge können Herzrhythmusstörungen, Entleerungsstörungen von Darm und Blase oder Impotenz (erektile Dysfunktion) sein. Als vorbeugende Maßnahme gilt es, auf Alkohol und Rauchen zu verzichten, um die Stoffwechselsituation im Körper nicht zusätzlich zu belasten. Vor allem vermehrter Alkoholgenuss kann eine diabetische Neuropathie zusätzlich begünstigen – bis hin zu einer Polyneuropathie (mehrfache Erkrankung des peripheren Nervensystems). Gut eingestellte Blutzuckerwerte können der Entstehung einer Neuropathie vorbeugen.
Anzeichen von Augenkrankheiten wie der Diabetischen Retinopathie können bei bis zu neun von zehn Diabetikern festgestellt werden. In besonders schweren Fällen kann diese Erkrankung zur Erblindung führen. Bei schlecht eingestellten Diabetikern werden die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut durch Blut und Serum geschädigt, da die Blutgefäße durch einen erhöhten Blutzucker und -druck durchlässig werden.
Die diabetische Retinopathie entwickelt sich über einen langen ohne merkbare Sehstörungen und wird deshalb oft erst spät bemerkt. Aus diesem Grund ist es wichtig für Diabetiker, mindestens einmal im Jahr einen Augenarzt aufzusuchen und die Augen untersuchen zu lassen.
Die Therapie der Retinopathie besteht in den meisten Fällen aus der Versieglung der krankhaft erweiterten Blutgefäße, durch die das Blut und Serum in die Zellen der Netzhaut strömt. Eine Nebenwirkung dieser Behandlungsmethode ist oft eine Verschlechterung der Nachtsicht sowie des Sehens im Randbereich. Die medikamentöse Therapie kann den Verlauf der Retinopathie zwar verlangsamen, aber nicht stoppen oder verhindern.
Das diabetische Fußsyndrom ist u. a. gekennzeichnet durch Läsionen und Gewebedefekte, die Komplikationen hervorrufen. Die Voraussetzung ist eine durch die Neuropathie hervorgerufene Schmerzunempfindlichkeit an den Füßen. Dies hat zur Folge, dass Verletzungen oder Druckgeschwüre oder sogar Wunden (Ulzerationen) nicht rechtzeitig wahrgenommen werden.
Kontrolle ist daher sehr wichtig: Die Füße sollten jeden Abend kontrolliert werden, wobei insbesondere auf kleine Verletzungen, Wunden, Hautverfärbungen, Hornhaut, rissige Haut, Schwielen, Blasen, Fußpilz und eingewachsene Nägel zu achten ist. Einfacher wird die abendliche Inspektion mit einem Handspiegel, so der Diabetes Ratgeber. Um Verletzungen zu vermeiden, sollte nicht mit scharfen Gegenständen wie Nagelhautscheren oder Rasierklingen an den Füßen hantiert werden. Die Zehennägel kann man mit einer Feile kürzen. Die Nägel sollten gerade gekürzt und nicht rund gefeilt werden, um zu vermeiden, dass sie einwachsen.
Ein tägliches Fußbad ist wichtig für die Fußhygiene – aber nicht zu heiß. Der Diabetes Ratgeber rät zu einer Höchsttemperatur von 35 Grad. Und das Fußbad sollte auch nicht zu lange dauern, da die Haut sonst aufweicht, was es Keimen leichter macht, in diese einzudringen. Fünf Minuten sind hier Obergrenze. Damit die Haut nicht austrocknet, sollten Diabetiker eine milde rückfettende Waschlotion mit feuchtigkeitsbindendem Harnstoff verwenden, auch Babyseife ist laut Diabetes Ratgeber geeignet. Starkes Schrubben und Rubbeln vermeiden, da hier schnell Verletzungen entstehen. Hornhaut lässt sich am besten bei nassen Füßen entfernen – Diabetiker sollten hierbei zum Bimsstein greifen, um keine Verletzungen zu riskieren.
