Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Bevor neue Medikamente oder andere Behandlungsmöglichkeiten wie medizinische Geräte bei einer Erkrankung auf den Markt kommen, werden sie in klinischen Studien getestet. Dies ist auch bei Diabetes der Fall. Derzeit laufen mehrere Studien in Deutschland für Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes.
Bei einer klinischen Studie werden neue Behandlungsmethoden bzw. Medizinprodukte systematisch an einer Gruppe von freiwilligen Probanden angewendet und beobachtet und mit bekannten Behandlungsmethoden verglichen. Klinische Studien werden ärztlich betreut, der Ablauf wird durch vorher definierte Kriterien geregelt. Durchgeführt werden sie in der Regel an sog. Prüfzentren, wie Forschungseinrichtungen, Kliniken oder Arztpraxen.
Bevor ein Medikament wirklich genehmigt wird und auf den Markt kommt, muss es in mehreren Phasen getestet werden. Bei Phase-I-Studien geht es darum, die richtige Dosis und die optimale Form der Verabreichung zu finden – ist das Medikament wirklich unbedenklich und verträglich? In Phase II wird das Medikament an mehr Probanden in seiner Wirksamkeit getestet – also ob es zur Behandlung von bestimmten Erkrankungen geeignet ist, informiert die Universität Regensburg. Phase-III-Studien arbeiten mit einer großen Zahl, mitunter tausenden von Probanden. Hier wird oft eine Studiengruppe mit einer sog. Kontrollgruppe verglichen. Die Teilnehmer werden nach dem Zufallsprinzip in eine Gruppe eingeteilt – die Studiengruppe erhält das zu prüfende Medikament, die Kontrollgruppe die Standardtherapie oder ein wirkungsloses Präparat, ein Placebo. Erst nach Phase III kann das Medikament zugelassen werden, manchmal schließen sich danach aber noch Phase-IV-Studien mit noch mehr Teilnehmern an, die die bisherigen Ergebnisse bestätigen sollen.
In allen Phasen werden die Studienteilnehmer engmaschig überwacht und ärztlich betreut. Bei schweren Nebenwirkungen wird die Studie abgebrochen. Für die Teilnahme an Studien erhalten die Teilnehmer i. d. R. eine finanzielle Aufwandsentschädigung. Ob eine Teilnahme möglich ist, wird anhand bestimmter Kriterien entschieden, die die Teilnehmer erfüllen müssen. Das kann das Alter sein, Vorerkrankungen, die nicht vorhanden sein dürfen – ober aber sogar vorhanden sein sollen, der Diabetes-Typ, Erkrankungsdauer, Behandlungsart usw.
Nicht immer geht es in Studien darum, neue Medikamente zu testen. Manchmal geht es auch um Erkrankungsverläufe und andere Einflüsse auf die Erkrankung. Ein Beispiel für eine solche Studie, die im Bereich Diabetes derzeit an sieben Standorten in Deutschland durchgeführt wird, ist die Deutsche Diabetes-Studie (DDS). Die DDS ist eine Langzeitstudie, bei der Menschen mit einem neu-diagnostizierten Typ-1- oder Typ-2-Diabetes von Erkrankungsbeginn an über zehn Jahre hinweg beobachtet werden, berichtet das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Dabei sollen auch frühzeitig auftretende Warnzeichen für spätere Komplikationen erfasst und alle zugelassenen Behandlungsmöglichkeiten parallel miteinander verglichen werden. Auch genetische Einflüsse auf den Verlauf des Diabetes werden untersucht. Neue Medikamente werden in der DDS indes nicht verabreicht.
Wer sich darüber hinaus dafür interessiert, an einer klinischen Studie teilzunehmen, kann sich bei Diabeteszentren, Forschungseinrichtungen oder auch Unikliniken informieren, die einen diabetologischen Schwerpunkt haben. Hier gibt es auf den Webseiten meist einen Bereich „Klinische Studien“, unter dem sich recherchieren lässt, ob es passende Studien gibt.
Quelle: Befund Diabetes 4/2017