Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
In der modernen Diabetologie fällt immer wieder der Begriff Empowerment in Bezug auf den Patienten – doch was steckt genau dahinter und inwiefern ist Empowerment für die Therapie von Diabetes hilfreich?
Empowerment bedeutet übersetzt Ermächtigung oder Selbstbefähigung. Das aus der Psychologie stammende Konzept zielt darauf ab, den Menschen zu ermächtigen, sein Leben eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu gestalten. Im Zusammenhang mit Diabetes wird der Begriff Empowerment oft im Rahmen der Diabetesschulungen gebraucht, deren Ziel es ebenfalls ist, den Patienten zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit seinem Diabetes und damit auch seiner Lebensführung zu ermächtigen.
Studien aus der Psychologie zeigen beispielsweise, dass Menschen, die ihr Leben selbstbestimmt gestalten, ein höheres körperliches und psychologisches Wohlbefinden aufweisen. Wichtig ist jedoch auch, dass Änderungen der Lebensgewohnheiten, wie sie bei der Diabetestherapie notwendig sind, „im Einklang mit den persönlichen Überzeugungen, Fähigkeiten und Zielen stehen und hierfür eine Motivation vorhanden ist“, schreibt Prof. Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Das bedeutet, dass Menschen mit Diabetes in einer Schulung nicht die „richtige“ Lebensführung vorgeschrieben bekommen, sondern mithilfe des dort vermittelten Wissens selbst entscheiden, welche Dinge man in seiner Lebensführung verändern möchte und wie man mit seiner Diabeteserkrankung leben will, heißt es weiter. „Die einzig wahre und dauerhaft positive Veränderung kann nur durch und in einem selbst stattfinden. Übersetzt man daher die Begriffe Empowerment, Selbstmanagement anders, dann klingen sie schon freundlicher: Hilfe zur Selbsthilfe, um den eigenen Weg, den eigenen Lebensstil im Umgang mit dem Diabetes zu finden“, betont Prof. Kulzer.
Warum ist Empowerment wichtig? Zum einen geht es darum, eine neue Ebene zwischen Arzt und Patient zu finden – die Trennung zwischen allwissendem Mediziner und unmündigem Patienten gilt als überholt. In der modernen Diabetestherapie muss der Arzt sich zwar verantwortlich für die medizinischen Entscheidungen zeigen – die Ausführung liegt jedoch beim Patienten. Dem behandelnden Arzt kommt dabei eher eine Rolle als Berater und Unterstützer zu.
Empowerment lohnt sich jedoch auch ganz konkret für den Patienten. So zeigte eine Untersuchung an mehr als 400 Diabetespatienten: Je höher bei ihnen das das Empowerment ausgeprägt war, desto niedriger waren für sie die persönlichen Belastungen, die mit dem Diabetes verbunden sind.
Quelle: Befund Diabetes 1/2017