Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Mehr als die Hälfte der Typ-2-Diabetiker in Österreich leiden an Bluthochdruck (Hypertonie), aber auch Typ-1-Diabetiker kämpfen oft mit Hypertonie. Univ. Prof. Dr. Thomas C. Wascher, Vorsitzender der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), erklärt im Interview die Zusammenhänge zwischen Bluthochdruck und Diabetes und gibt Auskunft über mögliche Therapien.
Beide Krankheiten stehen in einem sehr engen Zusammenhang. Außerdem sind beide Risikofaktoren für Arterienverkalkung und damit für Schlaganfall und Herzinfarkt. Betroffene Patienten, die sowohl an einem Diabetes mellitus wie auch an einer Hypertonie erkrankt sind, haben daher ein besonders hohes vaskuläres Risiko.
Sehr häufig an Bluthochdruck leiden Patienten mit Typ-2-Diabetes. Dieser geht dem Diabetes oft um Jahre voraus. Patienten mit Typ-1-Diabetes andererseits entwickeln meist erst nach langer Diabetesdauer und in höherem Alter einen Bluthochdruck.
Bei den Typ-2-Diabetikern sind es sicherlich 75–90 %, bei Typ-1-Diabetikern würde ich die Zahl auf rund 15–50 % schätzen, je nach Alter.
Da ist in erster Linie das Körpergewicht – also Übergewicht und Adipositas – als Risikofaktor zu nennen. Allerdings auch Bewegungsmangel, salzreiche Ernährung sowie natürlich auch eine oft genetisch bestimmte familiäre Veranlagung (Disposition).
Definitionsgemäß liegt bei einem Blutdruck von über 140/90 mmHg eine Hypertonie (Bluthochdruck) vor. Dabei reicht es, wenn einer dieser Werte über dem Limit liegt. Im besten Fall sollten die Patienten unter Therapie 135–140/80–85 mmHg erreichen.
Das hängt von der Schwere und Stabilität der Erkrankung ab, aber zumindest dreimal wöchentlich sollten die Patienten ihren Blutdruck schon kontrollieren.
Die Selbstkontrolle des Blutdruckes ist, so wie auch die Selbstkontrolle des Blutzuckers, ein wichtiges Kontrollinstrument. Geachtet werden sollte darauf, das ein geeignetes (oszillometrisch messendes) Blutdruckmessgerät verwendet wird und, dass in reproduzierbaren, stressfreien Situationen kontrolliert wird, also z. B. nicht unmittelbar nach dem Aufstehen morgens.
Sehr häufig gar keine, deshalb wird Bluthochdruck auch oft erst nach vielen Jahren diagnostiziert. Nur bei krisenhaften Blutdruckanstiegen kommt es zu Symptomen wie Kopfschmerz, Luftnot, Hitzegefühlen oder auch Angina Pectoris (Brustenge).
Einerseits das erhöhte Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Andererseits werden aber auch typische diabetische Spätschäden wie Retinopathie und Nephropathie verschlimmert.
Da ist einerseits die Lebensstilintervention – Gewichtsreduktion, Ausdauerbewegung und Reduktion des Salzkonsums. Andererseits auch die medikamentöse Therapie, wenn die Lebensstilmaßnahmen, wie leider meistens, nicht ausreichend wirksam sind.
Wenn sie konsequent umgesetzt wird, kann durch eine Lebensstiländerung sehr viel erreicht werden. Blutdruckreduktionen bis zu 30/20 mmHg sind dadurch möglich. Bei der Auswahl geeigneter Medikamente muss individuell auf die Situation jedes einzelnen Patienten eingegangen werden. Durch eine konsequente Behandlung können natürlich auch die Folgekrankheiten reduziert werden.
Als erster Ansprechpartner dient sicherlich der Hausarzt, allerdings bieten viele Selbsthilfeorganisationen, Apotheken, wie auch die Österreichische Diabetes Gesellschaft Informationen an.
Quelle: Befund Diabetes Österreich 2/2014