Eine diabetische Nephropathie ist eine durch den Diabetes verursachte Schädigung der Nieren, die im schlimmsten Fall zu einem Nierenversagen mit Dialysepflicht führen kann. Sie entwickelt sich oft schleichend über mehrere Jahre. Ein erstes Anzeichen ist eine vermehrte Eiweißkonzentration im Urin (Albuminurie), die dadurch zustande kommt, dass das Filtersystem der Nieren nicht mehr richtig arbeitet.
Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Das liegt daran, dass bei vielen Diabetikern die Knochendichte geringer ist als bei gesunden Menschen. Die Ursache hierfür ist das Fehlen des Hormons Insulin, welches die Knochenbildung anregt.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen können dazu beitragen, die Entstehung von Osteoporose frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Weitere vorbeugende Maßnahmen sind laut Apotheken Umschau eine kalzium- und Vitamin D-reiche Ernährung sowie der Verzicht auf Alkohol und Tabakkonsum. Die Therapie der Osteoporose erfolgt i. d. R. medikamentös. Die meisten Medikamente wirken direkt im Knochen indem sie den Knochenabbau abschwächen oder den Knochenaufbau stärken.
Laut Diabetes Ratgeber sind über 80 % der Typ-2-Diabetiker von Bluthochdruck betroffen und bei den Typ-1-Diabetikern sind es etwa 30 %. Dies erhöht das Risiko für Gefäßerkrankungen und kann einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt begünstigen sowie zu Augen- oder Nierenschäden führen. Wie der Diabetes Ratgeber informiert, haben Diabetiker, die unter Bluthochdruck leiden ein mehrfach erhöhtes Risiko, weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.
Daher ist es wichtig, Bluthochdruck konsequent zu behandeln. Dies kann medikamentös erfolgen (z. B. durch ACE-Hemmer), jedoch trägt auch ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität zur Regulierung des Blutdrucks bei. Als Richtwert für den gilt ein Wert von etwa 140/90 mmHg.
Durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel können die Nerven von Diabetikern geschädigt werden. Da diese auch für die Steuerung der Blasenentleerung verantwortlich sind, kann es in der Folge zu einer Blaseninkontinenz kommen.
Eine gestärkte und trainierte Beckenbodenmuskulatur kann vorbeugen und Abhilfe schaffen, wenn es bereits zur Blasen- oder auch Schließmuskelschwäche gekommen sein sollte. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, die Beckenbodenmuskulatur durch entsprechendes Training zu stärken. Bei der Elektrostimulation beispielsweise wird der Schließmuskel ohne Zutun des Betroffenen durch elektrische Stromimpulse ausgelöst. Die zugehörigen Elektroden werden mit einer Sonde in die Scheide oder in den After eingeführt. Vor allem bei der Dranginkontinenz kann auch eine medikamentöse Therapie mit sog. Anticholinergika infrage kommen. Die Einnahme dieser Medikamente soll den Harndrang reduzieren.
Die wichtigste Vorsorgemaßnahme, um Folgeerkrankungen bei Diabetes zu vermeiden, ist ein gut eingestellter Blutzucker. DiabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe empfiehlt, alle drei Monate beim Hausarzt Gewicht, Blutzucker, Füße und Blutdruck kontrollieren zu lassen. Zudem sollte man ein- bis zweimal jährlich einen Check auf Nervenerkrankungen durchführen lassen, das Blut zur Bestimmung des Cholesterinspiegels, die Gefäße durch Abhören mit dem Stethoskop sowie die Nieren mittels Urin- und Blutprobe untersuchen lassen. Auch die jährliche bis halbjährliche Kontrolle beim Augenarzt gehört für Diabetiker zum Pflichtprogramm. Diabetiker sollten diese Punkte mit ihrem behandelnden Arzt besprechen. Um die Orientierung zu behalten und keine Untersuchungen zu vergessen, bietet sich es sich zudem an, einen Gesundheits-Pass Diabetes zu führen.
Quelle: Befund Diabetes Österreich 2/2015