Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Menschen mit Diabetes können unterschiedliche Folge- und Begleiterkrankungen bekommen. Dazu gehört auch die Entwicklung einer Inkontinenz.
Wenn man den Urin beim Lachen oder Niesen nicht mehr richtig einhalten kann, alle 15 Minuten auf Toilette muss oder beim Sport befürchtet, dass etwas „daneben“ gehen können, ist die Scham häufig groß. Dennoch sollte man seinen Arzt auf eine mögliche Inkontinenz ansprechen – denn es gibt Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, informiert diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Inkontinenz ist keine seltene Erkrankung – geschätzte fünf bis acht Mio. Menschen leiden in Deutschland darunter. Menschen mit Diabetes sind deshalb davon betroffen, weil es bei ihnen durch zu hohen Blutzucker zu Störungen und Schädigungen des Nervensystems kommt – und diese können auch die Kontrolle über Blase und ggf. den Darm vermindern. Daher ist die erste Maßnahme für Menschen mit Diabetes, ihren Blutzuckerwert möglichst gut einzustellen.
Häufig sind Frauen von Blasenschwäche – nicht zuletzt durch Gebären von Kindern – betroffen. Beckenbodengymnastik kann bei unwillkürlichem Harnverlust helfen. Ergänzend kann eine Magnetstimulationsbehandlung zum Einsatz kommen. Einigen Frauen in den Wechseljahren hilft auch die lokale Anwendung des Hormons Östrogen. Die medikamentöse Behandlung besteht in der Gabe von sog. Anticholinergika. Das sind Medikamente, die den Harndrang reduzieren. Sie können laut diabetesDE aber auch Nebenwirkungen haben, wie Verstopfung, Mundtrockenheit, schneller Pulsschlag oder Sehstörungen. Nach Angaben der Apotheken Umschau gibt es seit 2014 zudem ein weiteres Medikament gegen eine überaktive Blase – ein sog. Beta-3-Adrenozeptoragonist, der zur Verfügung steht, wenn Anticholinergika nicht mehr richtig wirken oder deren Nebenwirkungen zu stark sind.
Medikamente, die oft zusätzlich verordnet werden, sind Loperamid oder Flohsamenschalen. Zur hygienischen Versorgung sind zudem verschiedene Arten von Einlagen oder bei Stuhlinkontinenz auch Analtampons erhältlich. Um den Beckenboden zu stützen, gibt es zudem Hilfsmittel zum Einführen, wie die sog. Pessare.
Wenn herkömmliche Methoden keine Wirkung zeigen, gibt es zudem operative Möglichkeiten, wie das Einsetzen eines Blasenbandes, informiert das Universitätsklinikum Heidelberg. Eine weitere Möglichkeit ist das Spritzen von Botulinumtoxin in die Blase, ein Vorgehen, was auch bei Menschen mit Diabetes mit einer sog. neurogenen Blase angewendet wird sowie das Setzen eines sog. Blasenschrittmachers. Operative Methoden speziell bei Männern mit Belastungsinkontinenz sind das Legen eines künstlichen Schließmuskels oder einer sog. adjustierbaren oder funktionellen Schlinge, so die Apotheken Umschau.
Inkontinenz kann bei langjährigem Diabetes nicht nur die Blase, sondern auch den Darm betreffen. Eine Stuhlinkontinenz wird mit Beckenbodengymnastik sowie dem sog. Biofeedback-Training behandelt, bei dem Patienten lernen sollen, besser auf die Körpersignale des Darmes zu achten. Eine Elektrostimulation soll hingegen die Schließmuskelfunktion verbessern, so die Apotheken Umschau. Zu den operativen Maßnahmen gehören u. a. die sog. sakrale Neurostimulation, Operationen am Schließmuskel oder das Legen eines künstlichen Darmausganges (Stoma).
Quelle: Befund Diabetes 3/2016